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0547 China : vol.1
China : vol.1 / Page 547 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000260
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DAS LAND SERICA DES PTOLEMAEUS.

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dass einzelne Namen , die sich auf Gegenden im Norden des Emodus bezogen, über Indien kamen und, da sie in den in das Gradnetz eingetragenen Rahmen von Serica gehörten, in ihrem Verhältniss zu den über den Imaus bekannt gewordenen Gegenden berücksichtigt werden mussten. Dies aber liess sich nur mit einem ähnlichen Aufwand theoretischer Speculation ausführen , wie wenn man in unsrer Zeit von zwei weit von einander entlegenen Reisewegen in Africa aus die dazwischen liegende unbekannte Gegend aus den von beiden Seiten eingezogenen Erkundigungen zu construiren versuchte. PTOLEMAEUS sah, wie es YULE passend ausdrückt, mit jedem Auge besonders, und vermochte die beiden Bilder nicht stereoskopisch zu vereinigen 1) .

Wenn man alle diese die Geographie und Nomenclatur des PTOLEMAEUS beeinflussenden Umstände berücksichtigt, so lässt sich das von ihm entworfene Zerrbild einigermaassen zu seiner wahren , uns heute wohlbekannten Gestalt zurückführen. Es sind in dieser Richtung eine Reihe von Versuchen gemacht worden, von denen die im vorigen aufgeführte Literatur nur einen Bruchtheil darstellt. Trotz grossen aufgewendeten Scharfsinns haben aber, wie ich hervorheben zu dürfen glaube, zwei Bestrebungen zu Irrthümern geführt, welche maassgebend geworden sind. Der eine entsteht durch die Identificirung der alten Namen nach ihrem Wortklang mit solchen, welche heute gebräuchlich sind , wie ich dies z. B. in dem Fall des Kasia-Gebirges zu beweisen suchen will. Am weitesten in dieser Richtung ging GoSSELIN, für den die Identificirung von Sera metropolis mit Seri-nagar = Srinagar der leitende Gesichtspunkt für die Erklärung der ganzen Geographie des PTOLEMAEUS war. Eine andere Quelle des Irrthums dürfte darin liegen , dass die Meisten den Schwerpunkt , daher die Mehrzahl der Namen , und insbesondere diejenigen welche die später zu erwähnende Handelsstrasse bezeichnen , nach dem Südfuss des Tiënshan verlegen, entlang der Linie : Kashgar — Turfan — Hami — Sha-tshóu u. s. f., bis Kan-tshóu, Liang-tshóu oder Hsi-ngan-fu. Der Grund ist darin zu suchen, dass die Wichtigkeit dieser Strasse in der gegenwärtigen Zeit die Meinung von vorn herein beeinflusst hat, und der Umstand, dass in der HAN-Dynastie die Strasse am Südrand des Tarym -Beckens die gebräuchliche war , nicht in Betracht gezogen worden ist , indem die chinesischen Quellen nicht gleichzeitig zum Vergleich benutzt wurden. Dadurch wird schon von dem ersten Anschluss an den Imaus die

i) Noch ein anderer Umstand ist bei Beurtheilung der Nomenclatur des PTOLEMAEUS in Betracht zu ziehen. Seine Namen sind nämlich fast durchwegs drei- oder viersilbig und haben einen auffallenden Wohlklang, den man bei den wirklich in jenen Gegenden angewendeten Namen selten findet. Es entsteht dadurch der Verdacht, dass dieselben in einer verschönerten, dem griechischen Ohr wohlklingenden Form wiedergegeben worden sind. Dass dies noch in wissenschaftlichen Werken einer verhältnissmässig neuen Zeit vorgekommen ist, hat YULE (Cathay p. LYVI) an einem merkwürdigen Beispiel gezeigt. Als nämlich der Herausgeber der italienischen Lebersetzung von DE MAILLA'S histoire de la Chine fand, dass die chinesischen Namen den Lesern der ersten Bände unangenehm klangen, begann er sie im fiten Band in eine schönere Form zu kleiden und schrieb z. B. Vobalio für Kublai , Govannio für Wang -khan, Chitalio für Iltshiktai. Kann auch ein solcher Verdacht nicht auf MARINUS und PTOLEMAEUS lasten , so dürften doch diejenigen, von denen Ersterer seine Berichte erhielt, die barbarischen Namen einigermaassen für das griechische Ohr umgestaltet haben.

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