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0649 China : vol.1
China : vol.1 / Page 649 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000260
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DAS REICH DER KHITAN.

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Kaspische Meer ausdehnten ; auch wuchs dem im Osten erstehenden Reich keine Macht von Westen her entgegen, um sich mit ihm zu berühren , wie diejenige der Römer im ersten und die der Saracenen im siebenten Jahrhundert. Auf den Steppen Central-Asiens selbst begann die Bewegung, welche bald zu einer Alles vor sich niederreissenden Sturmfluth anschwoll und sich einerseits über das ganze chinesische Reich und weit darüber hinaus , andererseits gen Europa hin ergoss und ein Reich in's Leben rief, wie es in gleichem Umfang niemals , weder vorher noch nachher. bestanden hat. Aber schnell wie es entstanden war. zerfiel es. Damit schwanden die Bedingungen welche einen ohne Beispiel dastehenden Verkehr über die ganze Breitenausdehnung von Asien in's Leben gerufen hatten, und von der zweiten Hälfte des 14ten bis zu Anfang des i fiten Jahrhunderts werden wir abermals den Osten und Westen des Continentes einander entfremdet sehen. Wie bei -der vorhergehenden Periode will ich in einem gedrängten Bild die in diesem Fall wohlbekannten Ereignisse zusammenstellen, welche die Neugestaltung herbeiführten, um dann den Einfluss zu betrachten , welchen sie auf den gegenseitigen Verkehr und die Entwickelung der geographischen Kenntnisse ausübten.

Leitende Ereignisse. — Schon seit dem 5ten Jahrhundert kannten die Chinesen am Liau-Fluss in der Mantschurei den Stamm der KliZta;i r . ein damals noch rohes , barbarisches Völkchen. Die Macht derselben war gering : aber sie behaupteten sich trotz wechselnder Geschicke fort, bald unabhängig , bald dem Kaiser von China oder den Khakan's der Turki-Stämme unterthänig. Im neunten Jahrhundert bauten sie Städte und besassen Seidenzucht und Hanfbau , waren aber noch auf ihr kleines Gebiet beschränkt. Als im Jahr 907 die TANG-Dynastie in China zu Grunde ging , und die Zeit der ungeordneten Zustände begann , welche bis zur Thronbesteigung der SUNG 970, dauerte, hatten die Khitan eben (90i) einen jungen, kräftigen Herrscher bekommen, welcher erst die verschiedenen Stämme derselben vereinigte und im Flug die benachbarten Stämme im Osten und Westen unterwarf 2 . In einer erstaunlich kurzen Frist (bis 907) hatte er alles Land von der tartarischen Küste im Osten bis jenseits des Lop-Sees unter seine Botmässigkeit gebracht. Durch Einführung einer Schrift, eines Gesetzbuches und anderer Cultur-

elemente suchte er seinem Reich auch die Grundlagen der Dauer zu geben. In kluger Weise wusste er die politischen Unruhen in China zu benutzen. Nach wieder-

holten Einfällen half er im Jahr 936 den Sturz der zweiten auf die TANG folgen-

den Dynastie (HsIU-TANG, 924-936 beschleunigen und die dritte (Hsiw-TsIN 936-947) einsetzen , wofür er sich einen regelmässigen Tribut ausbedang. Als

dieser einmal ausblieb, stürzte sein Nachfolger im Jahr 947 dieselbe Dynastie, wurde aber von dem neuen Thronaspiranten geschlagen. Dennoch blieben die Khitan

i) Sie werden als ein Stamm der S h i g u é y betrachtet, welche DE GUIGNES (hist. des Hans) zu den Siën pi, KLAPROTH (Tableaux historiques p. 87) zu den Tungusen rechnet.

2) Nach PLATH, Gtscliichte der Mandschurei I, p. 85 wäre APAOKHI im Jahr 887 geboren, also erst 14 Jahre ah gewesen, als er seine Heldenthaten begann ; das richtigere Geburtsjahr ist 871, da er S5 Jahre alt gewesen sein soll, als er im Jahr 926 starb.

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