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0589 China : vol.1
China : vol.1 / Page 589 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000260
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KENNTNISS VON CHINA IN PERSIEN UND ARMENIEN.

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haupt wurde dessen Existenz bald allgemein als Thatsache betrachtet. Selbst den Schriftstellern am Ende des Mittelalters ist es aufgefallen , dass PTOLEMAEUS der Einzige war, welcher dort eiri unbekanntes Land annahm.

Obgleich sich in der Bezeichnung »Serischer Ocean« der Name forterhielt, mit welchem einst die auf den Märkten von Turan verkehrenden Seidenhändler, und nach ihnen das problematische Volk, von dem sie stammten, bezeichnet worden waren , so verlor sich doch im Westen allmälig die Kunde von der Existenz eines Volkes der Serer; denn die Chinesen waren aus den Bazars verschwunden, der Seidenhandel zu Lande nahm wahrscheinlich bedeutend ab, und ge. langte in die Hände von Völkern, die man unter ihren eigenen Namen kannte. Man fragte nicht nach ihrem weiteren Ursprung und brauchte daher keine Serer mehr. Ebenso wurde das Volk, welches man unter den Namen Sin, Tshin, Sinae u. s. w. an der Küste Ost-Asiens kennen gelernt hatte, in Europa ganz vergessen ; dagegen rückte es dem Gesichtskreis der Inder und Perser näher. Wie früher die griechischen Schifffahrer , so übernahmen auch die indischen den ihm von den Malayen gegebenen Namen und nannten das Land, wo es wohnte, Tshinastana, woraus die Perser Tzinistan bildeten. Durch einen Zusatz entstand Mahatshinastana (d. i. Gross-China) , und dies wurde in Mātshin abgekürzt, wie die Inder heute noch China zuweilen nennen 1) . Als dann die Chinesen selbst ihre Schiffahrt nach Indien und Persien und , wie wir eben sahen , bis an den Euphrat ausdehnten , da bediente man sich für sie der erwähnten Namen. Es entstand nun eine eigenthümliche Verwickelung in den Begriffen, die sich nur bei den Persern einigermaassen klärten. Denn diese hatten den Seidenhandel zu Lande in ihrer Hand und mussten erkennen , dass das Volk , von dem sie die Seide , wenn auch auf indirectem Weg , bezogen , in naher Beziehung zu demjenigen stehen müsse , welches dieselbe auf dem Seeweg selbst brachte ; und so geschah es , dass man zum ersten Mal (soweit unsere Quellen reichen) den Namen des seefahrenden Volkes auf das im Osten der Steppen wohnende anwandte. Der erste Schriftsteller, welcher dies thut, ist _der Armenier MOSES von K h o r e n e (nach 44o) 2) . Er beschreibt das Reich Djenasdan (d. i. Tsliinistān) als ein grosses ebenes Land im Osten von Scythien. Es sei an den äussersten Grenzen der bekannten Welt gelegen , von einem friedliebenden Volk bewohnt , und so reich an Seide , dass sie von Leuten aller Stände getragen werde ; der König heisse Djen-pagur und seine Residenz Siurhia 3) . Zunächst Djenasdan liege das Land der Sinae, welches sieben Nationen

»Serischer Ocean« lässt doch darauf schliessen, dass man wirklich von der Begrenzung des Sererlandes durch das Meer Kunde erhalten hatte , wie ja auch schon der Verfasser des Periplus (s. oben S. 506) eine richtigere Vorstellung der Ver101tnisse in Ost-Asien gehabt hatte, als PTOLEMAEUS.

I) YULE Cathay p. cxviii, woselbst die Frage nach Ursprung und Anwendung åer Namen Tshin und Matshin eingehend behandelt ist.

  1. SAINT MARTIN, sur la vie et les écrits de Moyse de Khoren. 7ourn. Asiat. Vol. II, 1823, p. 321 ff.

  2. YULE, (Cathay p. Lxxxiii) deutet darauf hin , dass der Name Saragh in dem syrischen Theil der Inschrift von Hsi-ngan-fu für La-yang gehalten wird und Siurhia ihm entsprechen könnte, sowie auch (ebend. p. ccxLI), dass SSANANG SSETSEN die Hauptstadt des grossen Khans Siro-Khagkan nennt, was vielleicht einen Anhalt für die Erklärung von Siurhia geben möchte. Sollte nicht vielmehr , wie