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0741 China : vol.1
China : vol.1 / Page 741 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000260
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VERSUCHE EINES LANDWEGES DURCH TIBET NACH CHINA.

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suchen musste. Einst war ODORICH von Po r d en o n e hindurchgereist 1) , als er von Peking nach Europa zurückkehrte ; aber er hatte von diesem Theil seiner Reise keinen Bericht gegeben, und man besass kaum Kunde von der Thatsache selbst. Der spanische Jesuit Antonius DE ANDRADE war der erste, welcher die Lösung der Aufgabe versuchte. Im Jahr 1624 ging er mit P. Manuel MARQUEZ von A g r a über D e 1 h i nach Sri na g a r. Von dort brauchte er anderthalb Monate nach dem grossen Wallfahrts-Tempel von Bradid, nach welchem, wie er sagt, auch Leute von Ceylon pilgerten. Das letzte Dorf des Landes Srinagar war Manzd. Dann zog ANDRADE 20 Tage lang unter den grössten Beschwerden durch unbewohnte Gebirge, wo es weder Bäume noch Sträucher, aber viel Schnee gab. Dort sollten giftige Dünste aus dem Boden kommen, welche die Menschen tödteten ; doch meint ANDRADE, dass die Kälte und der Nahrungsmangel wol eher der Grund sein möchten , dass so Viele dort ihren Tod fänden. Mit zwei einheimischen Christen stahl er sich heimlich weiter und kam »nach der obersten Höhe der Berge«, wo, wie er meint, der Ganges in einem grossen See entspringe und ein anderes Gewässer nach Tibet fliesse. Hier hielten sie sich auf. Der »König von Tibet« schickte ihnen zwei Männer entgegen und liess sie nach seiner Residenz Charapanguc geleiten 2) , wo er

sie, in der Erwartung von Geschenken, gut empfing. ANDRADE berichtet, dass er täglich mit dem König und der Königin verkehrte , und dass es in dem Land Hammel, Reis, Mehl, Butter, Honig, Weintrauben und Wein gebe, wiewol zum Theil erst in der Entfernung von 1 o bis 12 Tagen von der Hauptstadt. Während der Anwesenheit in Charapangue kamen 200 Kaufleute aus China an, welche Seide, Porzellan und Thee brachten. Die Reisenden setzten jedoch ihren Weg nicht fort, sondern kehrten »über das Gebirge der Wüsten« auf demselben Weg über Marå nach Indien zurück 3) .

Die nächsten Reisenden , von denen wir wissen , sind die Jesuiten GRUEBER und D'ORVILLE, zwei Mitglieder der Mission in China , von denen der erstere sich als regui zzzatleczzzaticzts bezeichnet. Sie hatten Befehl, nach Europa zurückzukehren, fanden den Hafen von Macao durch die Holländer blokirt und versuchten daher den Landweg einzuschlagen. Im Jahr 1661 brachen sie von P e k i n g auf, kamen in 3o Tagen nach Hsi-ngan-fu, in weiteren 3o Tagen nach Hsi-ning-fu, das

Holsteiner JÜRGEN ANDERSEN, von geringer Bildung eine Ueberlandreise von China nach Persien ausfiihrte. Sein sehr mangelhafter Bericht ist von OLEARIUS im Jahr 1669 herausgegeben, und gewöhnlich dessen Werk, des Herrn v o n Ma n de l s l o morgenländische Reisebeschreibung , Ausgabe von 1668, angebunden.

I) S. oben S. 618.

  1. Tsaprang am oberen Setledj.

  2. Der Bericht über die Reise wurde im Jahr 1626 in Lissabon unter dem Titel : ANTONIO DE ANDRADE Novo descubrimento de grco Catayo ou dos Reynos de Tibet gedruckt. Im Jahr 1627 erschien eine spanische Lebersetzung in Madrid und gleichzeitig eine deutsche in Augsburg : Beschreibung einer weiten und gefährlichen Reiss so ein Priester der Societet 7esu P. Antonius de Andrade genannt aus der Mission beim grossen Afogor in Asia inn ersuchung des grossen Cdtaio und des Königreich Tibet, den Christlichen Glauben in denselben bissher unbekannden Landen zu verkündigen, mit unglaublicher miilie und arbeit im 1624 Jahr verrichtet. Die Erzählung wurde zuerst von Carl RITTER (Asien II, p. 44o ff.)

der Vergessenheit entrissen und in geschickter Weise commentirt.