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0505 China : vol.1
China : vol.1 / Page 505 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000260
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IDIE ALTINDISCHEN TSHINA BESTEHEN IN DEN HEUTIGEN SHINA FORT.

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den Darada und nach Kulinda zu gelangen. Wir werden daher in Betreff der ersteren wohl in das Gebirgsland jenseits Kashmir, aber sicherlich nicht nach China verwiesen. An einer anderen Stelle werden die Pferde der Tshina gerühmt , was wiederum nicht auf die Chinesen passt, und abermals an einer anderen verden bei der Aufzählung der Völker neben den Yavana die Tshina-Kambodja genannt. Die Kambodja aber sucht LASSEN selbst unter den Kafîr-Stämmen von Tshitral , wo der Name Kavnusi noch auf sie hinweise 1) . Wir sollten daher die Tshina in ihrer Nachbarschaft vermuthen , und zwar gegen Osten , so dass man durch ihr Land kam, um zu den Darada zu gelangen.

Die wichtigen Untersuchungen von LEITNER über die Völker am oberen Indus dürften die letzten Zweifel darüber lösen , dass die Tshina in der That am oberen Indus wohnten. Denn dasjenige Volk , welches das herrschende in Dardistan ist und insbesondere das Thal von Gilgit bewohnt, nennt sich , wie vorher von CUNNINGHAM wol angedeutet werden konnte , aber durch LEITNER's Reisen erst mit Bestimmtheit nachgewiesen worden ist, Shina 2) . Im Allgemeinen wird der Name auf das gesammte Volk , specieller auf die oberen , herrschenden Kasten in demselben angewendet. LEITNER, in dessen Schriften derselbe unter allen Namen der Völker in den von ihm bereisten Ländern die erste Rolle spielt, schliesst aus einheimischen Legenden, dass die Shina einst sehr mächtig waren und ihre Herrschaft sich weiter nach Osten ausdehnte.

Hiermit verschwindet der letzte Anker , an welchen sich die Theorie, dass die Chinesen mehrere Jahrhunderte vor Beginn unserer Zeitrechnung einen lebhaften directen Verkehr mit Indien, Persien und Babylon unterhielten und dort unter verschiedenen, dem Fürstenhaus der TSIN entnommenen, und daher ähnlich klingenden Namen bekannt waren, noch zu halten vermochte. Es wirft sich jedoch die Frage auf, ob man nicht im Westen wenigstens Kenntniss von der Existenz des chinesischen Reiches besass. Der einzige Schriftsteller, von dem wir darüber Belehrung

de l'Ac. R. des Inscr. Vol. XL, 178o, p. zig). Dies erklärt es auch, dass sie einen indischen Namen schon so früh tragen und mit sich nehmen konnten, während die anderen Sanscritnainen der Völker und Orte im Tarym-Becken erst viel später entstanden sind. In nachfolgenden Jahrhunderten war Tokharistan am Oxus eine der Hauptstätten des Buddhismus. Wie die Religion, so behielten sie hier auch viele der Eigenthümlichkeiten bei, welche sie im Tarym-Becken gehabt hatten. Denn es fiel den Chinesen noch im siebenten Jahrhundert auf, dass die Tokhari in Kleidung und Sitten viel Aehnlichkeit mit den Bewohnern von Khotan hätten. — Wir dürfen diese Betrachtung über die wahrscheinlichen Ursitze und Wanderungen der Tokhari nicht schliessen, ohne der von YuLE hervorgehobenen und seiner Ansicht scheinbar widersprechenden Thatsache zu gedenken , dass um 700 v. Chr. in den Keilschrift-Annalen von SENNACHERIB ein von diesem besiegtes Bergvolk unter dem Namen Tokharri erwähnt wird (H. F. TALBOT Assyrian texts translated, 7ourn. R. As. Soc. vol. XIX, 1862, p. 151). Dieselben hatten ihre Wohnungen, wie die Vögel ihre Nester , auf den höchsten Gipfeln und den steilsten Felswänden des Nypūr-Berges gebaut. Der König schlägt sie und wendet sich dann gegen die ebenfalls in pfadlosen Gebirgen wohnenden Dahae, denen er 33 Städte zerstört. Die Richtigkeit der Uebersetzung ist mir durch eine gütige Mit-

theilung von Herrn Professor SCHRADER bestätigt worden. I) LASSEN I, p. I029 und 521.

2) Die Verbreitung der Shina ist auf RAVENSTEIN'S Karte von Dardistan, Geographical Magazine August 1875, ersichtlich. Sie nehmen dort die Districte von Gilgit, Gör, Darēl, Tandjir, Kandiā und Tshilās ein.