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0543 China : vol.1
China : vol.1 / Page 543 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000260
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DAS LAND SERICA DES PTOLEMAEUS.

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karten , und sie erhielten sich bis in das siebzehnte Jahrhundert. Die Bedeutung derselben aufzuklären ist daher eine anziehende Aufgabe der alten Geographie. Ich könnte hier auf die verschiedenen Versuche hinweisen , welche in dieser Richtung hinsichtlich der in Rede stehenden Gebiete gemacht worden sind. Wenn ich es anstatt dessen wage , denselben einen neuen hinzuzufügen , so gebe ich mich zwar keineswegs der Hoffnung hin, das schwierige Problem zu lösen ; doch werden sich auf Grund mancher vorhergehender Betrachtungen und der nicht hinreichend berücksichtigten chinesischen Quellen Anhaltspunkte bieten , um vielleicht hier und da die bisherigen Auffassungen zu berichtigen.

D a s Se r e r l a n d des PTOLEMAEUS. — Es ist bekannt, dass PTOLEMAEUS den Indischen Ocean als ein Binnenmeer südlich von Asien ansieht , das er im Süden durch die Verbindung der Küste von Africa mit der von Ost-Asien abschliesst. Das Meer im Osten der Halbinsel von Malacca ist ihm daher ein Golf jenes eingeschlossenen Oceans. In die Nähe der Ostküste dieses Golfes verlegt er die Hauptstadt des Landes der Slime, welche 1191;2 Grad oder beinahe acht Aequinoctialstunden östlich von Alexandria liegen soll und für ihn die östlichste Grenze des bekannten Landes ist. An die Sinae grenzt im Osten das grosse unbekannte Land , im Westen Indien, im Norden das Land der Seres oder Serica, welches jedoch viel weiter westlich reicht, fast bis zu dem Isiaaits oder Pamirgebirge , und in dieser ganzen Strecke durch den Emodus oder Himâlaya von Indien getrennt ist. Nördlich davon, gegen Sibirien, breitet sich wieder unbekanntes Land aus, das im Osten von Serica fortsetzt und sich demjenigen verbindet, welches östlich von den Sinae liegt.

Serica selbst wird als ein langgestrecktes Trapez beschrieben , das zwischen den 63 sten und 35 sten Breitengrad eingeschlossen ist , im Osten bis zum i 8o sten Längengrad (von den Glücklichen Inseln aus) reicht, und im Westen bis zu einer Linie , die im Norden am i 5o sten Längengrad beginnt und im Süden (unter 35 " Breite; mit dem i 6o sten Längengrad endet , daher von NNW nach SSO gerichtet ist. Im Westen schliesst sich daran Skythia ultra I;naztm.

Es bedarf gegenwärtig keiner Discussion mehr , um zu beweisen , dass Serica das Land ist , in welches die Reisenden kamen , nachdem sie die Flussgebiete des Oxus und Yaxartes verlassen und das östlich von denselben fortsetzende Gebirgsland überschritten hatten , mithin nicht China , sondern das Tarym - Becken , mit einer östlichen Verlängerung in unbekannte Regionen, aus denen in weitester Ferne, fåst an der Grenze der Gegend , welche als terra incognita zugestanden wird, eine Stadt Sera metropolis in nebelhaften Umrissen hervorleuchtet 1) . PTOLEMAEUS selbst

1) Es ist eine reiche Literatur, in welcher die Ansichten über die Lage von Serica discutirt worden sind. Es mögen hier nur einige der bedeutenderen Schriften genannt werden. D'ANVILLE , in seinem grundlegenden Aufsatz : Recherches géographiques et historiques sur la Sérique des Anciens (Ména. de l'Acad. R. des inscr. et Belles Lettres vol. XXXII (1768) p. 573-603), fand, dass mit dem Namen nicht China gemeint sein könne , sondern die Länder westlich davon , jedoch einschliesslich des nordwestlichsten Theiles von Shensi (dem heutigen Kansu). DE GUIGNES Idée générale du commerce et des liaisons que les Chinois ont eues avec les nations occidentales (ebendas. vol. XLVI, 1793, wiewol schon in 1784 gelesen) erklärt sich (p. 56o) gegen diese Ansicht und nimmt Serica fuir China an , wie er dies schon in seiner