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0506 China : vol.1
China : vol.1 / Page 506 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000260
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442 X. CAPITEL. ENTWICKELUNG DES AUSWÄRTIGEN VERKEHRS. I 12 2-21 2 v. Chr.

erwarten dürften , ist HERODOT , welcher mit grossem Fleiss alle Nachrichten sammelte , die die am Schwarzen Meer wohnenden Skythen über fremde Völker besassen. Von besonderer Wichtigkeit ist sein Bericht über die Reisen , welche ARISTEAS , wahrscheinlich gegen 35o Jahre vor ihm , unternommen und in Versen beschrieben hatte. Die wiederholten Male der Rückkehr desselben von seinen abenteuerlichen Zügen wurden später als ebenso viele Auferstehungen gefeiert, und es geht aus der Darstellung hervor , dass derartige Reisen etwas Unerhörtes waren. Er war bis zu den Issedonen gekommen , welche sich mit Sicherheit in das westliche Tarym-Becken versetzen lassen, und hatte erzählt, dass jenseits derselben die Arimaspen, d. i., nach HERODOT'S Erklärung, die Einäugigen, dann die goldhütenden Greife und endlich die . Hyperboräer bis an das Meer wohnten. Die Skythen zu HERODOT'S Zeit berichteten dasselbe , fügten aber hinzu , dass westlich von den Issedonen noch die Argippaeer in einem Bergland lebten. Sie werden als Kahlköpfe , mit eingedrückten Nasen , skythischer Kleidung , aber eigener Sprache beschrieben ; man halte sie für heilig und Niemand beleidige sie 1) . Die Skythen, welche zu ihnen reisten, nähmen sieben Dolmetscher mit. Nördlich von ihnen und den Issedonen sei hohes , unzugängliches und unbekanntes Gebirgsland, in welchem nördlich von den Arimaspen die Ziegenfüssigen und jenseits derselben die Sechsmonatschläfer, nördlich von den Issedonen die Einäugigen und dann die goldhütenden Greife wohnen sollten. So klar es hieraus ist, dass sichere Kundnur bis zu den Issedonen reichte, hat doch DE GUIGNES angenommen, dass unter den Argippaeern die Chinesen gemeint seien 2) . Schon D'ANVILLE bewies die Haltlosigkeit dieser Ansicht und der anderen sich daran knüpfenden Hypothesen 3) , und wir finden bei seinen Nachfolgern , wie MANNERT 4) und anderen , die Kenntnisse HERODOT'S über den Osten auf ihr bescheidenes Maass zurückgeführt.

Se i d e n h a n d e 1. — So wenig die Culturvölker des Ostens und Westens in dieser Periode gegenseitig von ihrer Existenz unterrichtet waren, unterliegt es doch keinem Zweifel , dass sich damals schon , und wahrscheinlich seit langen Zeiten, ein Handel vollzog , welcher mit vielen Schwierigkeiten zu kämpfen gehabt und manche Unterbrechungen erlitten haben mag , durch den aber doch die von Hand zu Hand gehenden Producte von China schliesslich die Länder am Oxus und Yaxartes, und von dort aus weiter westlich gelegene Gegenden erreichten. Das kost-

HERODOT IV, 23.

  1. DE GUIGNES, Mémoire dans lequel on entreprend de fixer la situation de quelques peuples Scythes dont il est parlé dans Herodote, et de rechercher si du temps de cet historien on connaissait la Chine. Mémoires de l'Ac. des Inscr. et B. L. vol. XXXV, Paris 177o, p. 539-572. DE GUIGNES treibt die Willkürlichkeit auf die Spitze, indem er annimmt, HERODOT habe die Himmelsgegenden verwechselt, als er den Wohnsitz der Issedonen östlich von dem der Argippäer angab. Die Ziegenfüssigen, welche nach ihm ihren Namen vom schnellen Laufen führen sollen, und die Einäugigen, welche gute Schützen gewesen seien und ein Auge beim Schiessen zugedrückt hätten, hält er für Völker der Mongolei im Norden von China, und zwar die Letzteren für identisch mit den Hiungnu. In den Greifen sah er die Bewohner des Altai, und die Hyperboreer sollen identisch mit den Argippaeern und Serern, und daher mit den Chinesen sein.

  2. D'ANVILLE, Examen critique d'Hérodote sur ce qu'il rapporte de la Scythie. Ebend, vol. XXXV, P. 573.

  3. MANNERT, Geographie der Griechen und Römer, Nürnberg 1795, Bd. IV,