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0533 China : vol.1
China : vol.1 / Page 533 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000260
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PAN-TSHAU's KRIEGSZUG NACH DEM KASPISCHEN MEER.

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bildeten. Aber so wie dieselben ihre Streitkräfte aus dem Tarym-Becken zurückzogen , begannen in letzterem die nomadisirenden und Oasen-Stämme wieder einander zu bekriegen. Durch ihre gegenseitige Schwächung lockten sie die Hiungnu zu Raubzügen an und hatten viel von ihnen zu leiden. Bald jedoch entstand Zwist unter diesen selbst. Im Jahr 46 n. Chr. theilten sie sich in zwei Horden, die südlichen und die nördlichen Hiungnu. Beide suchten die vermeintliche Schwäche von China zu benutzen, und als MING-TI seine Regierung antrat, zogen die Ersteren gegen Sha-tshóu ; die Anderen kamen von Norden her über den Gelben Fluss und fielen in Shensi ein. Es war jetzt nicht so schwer, ihrer Herr zu werden, wie früher, da man mit der Geographie des Landes , das man als Kriegsschauplatz wählen konnte, vertraut war. Die Hiungnu wurden durch eine östliche und eine westliche Armee besiegt. Damit lag das Tarym-Becken den Chinesen wieder frei zur Occupation. Zunächst wurde eine Garnison mit einem Gouverneur nach I-ho in der Nähe von Barkul verlegt. Man sicherte damit die Linie von diesem Ort über Hami nach Sha-tshóu und hielt die Hiungnu im Osten derselben. Dies war ein wichtiger strategischer Schritt. Aūs den ersten Waffenthaten ging der grosse Feldherr PANTSHAU hervor, welchem die weitere Leitung der Besitznahme des Tarym-Beckens anvertraut wurde. Er begann mit der Südseite, wo Shen-shen und Yii-tiëìt mächtige Reiche geworden waren. Der König des letzteren herrschte über So-kiu (Yarkand) und dreizehn Staaten bis Su-léi (Kashgar) . PAN-TSHAU gewann mit einem Handstreich Shen-shen und eroberte um das Jahr 7o v. Chr. Yü-tiën 1) . Dann wandte er sich dem Südrand des Tiën-shan zu, und im Jahr 76 war alles Land mit Ausnahme von Yen-tslai (Kharashar) und Kiu - tszé (Ku - tsha) erobert 2) . Das Reich Ta-wan, dessen Bewohner eine Erneuerung des Carawanenhandels wohl wünschen mochten, schickte von selbst einen Tribut von Pferden 3) . Unter TSHANG-TI (76-88) fand eine wesentliche Ausbreitung der Macht nicht statt. Dies geschah erst unter seinem Nachfolger Ho-TI (89-106) . Der greise Feldherr PAN-TSHAU unterwarf nun nicht nur Kiu-tszé, sondern ging im Jahr 94 mit einem grossen, aus den Völkern des Tarym-Beckens recrutirten Heer über die Pamir-Pässe, besiegte die Yue-tshï in Baktrien und tödtete ihren König. Siegreich zog er weiter und stand im Jahr 95 am Kaspischen Meer. Die chinesischen Annalen berichten, dass er fünfzig Reiche eroberte und die Erb-Thronfolger von allen als Geisseln an den Hof seines Kaisers schickte.

So erreichte die Herrschaft der Chinesen ihre grösste Ausdehnung nach Westen um dieselbe Zeit, als die römische Macht sich am weitesten nach Osten erstreckte, und während einer kurzen Periode waren die Sphären des politischen Einflusses der beiden Weltreiche nur durch das Kaspische Meer getrennt. Zum ersten Mal erhielten die Chinesen eine deutlichere Vorstellung von dem mächtigen Reich der Ta-

I) RÉMUSAT, Ville de Khotan p. 4. — Nach KLAPROTH tableaux historiques p. 65 wäre die Eroberung um das Jahr 73 geschehen.

z) KLAPROTH (tableaux historiques p. 66) schreibt Yan-ki und Kwéi-tsz. Ich folge der Schreibart von STAN. JULIEN.

3) RÉMUSAT, nouveaux mélanges Asiatiques I, p. 202.