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0401 China : vol.1
China : vol.1 / Page 401 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000260
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VERHÄLTNISS DER CHINESEN ZUR URBEVÖLKERUNG.

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Es kann nun noch die Frage aufgeworfen werden. ob das ganze beschriebene Ländergebiet nur von Chinesen , oder , um es richtiger auszudrücken , von den Nachkommen desjenigen Volksstammes, welcher einst die Anfänge der Cultur nach dem Thal des Wéi gebracht hatte , bevölkert gewesen sei. Dies ist in hohem Grad unwahrscheinlich und kann geradezu verneint werden. Die Mittel , durch welche die Chinesen ihre Raçe ausgebreitet haben , sind , wie so Vieles in dem Charakter und den Sitten des Volks , gleich geblieben, so weit wir ihre Geschichte zurückverfolgen können. Wir werden dieselben später betrachten. Sie bestanden einerseits darin , dass die Bevölkerung ganzer Landstriche ausgerottet wurde und Chinesen sich an deren Stelle setzten ; andererseits in der allmäligen Amalgamirung mit den ansässigen Bewohnern , wie sie jetzt in der Mandshurei , in Cochinchina und in manchen malayischen Staaten vor sich geht. Diese Verschmelzung vollzieht sich besonders dort , wo der Chinese als friedlicher Ackerbauer kommt und sowol in der Concurrenz um die Ausnutzung des Bodens , wie auch durch seine höhere Cultur, den Sieg davonträgt. Die erste Besitzergreifung des Wéi-Thales mag , ebenso wie mancher andere Schritt im weiteren Vordringen , nicht ohne heftigen Kampf erfolgt sein. Aber die grosse Verschiedenheit, welche wir heute bei der Bevölkerung verschiedener Landestheile in Hinsicht auf physische Beschaffenheit , Charakter und geistige Fähigkeiten finden , weist mit Sicherheit darauf hin, dass die Chinesen schon früh die Elemente, welche sie vorfanden, in sich aufnahmen. Mögen sie auch zu YAU's Zeit das Thal des Wéi , das südwestliche Shansi und die Gegend an der Einmündung des Lö-ho in den Hwang-ho fast ausschliesslich bewohnt haben , so müssen wir doch annehmen , dass sie in grossen Theilen des damaligen Reiches nur die herrschende Classe bildeten und Völkerschaften unterworfen hatten, welche von ihnen verschieden waren und verschiedene Sprachen redeten 1) . Wir dürfen in der Einwanderung und der Art der Ausbreitung des culturbringenden Volkes ein Analogon zu denjenigen Verhältnissen annehmen, wie sie bei der Einwanderung der Arier nach Indien und mancher ähnlichen Strömung von Culturvölkern nach uncivilisirten Ländern stattfanden, wiewol mit dem Unterschied , dass in dem Fall der Arier der herrschende Stamm sich als Kaste streng absonderte, und daher die ethnologischen Unterschiede sich bis heute in scharfer

Scheidung forterhalten haben.

i) Einen Beleg dafür gibt u. a. TSO-KIU-MING's Commentar zum Tshun-tsiu VII, 7. Er erzählt da von einem gewissen Tsz'-wöNN, welcher erster Minister in dem Fürstenthum Tsu gewesen sei und eigentlich den Namen Nau-wu-tu gehabt habe, womit bezeichnet werden solle, dass er als ausgesetztes Kind von einer Tigerin gesäugt worden sei. Denn in der Sprache der Bewohner von Tsu sage man nau für »säugen« und wu-tu für »Tiger«. LEGGE Ch` un-Ts`ëw p. 297, auch proleg. S. 135) . Das Fürstenthum Tsu umfasste die Ebene von Hu-kwang, an der Einmündung des Han in den Yang-tsze. Das Herrscherhaus, welches seine alte Investitur von dem zweiten Kaiser der TsHóu-Dynastie erneuert erhielt, leitete seinen Ursprung von dem halb-mythischen Kaiser TsHWAN—HSIU ab und war daher chinesisch , ebenso wie wahrscheinlich seine Beamten und die bessere Classe des Landes. Das Volk hingegen scheint eine besondere, von der chinesischen verschiedene Sprache gehabt zu haben. Wenn diese aber noch im sechsten Jahrhundert v. Chr. bestehen konnte, um wie viel mehr muss es in solchen Zeiten der Fall gewesen sein,

die der ersten Besitzergreifung sehr viel näher lagen.