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0670 China : vol.1
China : vol.1 / Page 670 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000260
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600 X. CAPITEL. ENTWICKELUNG DES AUSWÄRTIGEN VERKEHRS. I205—I5I7.

nommen hatte, begannen die mongolischen Fürsten nun selbst Gesandtschaften an den französischen Hof zu schicken und empfingen mit Ehren diejenigen , welche sie von dort erhielten. Schon im Jahr 1288 brauchten sich die Gesandten PHILIPP des Schönen nicht mehr zu prosterniren, und es gingen Botschafter der Khane nach Italien, Frankreich, England und Spanien. Sie selbst predigten den Kreuzzug gegen den gemeinsamen Feind, und dies reichte hin, dass man in Europa die Mongolen beinahe als Christen betrachtete. Dieser Umschwung der Gesinnungen, wie er sich in Europa, und der Interessen, wie er sich in Asien vollzog, ist, ebenso wie die dadurch veranlassten politischen Beziehungen, von ABEL RÉMUSAT umständlich behandelt worden 1). Wurden auch die Hoffnungen der Päpste auf Bekehrung zur katholischen Religion und diejenigen der europäischen Fürsten auf Stützung ihrer Macht nur in geringem Grade erfüllt, so erreichte man doch eine Erleichterung der Handelsbeziehungen. Venedig und , nach der Vernichtung von dessen Handel im Schwarzen Meer, Genua und Pisa mussten davon in erster Linie Gewinn ziehen, und hierin auch lag die erste Veranlassung zu der wichtigsten aller Landreisen des Mittelalters , derjenigen von MARCO POLO , sowie zur Eröffnung jener grossartigen Handelsstrasse , von der wir durch PEGOLOTTI erfahren. Ich werde im Folgenden die Reisen nach dem centralen und östlichen Asien, welche durch ein Jahrhundert, von 1246 bis i 346, ausgeführt wurden , übersichtlich betrachten 2) , um dann den Einfluss zu erörtern, welchen sie auf die Kenntniss Ost-Asiens in Europa hatten.

Der Zeit nach gebührt die Priorität dem Franziscanermönch PLAN CARPIN, welcher vom Papst als Gesandter an den Hof von BATU-Khan geschickt wurde. Er und LAURENTIUS verliessen Lyon am Ostersonntag 1245 , kamen zu König WENZESLAUS von Böhmen, vereinigten sich in Breslau mit dem Mönch BENEDICT, gingen über Krakau nach Kiew, erreichten 6 Tage von dort, bei Kaniew, das Tartarenreich, kamen auch bald zu einem Befehlshaber über 8000 Mann und dann nach

I) ABEL RÉMUSAT, Mémoires sur les relations politiques des princes chrétiens et particulièrement des rois de France avec les empereurs Mongols. 1Mém. de l'Ac. des Inscr. et B. L. vol. VI, 1822, p. 466 ff.

2) Einige dieser Reisen sind, gruppenweise vertheilt, seit Erfindung der Buchdruckerkunst in einer grossen Anzahl von Sammlungen reproducirt worden. So gaben SIMON GRYNAEUS (Basel 1532) und REINECKE (Helmstaedt 1585) die Werke von MARCO POLO und HAYTON heraus ; bei RICHARD HACKLUYT (London 1598) finden sich PLAN CARPIN , SIMON von Saint Quentin , RUBRUQUIS und ODORICH. Die berühmte Sammlung von SAMUEL PURCHAS (His Pilgrinaes, 5 Bände in Fol. London 1625) enthält RUBRUQUIS, MARCO POLO, HAYTON und MANDEVILLE, während ANDREAS MÜLLER in seinem de Chataja disquisitio (1671) die Berichte von MARCO POLO und HAYTON aufgenommen hat. Trotz ihrer auch seither fortgesetzten Reproduction haben doch noch nicht alle diese Reisen eine wissenschaftliche Bearbeitung erfahren. Weitaus die wichtigste und gediegenste Abhandlung über den Gegenstand ist das oft citirte Werk von Colonel HENRY YULE, Cathay and the way thither, London 1866, das wir bis jetzt wegen seiner reichhaltigen Einleitung und der Commentare über Bruchstücke aus RASHID-EDDIN, ABULFÉDA und IBN BATUTA benutzten. Vollständig sind behandelt die Reisen von ODORICH von Pordenone (p. 1-162) und MARIGNOLLI (p. 311-394), die Briefe von Bischöfen und Missionaren aus China (p. 165-250) , und die spätere Reise von BENEDICT GOSS (p. 529-596), die unsrer nächsten Periode angehört. Von noch grösserer Bedeutung ist desselben Verfassers Werk über MARCO POLO, das wir unten besonders erwähnen werden. Vorher war eine Lebersicht der zur Mongolenzeit nach dem Osten unternommenen Reisen von D'AVEZAC auf p. 399-432 seiner Notice sur les anciens voyages en Tartarie et sur celui de 7e an du Pia n de Carpi n en particulier (Recueil de voyages et de 41lémoires publié par la Soc. de Géographie, vol. IV, Paris 1839, p. 399-780) gegeben worden.