National Institute of Informatics - Digital Silk Road Project
Digital Archive of Toyo Bunko Rare Books

> > > >
Color New!IIIF Color HighRes Gray HighRes PDF Graphics   Japanese English
0101 China : vol.1
China : vol.1 / Page 101 (Color Image)

New!Citation Information

doi: 10.20676/00000260
Citation Format: Chicago | APA | Harvard | IEEE

OCR Text

 

 

VÖLKEIES TARYM–BECKENS IM ZWEITEN JAHRHUNDERT V. CHR.

49

dort am Nordrand hin bis Turfan, die Stämme mit den »langen Pferdegesichtern«. welche sich, nach dem verächtlichen Ausdruck der Berichterstatter, durch vorspringende Nase und tiefliegende Augen von den Chinesen unterschieden. Es dürften vielleicht in ihnen die Völker der arischen R a ç e zu erkennen sein, deren Ueberreste jetzt im äussersten Westen, bei Yarkand und im Pamir-Gebirge, leben 1) . Im Südosten, am Lop-See, waren die Usun, welche von den Chinesen als blondhaarig und blauäugig beschrieben werden und wegen dieser Eigenschaften der Gegenstand einer noch ungelösten Controverse geworden sind. An sie grenzten die Yu6-t sh welche zwischen der Stadt Tun-hwang und dem Gebirge Ki-liën-shan sassen, und somit den wichtigsten Theil der Yü-mönn-Passage inne hatten. Ihr von KLAPROTH angenommener tibetischer Ursprung ist neuerdings wieder in Frage gestellt worden 21 . Ausser diesen vier unter einander ganz verschiedenen Raçen lebte mindestens noch eine fünfte im Tarym-Becken. Denn ein Theil der U ï g u r e n hatte sich bereits zu dieser Zeit zwischen die Usun und die Pferdegesichter eingedrängt, und behauptete die Gebiete von Hami und Barkul und die Gegend bis in die Nähe von Turfan; ausserdem zogen sie sich an den Ufern des Tarym aufwärts. Sie waren der vorgeschrittenste aller türkischen Stämme damaliger Zeit, und haben von den genannten Sitzen aus, zu denen später Turfan und Urumtsi kamen, ein Reich begründet , das sich in diesem , von der Natur befestigten Ost-Ende des Tiën-shan lange erhalten hat. Sie stammten aus den Gebieten des Orkhon und der Selenga, und dort waren verwandte Horden noch zurückgeblieben 3) . Zwischen der alten und neuen Heimath lag das Shamo - Becken. Dieses , wie überhaupt die ganze östliche Mongolei, war im Besitz von Stämmen, welche, nach dem Wenigen was über sie bekannt ist, ebenfalls als türkische bezeichnet werden müssen ; denn einerseits deutet die damals bereits viele Jahrhunderte alte Herrschaft der Hiungnu über den grössten Theil des bezeichneten Gebietes auf eine gewisse ethnographische Consolidirung hin, andererseits sprechen die Nachkommen derjenigen Völker, welche damals dort ansässig waren , soweit man sie als solche nachweisen kann , türkische Idiome. Die

~

charakter des letzteren auf die unter zwei Dynastien wiederholte Angabe der Chinesen von der äusseren Aehnlichkeit desselben mit ihnen selbst gründen.

I) Nach SPIEGEL (Erdnische Alterthunfskunde Band I, Leipzig 1871, S. 339) sind die Tadjiks als Kaufleute auch in Hami, Turfan, Aksu, Ush und Khotan anzutreffen.

z) KLAPROTH stellte die Ansicht in den tableaux historiques (S. 132) auf. VIVIEN DE ST. MARTIN ver_ suchte die Beweisführung derselben in seiner Schrift Les Huns blancs ou Eplztalites des historiens btyzantins (Paris 1849). LASSEN schliesst sich (Indische Alterthunzskunde II, S. 771) derselben Anschauung an und scheint damit seine vorher (a. a. O. S. 36o) ausgesprochene Meinung, dass die Yué-tshi den Hiungnu angehörten, zu verlassen. Letzteres ist in der That sehr unwahrscheinlich , einerseits weil die Chinesen die körperliche Verschiedenheit beider Völker hervorheben; andererseits weil die Yué-tshi von den Hiungnu dauernd politisch abgesondert waren. RIALLE (Mtuzn. sur l'Asie-Centrale, Paris 1874, S. 26, 27) schliesst sich der Ansicht von VAMBÉRY an, dass die Yué-tshi zu den türkischen Stämmen gehörten , führt aber keinen anderen Grund an , als dass ihr Ursitz zu weit von den Ländern der tibetischen Völker entfernt gewesen sei, um ihre Verwandtschaft mit diesen wahrscheinlich zu machen. Allein in den nachfolgenden Zeiten haben sich die tibetischen Tu f a n und Si f a n häufig bis zum Ki-liën-shan ausgedehnt. Das Argument hat daher geringes Gewicht im Vergleich zu denjenigen, welche ST. MARTIN zu Gunsten seiner Ansicht gibt.

3) SCHMIDT, Forschungen über die Völker Mittel-Asiens St. Petersburg u. Leipzig 1824. S. 279-281.

v. Richthofen, China. I.

4