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0037 China : vol.1
China : vol.1 / Page 37 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000260
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UEBERSICHT DER REISEN DES VERFASSERS IN CHINA.

XX XI

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entsprach dem geringen Standpunkt der Zeit, in der er lebte. Als dann die Jesuiten in den ersten zwei Decennien des folgenden Jahrhunderts die grosse Auf-

gabe der Berichtigung der Karte von China durch die Ausführung einer grossen Zahl astronomischer Ortsbestimmungen übernahmen , da zeigten sie zwar bedeutende Kenntnisse in der Mathematik und ihrer praktischen Anwendung; aber ihr Interesse ging wenig über die Feststellung der geometrischen Verhältnisse einzelner auf die Kugelfläche projicirter Punkte hinaus. In ihren geographischen Beschreibungen, mit Ausnahme der wenigen Fälle wo sie ihre Reisen schildern, erkennen wir die chinesischen Originale durch die trockne Aufzählung von Städten und Producten wieder. Ihre Karte war durch die Berichtigung der mathematischen Grundlage ein grosser Fortschritt über die chinesische ; aber hinsichtlich der Darstellung der physikalischen Verhältnisse ging sie nicht darüber hinaus, und der grosse D'AN VILLE (I 73 5 j musste seine Phantasie zu Hilfe nehmen . um in ganz theoretischer Weise die Karte mit fingirten Wasserscheidegebirgen zu durchziehen.

Eine weitere Verbesserung ist später nicht geschehen. Unsere heutigen Karten von China stehen daher, wenn wir die durch die glänzende Thätigkeit der Engländer aufgenommenen Küsten und die Unterläufe einiger Hauptströme ausnehmen, noch ganz auf dem Standpunkt von 1735 , und über die meisten Theile des Reiches haben wir spätere Beschreibungen nicht erhalten. Zeigten aber die Jesuiten ein selbst für die damalige Zeit geringes Verständniss für die Geographie , so ist heute auch der Charakter dieser Wissenschaft ein ganz anderer geworden. Die Verhältnisse der Erhebung des Bodens über die Meeresfläche waren damals noch überall unverstanden , und von einer Gesetzmässigkeit in den Richtungen der Gebirge und Thäler hatte man noch keine Ahnung. Ausser der 'Orographie , welche diese Gegenstände behandelt , hat sich erst seit jener Zeit die Geologie entwickelt, und sie ist die Grundlage für das Verständniss der Oberflächenformen geworden. Neben ihr erwuchs die Klimatologie , welche sich mit der Vertheilung der atmosphärischen Bewegungen in den verschiedensten Beziehungen beschäftigt. In der Wechselwirkung derselben mit den Reliefformen und der geologischen Beschaffenheit des Bodens lernen wir die Grundbedingungen für die Erscheinungen der organischen Welt , der Pflanzen , der Thiere und des Menschen kennen und begreifen. Alle diese Gesichtspunkte , welche das Verständniss mancher Theile der Erde in erstaunlichem Grad vertieft und gefördert hatten , waren in China nur in Hinsicht auf wenige Orte, und auch dort nur in rudimentärer Weise , zur Geltung gebracht worden.

Damit war der wissenschaftliche Theil meiner Aufgabe vorgezeichnet. Sie bestand darin , so weit es für die Kräfte eines Einzelnen in einer beschränkten Zeit erreichbar wäre , die Grundlagen für das geographische Verständniss von China festzulegen , die hypsometrischen Verhältnisse in ihren Grundlinien zu bestimmen, die Gesetze in den Streichrichtungen der Gebirge zu finden , den geologischen Bau zu untersuchen , die Ursachen der wunderbaren Beziehungen von China zu den abflusslosen Gebieten Central -Asiens einerseits und zu den Hochgebirgsländern von Tibet andererseits zu erforschen, den Regeln der klimatischen Aenderungen wenigstens einigermaassen nachzuspüren. Ich gab mich nicht der Hoffnung hin , auch nur nach einer von diesen Richtungen etwas Erhebliches zu leisten ,~ und war selbst erstaunt , wie die grossen Züge , in denen der Gebirgsbau des gewaltigen Reiches angeordnet ist , mit wachsender Klarheit vor meine Augen traten , und die Reihe der in ihnen vertretenen geologischen Formationen sich so vollkommen entwickelte, dass ich auch in dieser Hinsicht ein deutliches Bild gewann. In Europa , wenn es