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0337 China : vol.1
China : vol.1 / Page 337 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000260
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CHARARTER DES SHU-KING.

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schreiben wollen, so wären ihm, da er früher lebte, wahrscheinlich noch weit mehr und bessere Quellen zugänglich gewesen. Und dass er wohl zwischen einem Geschichtswerk und einer historischen Zusammenstellung von Ansichten und Vorschriften zu unterscheiden wusste, beweist das von ihm selbst geschriebene Buch Tslcuntsiu, welches eine Geschichte des kleinen Staates L u , (im jetzigen S h a n t u n g) , in dem er geboren war und lebte, vom Jahr 721 bis 480 v. Chr., also bis zur späteren Zeit seines Wirkens, enthält. Es ist eine Chronik, und daher weicht die Darstellung in demselben von der im Shu-king ab. Beispielsweise zählt es 36 Sonnenfinsternisse in dem kurzen Zeitraum von 241 Jahren auf, während der Shu-king deren nur eine in mehr als 18 Jahrhunderten erwähnt. Und selbst diese würde kaum Platz gefunden haben, wenn sie nicht der dramatischen Darstellung als Hintergrund diente. Die Ursache, wesshalb CONFUCIUS seinen Stoff im Shu-king in rein philosophischer Weise behandelte, ist darin zu suchen, dass er in einer Zeit des Verfalls lebte, als das Reich durch die Fehden der Vasallenfürsten getheilt und geschwächt war. Er erkannte den

Grund davon in der Vernachlässigung der Grundsätze, welche einst geherrscht und

nach seiner Ueberzeugung das Reich stark und einig . gemacht hatten. Von dem

Wunsch beseelt, es wieder zu seiner früheren Höhe und Macht zu erheben, stellte er die leuchtenden Beispiele der Vergangenheit dar. Er appellirte damit an die Gefühle, welche dem Chinesen die heiligsten sind, und gerade desshalb hatten seine Lehren einen so durchschlagenden und andauernden Erfolg. Es sammelten sich um ihn zahlreiche Schüler, welche nach seinem Tod das Lehrsystem ihres Meisters in bestimmtere Fassung zu bringen suchten. Den fünf canonischen Büchern, welche er selbst der Nachwelt überliefert hat, und von denen er drei compilirte, eins selbst schrieb und eins (den I-king, oder das Buch der Veränderungen) mit einem Corn-

, mentar versah, fügten sie »die vier Classiker « bei. Wie weise die historische Methode gewählt war, zeigt, im Gegensatz, das Beispiel von LAU—TSZE, einem Zeitgenossen des CONFUCIUS, welcher ein religiös-philosophisches Lehrsystem aufbaute. Dasselbe ist von schönen und tiefen Gedanken erfüllt 1) . Aber es war neu ; und wenn es auch zahlreiche Anhänger gewann , so ist es doch nie als ein Gährungsmittel in das innerste Wesen des Volkes gedrungen , und die T a u - Secte, welche dadurch hervorgerufen wurde, besitzt es heute nur noch in entstellter Form.

Die Geschichte des Shu-king ist bekannt. Ursprünglich bestand er, nach der übereinstimmenden Ansicht der meisten älteren uud neueren chinesischen Gelehrten, aus i oo Theilen. Im Jahr 213 v. Chr. erfolgte die Verbrennung der Bücher unter Kaiser TSIN—SHI—HWANG, welcher diese Maassregel für nöthig hielt, um die Weltgeschichte mit der langen Dynastie , welche er zu gründen hoffte , anfangen zu lassen ; und das Edict , welches auf den Besitz der Classiker Todesstrafe setzte, wurde mit Strenge gehandhabt. Als aber nach der im Jahr 206 v. Chr. erfolgten Ermordung des Sohnes jenes Kaisers die HAN-Dynastie auf den Thron gelangte,

i) Herr R. V. PLÄNKNER hat das Verdienst, den Tau-te-king, das Hauptwerk des LAU-TSZE, durch eine deutsche , reich commentirte Uebersetzung zugänglich gemacht zu haben. Eine französische Uebersetzung wurde schon 1842 von STAN. JULIEN herausgegeben.

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