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0456 China : vol.1
China : vol.1 / Page 456 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000260
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IX. CAPITEL. ENTWICKELUNG DER LANDESKENNTNISS IN CH-INA.

an der Kenntniss seines Landes und beförderte das Studium der Geographie desselben in ausserordenlicher Weise. Als die Jesuiten ihre grosse Arbeit im Jahr 1711 begannen , fanden sie bereits ein ausgedehntes Karten-Material vor , das sie zu benutzen hatten. Unter demselben Kaiser führte der Gelehrte HU-wÉI um das Jahr 1700 seine wichtigen historisch-geographischen Studien aus, insbesondere über die Veränderungen, welche der Lauf des Hwang-ho im Lauf der Geschichte erfahren hat. Den mächtigsten Anstoss gab die Ausrichtung der Provinzialkarten, sowie der Karte des ganzen Reiches, durch die astronomischen Ortsbestimmungen der Jesuiten , und seitdem sind Kartenwerke in grosser Zahl veröffentlicht worden. Aber wenn auch die Chinesen nicht gezögert haben, sich ein den praktischen Bedürfnissen so entsprechendes Werk anzueignen , nachzuahmen , zu vervielfältigen, hinsichtlich der Ortschaften und Flussläufe zu vervollständigen , und selbst in einzelnen Beziehungen , wie in der Zeichnung der Provinzialgrenzen und der Lage mancher Städte , zu verbessern , so sind sie doch hinsichtlich der Methode der Darstellung noch heute auf dem Standpunkt, den ihnen damals die Jesuiten gelehrt haben. Der hohe Aufschwung kartographischer Aufnahme und Zeichnung in Europa hat bei ihnen nicht den geringsten Einfluss gehabt. Selbst die Verbesserungen, die ich erwähnte , sind rein praktischer Natur , indem sie sich auf das Hinzufügen vorher nicht angedeuteter Nebenflüsse oder die richtigere Abzirkelung der Lage eines Ortes nach seinen von Reisenden angegebenen Entfernungen von anderen bekannten Punkten, beschränken ; sie bezeichnen nicht eine Vertiefung der Kenntniss, nicht das Streben nach vollkommenerem und gründlicherem Wissen. So viel auch seitdem gebildete Chinesen in Verkehr mit gebildeten Europäern gewesen sind , so viel sie Gelegenheit gehabt haben , unsere Karten zu sehen und kennen zu lernen , hat doch gewiss nie einer von ihnen das Bestreben gehabt, diesem Fortschritt zu folgen und die Vervollkommnungen sich anzueignen.

Aehnliches wie von der Kartographie gilt auch für die beschreibende n Werke, welche die Chinesen über die Geographie ihres Landes verfasst haben. Es fehlt an Material, um die Geschichte dieses Zweiges der Literatur von der HAN-Dynastie an darzustellen ; denn mit so grosser Pietät die bereits betrachteten ältesten geographischen Werke reproducirt und aufbewahrt worden sind, und so sehr man bemüht gewesen ist, alle Nachrichten, welche sich auf die Länder ausserhalb der Grenzen des eigentlichen China beziehen , zu sammeln und zu erhalten , so wenig scheinen nachfolgende Generationen das beachtet zu haben , was während jener Dynastie über die Geographie des eignen Landes niedergelegt wurde. Dasselbe gilt für die nachfolgenden Zeitalter. Betrachten wir das Wenige, was uns bekannt ist, so müssen wir der Emsigkeit und Gewissenhaftigkeit, womit die Beschreibungen verfasst sind , volle Anerkennung zollen. Damit ist das Lob , das ihnen ertheilt werden kann, zu Ende. Denn wie die Geschichtsbücher zwar wohlgeordnete, aber geistlose Aneinanderreihungen der Begebenheiten sind , und der Historiker nur die niedersten Grade der Verkettung von Wirkung und Ursache, wie diejenigen von Schuld und Sühne , oder Tugend und Belohnung , kennt , so ist die geogra-