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0570 China : vol.1
China : vol.1 / Page 570 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000260
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504 X. CAPITEL. ENTWICKELUNG DES AUSWÄRTIGEN VERKEHRS. 58-150 n. Chr.

fahrt der Südländer . dass wir über dieselbe bis zum fiten Jahrhundert nichts erfahren. Es würde mithin der Annahme nichts im Wege stehen , dass schon lange vor unsrer Zeitrechnung die Bewohner von Tong-king, Kwang-tung und Fo-kiën den Küsten entlang Fahrten in entlegene Gegenden ausführten.

Ehe wir auf die Seereisen , welche von Westen her nach jenen Küsten unternommen wurden, eingehen, müssen wir etwas näher den Namen betrachten, unter dem das Land den Westvölkern bekannt wurde , und welcher nach und nach in seinen verschiedenen mittelalterlichen und heutigen Formen ( Tshin, Tshina, Thinistait, China u _ s. w.) auf das chinesische Reich übertragen worden ist. Seitdem MARTIN MARTINI die Vermuthung aufgestellt hat, dass diese Namen ihren Ursprung in demjenigen der TsIN-Dynastie haben , welche durch ihre Macht der Schrecken von Asien zu Land und zur See gewesen sei 1) , ist diese Ansicht zur allgemeinen Annahme gelangt und fast zum Axiom geworden. Wir hatten bereits der Versuche zu gedenken , in den Siniin von JESAIAS , den MMrtshin der Perser vorchristlicher Zeit und den Tshind der alten Inder die Chinesen zu erweisen und diese Namen von der TSIN-Dynastie abzuleiten 2) . Wir konnten die Argumente zu Gunsten der letzteren beiden Namen vollständig widerlegen , während es sich heraustellte , dass der Siniin zu einer Zeit Erwähnung geschieht, als die TSIN ein sehr unbedeutendes Fürstenhaus waren, dessen Land überdies beinahe durch die ganze Breite Asien's von Babylon getrennt war. Zur Zeit der höchsten Gewalt der TSIN fanden wir keine Spur ihres Namens bei den Westvölkern angewendet. Auch liess es sich erweisen, dass ihre Macht nicht über den Gelben Fluss hinaus reichte, und Kämpfe mit den Steppenvölkern sich auf Grenzkriege beschränkten. Als dann die HAN-Dynastie auf den Thron gelangte, da nannten die Chinesen selbst sich >> d a s Volk der H a n « und gaben keine Veranlassung zur Wanderung des Namens Tsin über die Steppen. Vergebens forschen wir nach ihm bei griechischen und römischen Schriftstellern während des ganzen zweiten und ersten Jahrhunderts v. Chr. Für PoMPONIUS MELA waren die Inder, die Serer und die Skythen die Bewohner des

äussersten Ostens der bekannten Erde. Der Tsin oder Sinae erwähnt er mit keinem Wort. Wo ist da der nach dem fernen Westen sich erstreckende Weltruf des

Hauses TSIN ? wo auch nur der geringste Anhalt zu der so allgemein angenom-

menen Theorie ? Die erste Nachricht von jenem Volk bringt, wie ich sogleich zeigen werde, der Periphts des Erythräischen Meeres am Ende des ersten Jahrhunderts n. Chr., und zwar bei Beschreibung der Schifffahrt nach dem fernsten Theil des Oceans. Wir können mit voller Sicherheit den Satz aufstellen , dass die mit

Tsin verwandten Namen für China und die Chinesen niemals zu Land nach anderen Gegenden gewandert sind. Allerdings werden wir einiger Stellen zu gedenken haben , aus denen hervorgeht , dass schon früh einzelne Geographen das zur See erkundete Land Tsin mit dem Sererland zu identificiren suchten. Aber diese Idee

i) Novus Atlas Sitzensis a MARTINO MARTINIO Soc. 7esu. Wien 1655. Dies ist die älteste Quelle, zu welcher ich die Theorie zurück zu leiten vermochte.

2) S. oben S. 436-442.