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0302 China : vol.1
China : vol.1 / Page 302 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000260
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248 VII. CAPITEL. DAS GEBIRGS-GERÜST VON CENTRAL-ASIEN. 2. DER KWEN-LUN.

theil wegen der bedeutenden Aufbiegungen und Faltungen nur ein in hohem Grade unebenes Land hervorbringen würde , sondern sie beruhen auf secundären Vorgängen, und sie würden, wenn ein feuchtes Klima einträte , schnell verschwinden. Sie erschweren das Erkennen des Grundreliefs. Um die leitenden Züge desselben darzulegen, müssten wir die einzelnen, aus der verhüllenden Decke emporragenden Theile der Gebirge wesentlich nach ihrem Bau betrachten ; denn dadurch nur könnte es sich ergeben, was zusammengehört und was zu trennen ist. Es lässt sich dies jetzt nur in der unvollkommensten Weise durchführen. In der ersten, aus Syenitgneiss und silurischen oder vorsilurischen! grünen Schiefern bestehenden Zone allein sind, wie es scheint, eine Reihe von Ketten zu unterscheiden , welche mit mehr oder weniger Regelmässigkeit dem oberen Indus und dem nordwestlichen Himálaya parallel streichen , und unter denen die gewaltige D a p s a n g- K e t t e die grösste Höhe erreicht.

Bis weitere Untersuchungen vorliegen , wird es den wirklichen Verhältnissen mit überwiegender Wahrscheinlichkeit entsprechen , wenn wir den Zug des Karakorum als eine besondere, durch das Vorkommen von Steinkohlen- und Trias-Formation charakterisirte Zone von dem Dapsang trennen , anstatt , wie es geschehen ist, die Kammlinie des letzteren in grossem Bogen, der Wasserscheide des Shayok entlang , erst weit nach Norden , und dann noch viel weiter herab nach Süden, nach Tshangtshenmo oder bis an den Pangong-See, zu führen.

Vom Karakorum bis zum Südfuss des Kwed- lun ist das Gebirgsland noch wenig erforscht und wegen seiner Einhüllung schwierig zu verstehen.

Wenden wir uns endlich zum Kwen-lun , und zwar zu demjenigen Theil desselben, welcher einigermassen bekannt geworden ist und zunächst östlich und westlich vom Karakash-Durchbruch liegt , so tritt uns hier eine grössere Einheit und Geschlossenheit entgegen. Das Gebirge erhebt sich wie eine einzige mächtige Mauer. Eine auf einem Wechsel von Längsthälern und trennenden Anschwellungen beruhende parallele Anordung der Oberflächenformen ist bisher nicht nachgewiesen worden ; nur im Ki-liën-Gebirge könnte man geneigt sein eine der Hauptkette parallele und von ihr abgetrennte Erhebung zu erkennen.

Ein grosser und bemerkenswerther Contrast zwischen den verschiedenen Gebirgsketten bietet sich in Hinsicht auf die Höhenverhältnisse und Oberflächenformen. Im Kwen-lun sind, wie ich bereits anführte, die Schroffheiten der Oberfläche , wie hoch aufragende Gipfel und scharfe Gräte , längst abgetragen , und sie haben sich

1; Der Name Muz-tagh oder Eisgebirge wird so vielfach angewendet, dass er keine zweckmässige Bezeichnung für eine bestimmte Kette bildet. Es schien mir daher geeignet, den Namen des 8619 Meter hoch aufragenden Gipfels auf die Riesenkette zu übertragen, die er beherrscht. Auf den Karten der Trigonometrical Surveyy ist er als K2 bezeichnet , während auf den in Europa verfertigten Karten der Name Dapsang gebräuchlich geworden ist. Auf Grund dessen habe ich mich auf den vorhergehenden Seiten bereits häufig der Benennung »Dapsang-Gebirge« bedient. Zu spät für eine Aenderung erfahre ich aus einer mündlichen Mittheilung des Col. MONTconir.RIE, dass der Name Dapsang dem Hochgipfel von den Eingebornen nicht beigelegt wird , sondern von den weit entlegenen Dapsang plains fälschlich auf denselben ibertragen worden ist.