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0300 China : vol.1
China : vol.1 / Page 300 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000260
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246 VII. CAPITEL. DAS GEBIRGS-GERÜST VON CENTRAL-ASIEN. 2. DER KWEN-LUN.

Wenn wir nach dieser Darlegung auf die beiden Ansichten zurückgehen, deren erste die Existenz von drei gesonderten Gebirgsketten, dem Himâlaya, dem Karakorum und dem Kwen -1 u n, voraussetzt, während nach der anderen die ganze Anschwellung eins ist, so hat zwar offenbar jede ihre Berechtigung, aber keine entspricht den Verhältnissen genau. Was die Einheit betrifft, so existirt sie einerseits vom physikalisch-geographischen Standpunkt, indem hier im Westen die von Osten her convergirenden Ketten in der That zu einem den Raum zwischen der indischen Ebene und dem Tarym-Becken ausfüllenden Ganzen verwachsen sind und gleichsam Eine Anschwellung bilden, aus der sie einzeln aufragen 1) , andererseits vom geologischen Standpunkt, insofern das ganze südlich von Shah-i-dula gelegene Gebirgsland, einschliesslich des Karakorum , der Dapsangkette und des Himâlaya, nur eine Dependenz des Kwen-lun ist. Allein diese Einheit schwindet, • sobald wir einen weiteren Gesichtspunkt nehmen und die Theile der Anschwellung in ihrem Fortstreichen nach Osten verfolgen. Nur der Kwen-lun behält dorthin seine Richtung und Selbstständigkeit bei ; aber die Anordnung des Gebirgslandes im Süden desselben ändert sich mehr und mehr ; und obgleich die Continuität der Anschwellung noch weithin bestehen bleibt und selbst grössere Dimensionen als im Westen annimmt, wechseln doch die Gebirge, aus denen dieselbe zusammengesetzt ist. Ist daher von theoretischem Gesichtspunkt eine Scheidung verschiedener Theile des Gebirgsganzen nothwendig, so ist eine Zusammenfassung in der Nomenclatur auch aus Zweckmässigkeitsgründen nicht durchführbar, da man in den Namen des Himâlaya unmöglich die Verlängerungen des Kwen-lun in China einschliessen, und umgekehrt nicht in dem letzteren Namen das indische Schneegebirge mit einbegreifen kann. Dagegen dürfte es mit Rücksicht auf das Herrschen von zwei verschiedenen Streichrichtungen gerechtfertigt erscheinen, zwei Gebirgs-Systeme zu unterscheiden, das des Kwen -1 u n mit der Richtung WzN-OzS , und das des nordwestlichen Himâlaya mit derjenigen von NW nach SO, die dann aber weiterhin im östlichen Theil des Gebirges in die West-Ost-Richtung übergeht. Im Himâlaya-System lassen sich dann wieder Unterabtheilungen aufstellen, von denen die erste das Gebirge von der Indischen Ebene bis zur Nordgrenze der Nummuli '

tenformation am oberen Indus umfassen würde, die zweite aber das gesammte Gebirgsland von dort bis zum Südfuss des Kwen-lun. Damit ist allerdings die in

i) Für viele Zwecke ist die Zusammenfassung des Gebirgsganzen auf Grund der Höhenverhältnisse die geeignetste Betrachtungsweise, insbesondere wo es sich um die Art und die Gesetze der Verbreitung von Pflanzen und Thieren, oder urn clie Völkergeschichte handelt. So hat GRISEBACH ( Vegetation der Erde 13d. I, S. 42o ff.) auf Grund derselben die Analogien der Pflanzenwelt nicht nur auf dem Raum der in Betrachtung stehenden tibetischen Bodenanschwellung, sondern darüber hinaus nach der eranischen und pamirischen (s. oben S. 195) hin nachgewiesen, und nicht minder bedeutend wird der Einfluss der allgemeinen Formverhältnisse des Bodens auf die Verbreitung der Thierwelt sein. Doch dürften dabei die allenthalben in ihrem Wesen gleichartigen subarischen Ablagerungen (s. oben Cap. I, III , IV.) auch als ein bedingendes Element Berücksichtigung verdienen. Wenn das rein orographische Moment neben dem Bodencharakter und den klimatischen Verhältnissen für die Bétrachtung der organischen Natur hinreicht, so kann sich doch die geologische Anschauungsweise nicht mit demselben begnügen ; sie findet durch ihre anatomische Methode Unterschiede, welche das Studium der Formen allein nicht erkennen lässt.