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0732 China : vol.1
China : vol.1 / Page 732 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000260
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662 X. CAPITEI,. ENTWICKELUNG DES AUSWÄRTIGEN VERKEHRS. 1517—I Boo.

denselben auszuführen. Hätte der Orden nicht sein Haupt so stolz getragen und seine Thätigkeit, in einer den päpstlichen Decreten zuwiderlaufenden Weise, unbeirrt nach dem Ermessen der Ueberzeugung und der reichen Erfahrung seiner Mitglieder fortgesetzt ; hätten diese, zu einer Zeit als geistige Superiorität, kluger Takt und Gewandtheit die einzigen Mittel waren um ihren Personen und ihrem Werk Achtung und Duldung in China zu verschaffen , die den Chinesen durch eine Erziehung von Jahrtausenden innewohnenden Grundsätze durch unbesonnene Verurtheilung mit Füssen getreten ; hätten sie endlich nicht auch die wissenschaftliche Durchbildung des Geistes und die Anwendung der Wissenschaft auf das praktische Leben hoch gehalten, so hätte sich im besten Fall ihre Missionsthätigkeit in Stille und Duldung auf die untersten Classen beschränkt. Die Chinesen würden in derselben nur die Vernichtung bestehender, geheiligter Sitten und Gebräuche gesehen, die Vorzüge des beabsichtigten Neubau's aber nie erkannt haben. Lange vorher, ehe es wirklich geschah, würden die Behörden sich der neuen Religion widersetzt haben. Sicherlich aber würden wir das grosse Kartenwerk nicht besitzen ; China wäre noch heute eine Terra incognita für uns , und unter den gegenwärtigen Verhältnissen würde die Zeit noch in weiter Ferne liegen, in der es uns möglich sein würde, auch nur das durch die Jesuiten uns gegebene, jetzt Jedem wohlbekannte Bild von China zu gewinnen.

Mit dem genannten grossen Werk , auf das wir unten ausführlicher zurückkommen , endete die Glanzperiode der katholischen Missionen in China. Trotz aller Gewandtheit konnten die Jesuiten bei den gebildeteren gesellschaftlichen Classen der in religiösen Dingen sonst so toleranten Chinesen nicht auf die Dauer den Eingang einer Lehre ermöglichen , die mit Zwist und Streit auftrat l . Sie hatten zwar bisher den Widerstand gegen den Vatican mit grossem Erfolg durchgeführt und genossen persönlich das Vertrauen des Kaisers ; aber es konnte ihnen, trotz eines nicht unbedeutenden Triumphes bei der Abreise von MEZZABARBA 2), nicht gelingen , • den Chinesen vorzuenthalten , dass der Papst sich auf Seite einer Partei stellte , deren Ansichten Jenen als revolutionär erscheinen mussten. Die hohen Beamten, welche ohnehin mit Missgunst den Einfluss der Fremden auf ihren Kaiser sahen, fanden daher leicht eine Handhabe, denselben zu untergraben. Bei Kaiser KANG-HSI vermochten sie zwar nur so weit zu wirken, dass er im Jahr 1718 den Verbleib derjenigen Missionare, welche sich nicht zu der Lehre von Ricci bekannten , verbot , ohne indess für eine genaue Durchführung dieser Maassregel zu sorgen ; aber ein willigeres Ohr fanden sie bei seinem Nachfolger YUNG-TSHING

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i) Wie erbittert nicht nur die Priester der einzelnen Congregationen, sondern auch deren Gemeinden gegeneinander standen , kann man aus VIANI's Tagebuch entnehmen. Sie trugen sogar äussere Abzeichen, z. B. an Rosenkränzen, um sich von einander zu unterscheiden.

2) MEZZABARBA erliess vor seiner Abreise einen Hirtenbrief und fühlte sich , wahrscheinlich auf 'Veranlassung des von einigen Jesuiten persönlich überredeten Papstes, gedrungen, Alles was die Jesuiten wünschten, wenn auch unter besonderer Verclausulirung , zuzugestehen, jedoch mit der Verpflichtung, bei Strafe des Kirchenbannes das Document nie in das Chinesische zu übersetzen. Bald jedoch war es allgemein bekannt gemacht. (S. bei MosnIM a. a. O. p. 38).