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0778 China : vol.1
China : vol.1 / Page 778 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000260
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706 X. CAPITEL. ENTWICKELUNG DES AUSWÄRTIGEN VEI:KI:HES. 1800-1876.

ren Liau-ho durch die Mongolei, das Ordos-Land, am Khukhu-nor vorüber , und über das Tang 1 a- Gebirge nach L ä s s a, und von da über T s h i n g t u - f u nach C a n t o n gebührt I) . Leider besitzen wir von ihm keinen Bericht über dieselbe, da er bald starb. Huc's Reiseerzählung ist bekannt 2) . Wenn sie nicht ganz mit Unrecht den Verdacht geringer Glaubwürdigkeit hervorgerufen hat, so ist man doch darin zu weit gegangen . Schöpfte auch Huc, als er nach seiner Rückkehr die Reise aus dem Gedächtniss niederschrieb, aus einer lebhaften Phantasie ; erinnert er auch in dem Glanz seiner Darstellungsgabe, in den schillernden Farben womit er zu malen versteht, und in der Wiedergabe von Unterredungen , die wol ohne Ausnahme in ganz anderen Worten gehalten wurden, an den Stil eines geistreichen Romanschreibers ; ist auch der geographische Werth seiner Schilderungen so unbedeutend, dass seine vier Bände für die Landeskunde so gut wie gar nichts beigetragen haben — so haben doch die zu Grunde liegenden Thatsachen wegen der Neuheit des Reiseweges ein nicht gewöhnliches Interesse. Huc hatte wenig Sinn für die Natur, aber um so mehr für den Menschen ; insbesondere besass er ein ausserordentlich feines Gefühl für die Schwächen derjenigen aus den gebildeteren Classen. Daher konnte er uns ein meisterhaft gezeichnetes Bild des chinesischen Mandarinen mit seiner Verschlagenheit und seinem Dünkel hinterlassen , und der Effect wird kaum durch die Selbstgefälligkeit abgeschwächt, womit der Erzähler seine eigene Rolle stets in ein vortheilhaftes Relief zu bringen weiss. Wer China kennt und die lebhaften Farben in richtiger Weise zu dämpfen versteht , wird die Beschreibung von Huc's Wanderungen stets mit Vergnügen lesen.

Erwähnen wir noch die kurzen, aber doch unter beträchtlichen Schwierigkeiten ausgeführten Reisen der protestantischen Missionare MILNE und MEDHURST 3) , so ist die Liste derjenigen , welche vor 186o das Innere von China besucht haben, erschöpft.

Die Taiping-Rebellion machte nach 186o zunächst noch das Reisen gefährlich ; auch durften die im Aufstand befindlichen Provinzen vertragsmässig nicht besucht werden. Nehmen wir die wunderlichen Fahrten von BAGLEY aus , welcher ohne Mittel und ohne jegliche Vorbildung zum geordneten Beobachten , aber mit einer Schiffsladung von Bibeln und Tractaten, mehrere Provinzen durchzog und bis ins

z) Ich gebe hier das mir persönlich mitgetheilte Uriheil derjenigen katholischen,Missionare in China wieder, welche Huc und GARET selbst kannten. Sie sind einstimmig im Ruhm von GAnE'r, erkennen aber Huc nicht viel mehr als das Verdienst einer gewandten Feder zu.

  1. In seinen Souvenirs d'un voyage dans la Tartarie, le Tibet et la Chine, Paris 185o, beschrieb Huc die Reise bis Läisa ; in L'Empire Chinois, Paris 1854, die Fortsetzung bis Canton. Später gab er noch eine Missionsgeschichte unter dem Titel Le Christianisme en Chine, en Tartarie et Tibet, Paris 1857, heraus.

  2. MILNE führte die oft beschriebene Reise von der Mündung des Tsiën-tang durch Kiangsi und über den Méiling-Pass nach Canton aus, wozu in seiner Zeit eine vollkommene Beherrschung der chinesischen Sprache gehörte. Dies gilt auch von MEDHURSr's Ausflügen nach dem Berg Tien-mu-shan (nordwestlich von Hang-tshóu-fu) und nach dem südlichen Ngan-hwéi. Für ihn waren die Gefahren der Entdeckung seiner Verkleidung noch grösser, weil er zu Land reiste. — Beide Missionare haben auch allgemeine Werke geschrieben. MILNE'S Life in China (London 1857) und MEDHURST'S China, its state and prospects (London z 842) gehören zu der besseren Literatur über China.