National Institute of Informatics - Digital Silk Road Project
Digital Archive of Toyo Bunko Rare Books

> > > >
Color New!IIIF Color HighRes Gray HighRes PDF   Japanese English
0075 China : vol.1
China : vol.1 / Page 75 (Color Image)

New!Citation Information

doi: 10.20676/00000260
Citation Format: Chicago | APA | Harvard | IEEE

OCR Text

 

 

BERICIITIGUNG DER ALTEN ANSICHT VON I)ER HOHEN TARTAREI.

23

im Jahr 183o die russischen Gelehrten Fuss und V. BUNGE die Höhen einiger w

Stationen auf der Strasse von Peking nach Kiakhta barometrisch bestimmten i und dadurch nachwiesen, dass der mittlere Theil des Weges durch eine grosse Depression führe, die kaum 2400 Fuss Höhe erreiche , während die grössten Anschwellungen im Betrage von mehr als 5000 Fuss Höhe , sich am Südrand des Plateau's und im Quellgebiet der ersten nach Norden abfliessenden Ströme , der Tola und des Kerulun , befänden. Gleichzeitig, und ehe er von diesen Resultaten Kenntniss haben konnte, wies CARL RITTER darauf hin 2) , dass der gerühmte Reichthum der Oase Hami an Früchten auf eine tiefe Lage wenigstens dieses Theiles von Central-Asien deute, und HUMBOLDT gab seinen Vermuthungen darüber einen bestimmten Ausdruck in Zahlen3) . Nach jenen ersten Beobachtungen und Betrachtungen, welche die frühere Anschauung erschütterten, währte es lange Zeit bis das hypsometrische Bild von Central-Asien weitere Bereicherungen erfuhr. Das letzte Decennium aber hat deren so viele gebracht, dass wir uns nun , mit Zuhülfenahme der chinesichen

  1. Diese wichtige Reise wurde zwar im Jahr 1830 ausgeführt ; aber die Resultate gelangten erst 1833 in den Schriften der Petersburger Akademie zur Veröffentlichung. Auch HUMBOLDT erhielt im Sommer 1833 die erste Kunde davon. — S. die interessanten Notizen und Auszüge im Briefwechsel ALEX. V. HUMBOLDT's mit BERGHAUS Leipzig 1863. Bd. 2. S. 16 und 20 bis 42.

  2. z. B. Asien Bd. 1, S. 359.

  3. Zuerst in »Fragmente einer Geologie und Klimatologie Asiens «, deutsch von Lö\ENBERG , Berlin 1832. S. 149 ; dann mehrfach in Asie Centrale. Auf der zu letzterem Werk gehörigen Karte finden sich zum ersten Mal sowol die gemessenen als eine Anzahl geschätzter Höhen eingetragen. Die Cultur der Baumwolle in Kashgar, Khotan, Aksu und Ku-tshe, sowie der Rebe und Granate, erlaubte mit Sicherheit den Schluss, dass diese Orte eine Höhe von 7 bis 8000 Fuss nicht erreichen könnten. Kashgar wurde zu 600, der Lop-See zu Zoo Toisen angesetzt. An die Stelle der veralteten Benennung »hohe Tartarei« setzten HUMBOLDT und RITTER diejenige des »östlichen Hoch-Asien», im Gegensatz zum »westlichen Hoch-Asien«, das sich von Persien nach Klein-Asien erstreckt. Allein auch dies sind unbestimmte Begriffe, zwar für die allgemeine Anschauung recht gut geeignet, aber einer genauen Präcision kaum fähig. Denn wenn die weite Niederung um den See Lop-nor, deren Meereshöhe wahrscheinlich bis nahe an 2000 Fuss herabgeht, zu Hoch-Asien gerechnet wird, so können wir, da doch die Höhenverhältnisse allein entscheiden müssten, unmöglich die Hochgebirgsländer , welche sich vom östlichen Tibet in allmäligen Abstufungen bis zum chinesischen Meer und in die hinterindische Halbinsel erstrecken, von der Benennung »Hoch-Asien« ausscheiden. Nimmt man die Anordnung der Höhenverhältnisse zum Ausgangspunkt der Eintheilung , so ergibt sich eine ganz andere Art von Gliederungen , wie ja auch die beiden grossen Geographen sie mit bewundernswürdigem Scharfblick durchzuführen versucht haben. Der einheitliche Oberflächencharakter der Steppenländer über weite Strecken , der bei der Ausdehnung der Anwendung des Namens »Hoch-Asien« gewiss eine Rolle gespielt hat, darf von diesem Gesichtspunkt aus nicht berücksichtigt werden. Hätte das Tarym-Becken reichen Niederschlag und einen Abfluss nach dem Meer, und erstreckte sich üppiges Culturland durch die sanften Flächen der Dsungarei nach der Gegend des Lop-Sees und nach Kashgar, so würde sich die Neigung zu jener Zusammenfassung in einen Gesammtbegriff kaum herangebildet haben. Es ist eben nicht die Meereshöhe, sondern die besondere Eigenschaft der Abflusslosigkeit, und der Salzgehalt in den centralen Theilen der einzelnen Becken, was den einheitlichen Charakter von Central-Asien bestimmt. — Herr von SCHLAGINTWEIT beschränkt die Anwendung des Namens Hoch-Asien auf die mächtige Anschwellung, die vom Himâlaya und Kwen-lun eingeschlossen ist. Allein abgesehen davon , dass dieses Gebiet räumlich zu wenig bedeutend ist, um es zweckmässig erscheinen zu lassen , darauf eine modificirte Form des für den ganzen Continent gebräuchlichen Namens anzuwenden, wird auch die Abgrenzung des Begriffes, gerade dort wo die Anschwellung am breitesten ist, im Quellgebiet der ostasiatischen Ströme ersten Ranges, völlig unbestimmt, während andererseits die Bodenanschwellung Tiber den Ilindu-kush nach Persien und über die Pamir-Pässe hinweg nach dem Tiën-shan fortsetzt , und der letztere wenigstens, wenn Höhenverhältnisse maassgebend sind, nicht ausgeschlossen werden dürfte.

~~-