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0098 China : vol.1
China : vol.1 / Page 98 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000260
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I. CAPITEL. CENTRAL—ASIEN.

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wir die Reiterschaaren türkischer oder mongolischer Völker über die Steppe jagen und im Fluge ihre Herrschaft ausdehnen. Die Heere wachsen gleichsam aus dem Boden. Denn in kriegerischer Begeisterung schliessen sich ihnen alle Stämme an, welche nicht der Vernichtung preisgegeben werden wollen. Das Steppengebiet von Central-Asien wird ihnen zu klein. Sie stürmen hinab, wo der Ausgang am leichtesten und das Ziel am verlockendsten ist. Nie konnten sie den südlichen Gebirgswall übersteigen, oder aus der Sackgasse von Ost-Turkestan nach Westen hinaus-dringen. Sie wälzten sich entweder nach China hinab , wenn sie dessen Grenzen zu schwach besetzt fanden , oder drangen durch die Dsungarei nach der Aralo-kaspischen Niederung. Selbst mit einer der beiden Richtungen hatten die Mongolen nicht genug : und während sie nach Westen hin halb Europa und das südwestliche Asien überschwemmten, eroberten sie im Osten ganz China, das grösste aber hinfälligste Reich gründend, das je die Weltgeschichte gesehen hat.

Dies sind in kurzen Worten die allgemeinen Charakterzüge der Völkergeschichte von Central-Asien. Es ist ein buntes Völkergemälde, das sich vor unseren Blicken entrollt, und seine Elemente gruppiren sich in der mannigfaltigsten Weise , wenn wir sie in verschiedenen Epochen in's Auge fassen. Manchem Namen begegnen wir von den ältesten bis in die spätesten Zeiten ; aber in jeder einzelnen Periode erblicken wir ihn entweder in einer anderen Gegend , oder in einer wechselnden Ausdehnung der Grenzen , je nach den steigenden oder herabgehenden Machtverhältnissen des Volkes, das ihn trägt. Mancher, der früher gering und bedeutungslos war, umfasst in späterer Zeit weite Landstriche , und verdunkelt in seinem Glanz eine grosse Anzahl anderer Namen, so dass sie vollständig verschwinden, bis später einer oder der andere wieder auftaucht und mancher von ihnen die Rolle siegreicher Ausbreitung übernimmt. Mancher auch sinkt vollständig hinab in das Meer der Vergessenheit. Wenn man die mehr als ein hundert Namen betrachtet, welche uns die Völkertabelle von KLAPROTH darstellt 1) , und die geographische Lage der Sitze, welche ihre Träger inne hatten , mit den Gegenden denen diese entstammen vergleicht , so glaubt man ein buntes , fast unentwirrbares Mosaik vor sich zu sehen, das fortdauernd neue Gestaltungen annimmt, wie die Bilder in einem Kalaidoskop, bei denen es schwer ist , die Fäden der Bewegung zu verfolgen. Noch fehlt es, trotz der vorzüglichen Forschungen , an welche sich glänzende Namen knüpfen, an einer erschöpfenden, verständlichen und zuverlässigen Darstellung der Geschichte Central-Asiens. Es ist hier nicht der Ort , auf ihre Einzelheiten einzugehen. Aber eine Darstellung ihrer grossen Entwickelungsphasen ist geeignet , den Einblick in ihre bereits in einzelnen Fällen angedeutete Abhängigkeit von der Configuration des Bodens zu vervollständigen, und dunkel erkennen wir in den Völkerströmungen leitende Gesetze, welche uns eine ferne Andeutung einer für diese Gegenden geltenden Dynamik ethnologischer Vorgänge gewähren . und deren enge Beziehungen zur geologischen Dynamik der vorhergegangenen Perioden ahnen lassen.

i) Tableaux historiques de l'Asie. Atlas Taf. 1z. Sie begreift die his zum Jahr i000 n. Chr. von den chinesischen Geschichtsschreibern genannten Völker.

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