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0462 China : vol.1
China : vol.1 / Page 462 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000260
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X. CAPITEL. ENTWICKELUNG DES AUSWÄRTIGEN VERKEHRS.

zuziehen , aber sie wurden nicht selbst gehoben , und ihre Fehler wurden daher von aussen nicht abgeschliffen , die Mängel in ihrer geistigen Entwickelung nicht ersetzt. Das dem eigenen Charakter innewohnende Streben nach höherer Gesittung und intellectueller Ausbildung war, neben dem Verlangen nach Erhaltung der Macht über die Nachbarn und jener Reibung , welche bei einer auf festen Principien beruhenden Oberleitung des Staatswesens in einem dichtbevölkerten Land die geistigen Kräfte entwickelt , die einzige Triebfeder des Fortschrittes. Ihrer Moral und Socialpolitik liegt wesentlich Ein Princip zu Grunde, das in der menschlichen Natur begründet, aber von keiner anderen Nation in gleichem Maass für alle Lebensverhältnisse ausgebildet worden ist. Es ist die unbedingte Autorität des Vaters und die unbedingte Verpflichtung €les Sohnes zum Gehorsam gegen ihn. Es bildet in seiner durchgreifenden Anwendung auf Familie , Gesellschaft, Gemeinde und Staat den Grundzug ihrer gesammten Cultur. Auf ihm allein fussten die Koryphäen des Geisteslebens der Nation, wie LAU-TSZÉ, CONFUCIUS ' und MENcIUS, als sie ihre Systeme der Moral aufbauten. Auf ihm beruhen tlle hervorragenden Eigenschaften , welche die chinesische Nation auszeichnen , wie die Achtung vor der vorgesetzten Behörde , die Ehrfurcht vor dem Alter , die strenge Zucht in der Familie und in der Gemeinde , die Beobachtung der Rücksichten gegen Andere, die stoische Zufriedenheit mit dem eigenen Loos, die Nüchternheit, und der ruhige Fleiss, mit welchem Jeder seinem Erwerb nachgeht. Die weisen Lehren des Alterthums bildeten die Richtschnur für das Leben des Einzelnen , wie der Nation.

Auf sie, gleichviel ob sie wirklich das Alterthum geleitet hatten , oder ob es nur aus den gleichen Principien abgeleitete Consequenzen waren, die man dem Alter-

thum unterschob, gründete sich jede Reform. Sie zeichneten der gesammten Entwickelung feste Grenzen vor, welche die Cultur ebenso einengten , wie die Grosse Mauer das Reich nach aussen abschloss. Jede principielle Abweichung von ihnen war verpönt ; die Freiheit und Vielgestaltigkeit der geistigen Bewegung war ausgeschlossen, und damit auch die Grundbedingung des wahren Fortschrittes. Gleich dem Wunderbau der chinesischen Schrift erstarrte derjenige ihrer Civilisation in einem Formalismus, wie ihn kein Beispiel eines anderen Volkes bietet.

Allerdings blieben die Chinesen nicht vollkommen abgeschlossen. Ich werde zu erweisen suchen , dass die Urkeime der Cultur nicht in ihrem Lande selbst

gebildet, sondern von aussen herzugeführt wurden , allerdings in einer der histori-

schen Zeit weit vorangehenden Aera. Nachher lebten sie, soweit wir die Geschichte kennen, durch Jahrtausende in vollster Abgeschiedenheit. Als sie aber nach Erbau-

ung der Grossen Mauer am Ende des 3ten Jahrhunderts v. Chr. von Zeit zu Zeit

die Grenze überschritten , welche sie sich dadurch selbst gezogen hatten , und mit anderen Völkern , denen sie Zutritt in :Ohr Land gewährten , in Berührung kamen,

lernten sie zum ersten Mal die Existenz-fremder Culturen kennen , und sie haben sich nie ohne besondere Veranlassung gesträubt, denselben die Berührung mit ihrer eigenen Cultur zu gestatten. Der Organismus der letzteren jedoch war zu fest gestaltet und zu eigenartig entwickelt, um, trotz vollkommener religiöser und p iilo-

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