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0789 China : vol.1
China : vol.1 / Page 789 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000260
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REISEN IN DEN KÜSTENSTÄDTEN.

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und ebenso die Vertrautheit mit denselben schafft, als zum Studium und zum Reisen selbst anregt , ihre nicht zu unterschätzenden Verdienste hat , für die wissenschaftliche Kenntniss aber nichts bietet und auch von dem grossen Publikum , für das sie bestimmt ist , vergessen wird , so wie sie durch Neueres , Zeitgemässeres und Fesselnderes ersetzt wird. Die Würze der Darstellung gilt für viele dieser Werke als die empfehlendste EigensOaft ; denn alle jene Weltumsegler, welche der Witz als »Globetrotters« bezeichnet, müssen an jedem einzelnen Platz , den sie dem stereotypen Programm gemäss berühren , dieselben Erfahrungen machen. Allen bieten sich dieselben Menschen , dieselben Sitten zur Beobachtung ; alle bewegen sich in gleicher landschaftlicher Umgebung ; die Bilder färben sich nur ein wenig verschieden je nach der Brille , durch welche der Einzelne die fremde Welt betrachtet. Das Interesse der stetig mit geringen Variationen wiederholten Beschreibungen der Häfen und Hauptstädte von China und Japan beruht daher wesentlich in der Art, wie das Gesehene und Erlebte in der individuellen Auffassung reflectirt, und man lernt bei dem Durchlesen der meisten dieser Bücher Mehr über die Verfasser, ihre Begabung, ihren Charakter und ihre Eigenthümlichkeit, als über die Länder die sie zu beschreiben glauben. Ueberdies sind die grossen Seehafenplätze, in denen sie sich bewegen, europäisch übertüncht, und in ihnen kann man China nicht kennen lernen ; denn um über die Bewohner zu urtheilen, muss man im Stande sein, in ihrer eigenen Sprache mit ihnen zu reden. So gut es auch für das unserem Zeitalter eigenthümliche Verlangen, sich über Länder jenseits des Kreises der alltäglichen Begebenheiten belehren zu lassen , sein mag , wenn derselbe Stoff stets wieder von neuen Beschreibern und in neuen Formen geboten wird , werden wir doch daher im Weiteren auf den ephemeren Theil dieser Literatur nicht eingehen.

Weit erhaben über ihr stehen die Schriften einzelner Reisender, sei es dass sich dieselben durch eine gründliche wissenschaftliche Vorbildung oder das Verfolgen gelehrter Studien auszeichneten , sei es dass sie eine besondere Beobachtungsgabe besassen , oder dass sich ihnen wegen -ihrer hohen socialen Stellung Gelegenheit bot, zu den besten Quellen der Information zu gelangen und in Sphären zu dringen, welche dem Touristen verschlossen sind. Alle Diese haben nicht nöthig, sich auf die Wiederholung des oft geschriebenen zu beschränken, sondern vermögen Neues zu bieten und unser Wissen zu vermehren, oder unsre Anschauungen zu berichtigen. Müssen wir doch selbst einen BASTIAN unter denen nennen , denen es nur vergönnt war , China flüchtig zu berühren. Allein er kam vorbereitet wie Keiner, um den Menschen , seine Sitten und Gewohnheiten , seine Religion und seinen Aberglauben, das Eigenartige seiner Cultur, sowie das, was er darin mit anderen Völkern gemeinsam hat, mit Scharfsinn zu beobachten und philosophisch zu bearbeiten. Denn er hatte die Völker aller Welttheile vorher in einem Umfang besucht, wie wahrscheinlich kein anderer Lebender , und es stand ihm zur unmittelbaren Vergleichung ein sonst noch nicht erreichter Schatz von Kenntnissen in der Ethnographie, Anthropologie und Völkerpsychologie zu Gebote. Daher auch nimmt das

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