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0771 China : vol.1
China : vol.1 / Page 771 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000260
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BEGINN DER PROTESTANTISCHEN MISSIONEN.

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~

Die protéstantischen Missionen.

Es scheint , dass aus dem Interesse, welches in England durch STAUNTON'S Bericht für China erwachte , die erste protestantische Mission nach diesem Land hervorging. Sie begann unter grossen Schwierigkeiten. Ihr Pionier war Rev. Robert MORRISON, welcher im Jahr 1807 nach Macao und Canton kam. Indem er sich sofort mit grossem Eifer auf das Studium der chinesischen Sprache warf, die Bibel übersetzte 1, und ein englisch-chinesisches Lexicon herausgab 2) , zeichnete er einen der Wege vor, in denen sich die Thätigkeit der protestantischen Missionare seither vorwaltend bewegte. Im Lauf der Zeit entwickelte MORRISON eine bedeutende literarische Thätigkeit in englischer und chinesischer Sprache 3) . Für das eigentliche Missionswerk jedoch boten sich erhebliche Schwierigkeiten. Das Verbot, in das Innere des Landes zu gehen, wird zwar gewöhnlich als die grösste hervorgehoben; aber die ganze spätere Geschichte zeigt , dass der Indifferentismus der Chinesen gegen die intellectuellen Seiten der protestantischen Religion am schwersten wog. MORRISON verkehrte auch in Macao und Canton fortdauernd mit Chinesen ; aber doch hatte er erst im Jahr 1814, nach siebenjähriger Anstrengüng, die Freude,

die erste Bekehrung zu vollziehen.   Im Jahr 1813 kam als zweiter Missionar
Rev. W. MILNE , der sich indess schon 1815 nach Malakka zurückzog, um eine Druckerei für chinesische Bücher einzurichten 1; . MORRISON war damit wieder allein gelassen und setzte seine Thätigkeit als Uebersetzer für die East India Company und als Schriftsteller fort, bis zu seinem Tod im Jahr 1834. Er war beinahe ebenso lange in China thätig gewesen als sein grosser Vorgänger RICCI. Dieser hatte bei seinem Tod, 3o Jahre nach seiner Ankunft, Kirchen in den meisten grossen Städten der östlichen Provinzen, und an jeder von ihnen eine ihrem Priester ergebene Ge- meinde als Erfolg seines Unternehmens aufzuweisen. Jener sah als Lohn aller seiner Arbeit nur drei oder vier Convertiten, und es war nicht eine einzige Kirche gebaut. Aber doch konnte er mit Befriedigung auf die Grundlage zurückblicken, welche er, wie er hoffte. für das künftige Missionswerk gelegt hatte ; denn er zweifelte nicht, dass die Massenvertheilung von Bibeln und Tractaten schliesslich zur Massenbekehrung führen müsse. Für die Beschaffung der Bücher hatte er gesorgt, es fehlte nur noch, wie er meinte, die Gelegenheit, sie unter das Volk zu bringen. Zu derselben Zeit, als -er in China selbst wirkte , waren einige Missionare bemüht, unter den chinesischen Ansiedlern in Malakka, Pinang, Singapur und Batavia die christliche Religion zu verbreiten, in der Hoffnung dass die Bekehrten in ihrer Heimath

1) Im Jahr 1814 wurde das Neue Testament in chinesischer Sprache, meist nach MORRISON'S Ueber~etzung, gedruckt, und 1818 erschien die ganze Bibel. Zu gleicher Zeit wurde eine Uebersetzung derselben von Dr. MARSHMAN in Serampur angefertigt und 1822 gedruckt. W. WILLIAMS Middle Kingdonz p. 328.

  1. R. MORRISON, Dictionary of the Chinese language, 6 Bände ; Macao, 1817-1822. Obgleich es die Grundlage für die zahlreichen späteren Wörterbücher bildet und zum Theil veraltet ist, behauptet es

doch noch immer einen hohen Rang.

  1. Seine Werke waren damals nicht ohne Bedeutung, sind aber längst durch bessere überholt.

  2. Es erschien damals unter seiner Leitung die nicht unwichtige Zeitschrift The Indo-Chinese Glea-

ner, Malakka 1817-1822,