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0650 China : vol.1
China : vol.1 / Page 650 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000260
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580 X. CAPITEL. ËNTWICKELUNG DES AUSWÄRTIGEN VERKEHRS. i 205-15 I 7.

stets im Besitz eines Theiles des nördlichen China , als dessen Kaiser sie' sich betrachteten, und gaben ihrer Dynastie den Namen der LIAU , nach dem Fluss ihres Heimathlandes. Während der ganzen Zeit ihrer Herrschaft schwankte ihre Westgrenze nur wenig. Selten hatte sich in Central-Asien ein. Reich durch so lange Zeit so gleichförmig erhalten I) . Ihr Ruf drang nun nach Westen, und es scheint, dass ihr Name mit aller Kinde , die aus China über Land dorthin ging , in Verbindung gesetzt wurde. Denn sie waren das erste Volk, dem die westlichen Kaufleute begegneten, und besassen in China diejenigen Plätze , welche im günstigsten Fall von Jenen besucht werden konnten. Es ist merkwürdig, wie es für China jederzeit an einem bestimmten Namen fehlte, und man gern nach demjenigen griff, der sich am bequemsten darbot. Was der der Serer in der früheren Zeit , nachher die Namen Taugas und andere gewesen waren , das wurde nun der Name Khitan: der Inbegriff aller Macht und Grösse im Osten der unübersehbaren Steppen. Das Wort gestaltete sich aber zu Khitai, Khathay und Cathaya.

Dieses Reich bestand 218 Jahre (9o7-1125 . Da ändert sich mit einem Mal der ganze Anblick von Central-Asien durch Ereignisse, die besonders geeignet sind, zu zeigen , wie schnell sich auf den Steppenländern aus kleinen Anfängen grosse Umwälzungen entwickeln. Ein Fürst der von den Khitan in Unterjochung gehaltenen Yu-tslzi stand (1123) gegen die Herrscherfamilie auf, besiegte sie und gründete an deren Stelle das Reich der KIN. Ein Abkömmling der LIAU-Dynastie aber, Namens YELIU-TASHI 2) 7 zog im Jahr. 1124 mit 200 Reitern nach Westen. Dort fand er Stämme, die ihm als Sprössling des Herrschergeschlechtes, dem sie tributpflichtig. gewesen waren, Ehrfurcht erwiesen. Begeistert schlossen sie sich ihm an , und so zog er weiter westlich über die Steppen. Riesenhaft wuchsen seine Schaaren an. Als' mächtiger Führer leitete er sie durch das Tarym-Becken und nach dem Yaxartes hinab, wo seine Eroberungszüge sich bis nach Kharezm und der Grenze von Persien erstreckten. Im Jahr 1125 reichte sein Reich von Samarkand , Bokhara und Khokan bis fast zum Ost-Ende des Tiën-shan. Es führte den Namen Kara-Khitan. Die Chinesen nannten die ihren eigenen Beherrschern entsprossene Dynastie, und

nach ihr das Reich , Hsi-LIAU, oder die westlichen LIAU. Die Fürsten selbst legten sich den Titel Gurkhan bei. Die gewaltigen Ereignisse , durch welche sich diese grosse politische Umwälzung im Fluge vollzogen, und eine neue, dem fernsten Orient entsprossene Macht fast vor den Thoren von Persien und Armenien eine gebieterische Stellung eingenommen hatte, konnten nicht ohne Reflex auf die Vorstellungen bleiben, welche die Culturvölker des Westens sich von der Geographie der im Nebel des östlichen Horizontes gelegenen Gegenden machten ; denn in einer Zeit , als man die Länder nicht kannte , hefteten sich die Ideen an die

i) Die Geschichte der Khitan und verwandter Völker s. bei VISDELOU, histoire de la Tartane, in

D'HERBELOT's Bibliothèque orientale, Suppl.; ferner DE GUIGNES, histoire des Huns etc. Vol. I, p. i79 ff. KLAI'ROTH Tableaux historiques ; PLATH a. a. O.

2) RASHID EDDIN nennt ihn FUSHI-TAIFU (YULE, Cathay p. 178), ABULGHASI führt' ihn unter dem Namen NUSITAIGIR auf (PLATH a. a. O. p. 99).