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0799 China : vol.1
China : vol.1 / Page 799 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000260
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RÜCKBLICK.

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Atmosphäre zurückkehren, um nur auf diesem Weg ihre Geburtsstätte, das Meer, wieder zu erreichen , während in den peripherischen Ländern die Gewässer diesem oder den grossen von ihm zurückgelassenen Wasserbecken zuströmen und in ihrem Lauf neben einer unendlichen Mannigfaltigkeit der Formen die Bedingungen zur Culturentwickelung des Menschen schaffen , indem sie jene Zerstörungsproducte in der geeignetsten Form zur Ablagerung bringen. In den Steppen bot die Völkerbewegung das einförmige , aber unstete Bild des Oceans. Führen wir uns noch einmal ihre allgemeinen Phasen vor Augen , so sehen wir bald die Stämme ruhig darüber hingelagert, scheinbar regungslos , und doch dort, wo von dem Rand der Steppen die Gewässer nach dem Meer fliessen, in leichter Brandung an die Küsten der Culturvölker anschlagend. Aber die Ruhe währt nicht lange. Bald erblicken wir, wo ein Nomadenstamm die Nachbarn bekämpft oder nach dem verlockenden Besitz einer Oase trachtet , eine leichte Errregung, deren Wellen sich eine Strecke weit fortpflanzen, um sich dann wieder auszugleichen ; bald scheint ein Orkan das Völkermeer zu ergreifen ; in wildem Brausen wälzt er sich über die Steppen ; hoch schlagen die Wogen der Brandung , und in mächtiger Fluth stürzen sie sich , 'vo sie einen Ausgang finden , vernichtend über die Culturländer, Zerstörung an die Stelle blühenden Lebens setzend , aber selbst den Boden befruchtend , auf dem eine neue Saat aufsprosst und emporwächst , bis sie einem ähnlichen Schicksal unterliegt. Indem wir die Richtungen dieser Strömungen verfolgten , konnten wir beobachten, dass ihnen im Süden die hohe Gebirgsschwelle von Tibet einen Damm entgegensetzte , den sie nicht überstiegen , während sie im Norden nur selten die eisige Barrière durchbrachen , welche ein unwirthliches Klima ihnen bot. Nach Osten einerseits, nach Westen andererseits, und zum Theil durch den Westen nach Süden — das waren die herrschenden Richtungen der Bewegung. Erst als im Osten die grosse Mauer zur Schutzwehr gegen das begehrenswertheste aller dortigen Culturländer gebaut war , sahen wir die Völkerwellen zurückprallen und mit verdoppelter Kraft der Richtung nach West folgen , wo sie sich im Tarym-Becken an der halbkreisförmigen Umwallung brachen , durch die dsungarische Steppen-Mulde aber einen leichten und natürlichen Ausgang fanden , um sich in Radien nach Nordwesten, Südwesten und Süden weiter zu wälzen. Niemals sahen wir das Völkerbecken sich leeren. So gross auch immer die Massen waren , deren es sich entledigte , stets gebar die Steppe neue Schaaren , und erst in den letzten Jahrhunderten scheint

ein Stillstand eingetreten zu sein.

Dieses abflusslose Land der Steppen, der Nomaden und fliegenden Reiterschaaren war es, welches die Culturländer des Ostens und Westens von einander trennte. Allerdings konnten wir es als wahrscheinlich darstellen, dass dies erst nach einer fernliegen-den und der historischen Forschung entrückten Zeit geschah, in welcher von den einst gesegneteren Ländern an den drei Seiten des Pamir-Gebirges die in Schriftzeichen, astronomischen Kenntnissen und Ackerbau gemeinsam ausgebildeten Uranfänge der Cultur durch die Wanderungen der dort angesessenen Völker nach verschiedenen Richtungen, und darunter auch nach China , getragen worden waren. Durch die