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0668 China : vol.1
China : vol.1 / Page 668 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000260
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598 X. CAPITEL. ENTWICKELUNG DES AUSWÄRTIGEN VERKEHRS. I 205—I 5 17.

IBN BATUTA gebührt, wenn wir von den wenigstens theilweis erfundenen Fahr-

ten des Engländers Sir JoHN MANDEVILLE absehen, betreffs der Ausdehnung seiner Reisen der erste Preis unter jenen passionirten Abenteurern des späteren Mittelalters , deren Erzählungen sich erhalten haben. Wie den meisten anderen seiner Classe, fehlte es ihm gänzlich an wissenschaftlichem Sinn. Ein unbezähmbarer Wandertrieb führte ihn von Land zu Land. Mit ungewöhnlicher Geschicklichkeit

wusste er sich in alle Verhältnisse zu finden. Der häufige Wechsel der Rollen, in denen er auftritt, erinnert an die beredte Art, in welcher MOKADDASY die Art seiner Reisen beschreibt 1) , wiewol dieser durch seinen brennenden Missions- und Forschungs-Drang weit über dem maurischen Wanderer, dessen Lust in der Veränderung bestand , erhaben ist. Wenn wir IBN BATUTA Glauben schenken dürfen, so besass er eine merkwürdige Fertigkeit sich die Gunst der Fürsten zu erwerben ; dann ging es ihm gut , er genoss das Leben in vollen Zügen und entledigte sich mit Leichtigkeit der Geldsummen , welche in seine Hände kamen. Aber ebenso oft verscherzt er das Glück , schlägt sich durch so gut er kann , und wenn ihm nichts mehr übrig ' bleibt , so spielt er den Frommen , tritt in die Dienste einer Moschee und recitirt den Koran. Die Erzählung seiner Fahrten ist ein werthvoller Besitz für die Kenntniss der Zustände seiner Zeit ; für die ernstere Wissenschaft lässt sich wenig daraus entnehmen, und seine Reisen hatten geringen Einfluss auf die Förderung der Vorstellungen seiner Zeitgenossen oder der folgenden Generationen vom Weltgebäude.

2. Die christliche Welt. — Das östliche und mittlere Europa hatte die rohe Gewalt der kriegerischen Massen der Mongolen in furchtbarer Weise gefühlt. Man hatte sie wie Dämonen aus der Hölle betrachtet, und die deutsche Ritterschaft war zu einem Kreuzzug gegen sie gerüstet. Aber als nach dem scharfen Anprall die Reiterscharen zurückgewichen waren, ohne dass man den Grund davon wissen konnte (s. oben S. 583), erwachte in der katholischen Christenheit, besonders des westlichen Europa, die Hoffnung, dass man eine so furchtbare Macht sich verbünden und gegen den gemeinsamen Feind, die Mamluken, kehren könne. Schon TSHINGIS-Khan hatte ihnen einmal drohend gegenüber gestanden, und noch waren seine Heere im östlichen Persien. Man glaubte zu bemerken, dass Manches in den Doctrinen der Mongolen dem Christenthum nicht allzufern stehe und hatte in Erfahrung gebracht , dass der mächtige Fürst zuweilen eine auffallende Milde gegen Christen geübt hatte ; seine Person war sogar, ehe er sich gegen Europa wendete, mit derjenigen des Priesters JOHANNES (s. oben S. 58!) in Verbindung gebracht worden. In Inner- Asien hatten die Nestorianer, ohne dass man in Europa davon wusste, längst Propaganda gemacht, und die unbestimmten Nachrichten von ihren Sitten und Doctrinen , die durch die Mongolen selbst verbreitet werden mochten, waren wohl geeignet , die Vermuthung einer weitergehenden Sinnesverwandtschaft wachzurufen. Ausserdem mag zu dem Gedanken einer Annäherung auch der Um-

I) Die interessante Stelle ist vollständig angefiihrt von DE GOEJE in der Tijdschrift van het Aardrijkskundig Genootschap. 1875, p. 191 ff,