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0678 China : vol.1
China : vol.1 / Page 678 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000260
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6o8 X. CAPITEL. ENTWICKELUNG DES AUSWÄRTIGEN VERKEHRS. 1205-1517.

Die Reisen von MARCO POLO sind durch ihre zahlreichen Bearbeitungen und die vielen daraus veröffentlichten Auszüge zu bekannt, um sie hier ausführlich zu behandeln, und ich kann mich auf eine kurze Uebersicht der Leistungen des Venetianers beschränken. Der Bericht beginnt mit einer Notiz über die Reisen seines Vaters NICoLO und seines Onkels MAFFEO , welche im Jahr 1260 in Handelsinteressen in Constantinopel waren , dann nach der Krim und in Folge besonderer Umstände über die Wolga nach Bokhara kamen , wo sie drei Jahre blieben. Hier wurden sie durch eine Gesandtschaft, welche von dem Khan von Persien zum Gross-Khan geschickt wurde, veranlasst, dieselbe zu begleiten. Damals hatte KUBLAI-Khan bereits die Herrschaft angetreten und seine Residenz von Karakorum nach China verlegt, um, nur noch mit einem Fuss in der Mongolei stehend, die Rolle eines Gross-Khans des weiten mongolischen Reiches mit derjenigen eines Kaisers von China zu vertauschen ; denn, wenn er auch nominell die erstere Würde beibehielt, so erlag er doch, ebenso wie seine zahlreichen Stammesgenossen die er nach China brachte, jenem Schicksal , das , wie wir es bereits oft erfuhren , allen Völkern widerfährt, welche die abflusslosen Gebiete Centralasiens verlassen und sich nach den Ländern mit peripherischem Wasserabfluss begeben. Karakorum hatte daher seine Bedeutung verloren ; aber noch bestand im Wesentlichen die Strasse , auf welcher PLAN CARPIN und RUBRUK gezogen waren ; denn wenn gesagt wird , dass die beiden Reisenden erst nördlich und dann nordöstlich gingen , um nach einem Jahr den Hof des grossen Herrschers zu erreichen, so können wir nur annehmen , dass sie den alten Weg im Norden des Tiën-shan einschlugen. Als die ersten Fremden des Westens, welche die weite Reise gemacht hatten, wurden sie ehrenvoll und gastlich empfangen , und da der Khan wol Manches von der Civilisation westlicher Völker gehört hatte, und die beiden venetianische.n Nobili seine Vorstellungen durch ihre verfeinerten Sitten bestätigen mochten, so entliess er sie mit einem Brief an den Papst , in welchem er denselben bat, ihm einhundert christliche , in Künsten und Wissenschaften gebildete Männer zuzuschicken, um die Religion, mit der diese Cultur verbunden war, in seinem Land einzuführen. Damals war eine Gelegenheit gegeben, wie sie niemals vorher und nachher bestanden hat, um den Osten des Continentes mit dem Westen auf das Innigste zu verbinden und dauernde Beziehungen herzustellen ; aber leider scheiterte sie an der Indolenz , welche die beiden POLO'S vorfanden. Als sie im Jahr 1269 wieder in Acre anlangten, war der Papst gestorben und ein neuer nicht erwählt ; und als sie nach zweijährigem Aufenthalt

 
   
 

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sie geschehene Fortschritt und die Gerechtigkeit der Anerkennung desselben durch die höchste, der geographischen Gesellschaft in London zu Gebote stehende Ehrenbezeigung entgangen sein. Ihr zur Forschung anregender Charakter zeigt sich u. a. in China , wo das Buch von MARCO Polo, vorher seinem Inhalt nach nur Wenigen genauer bekannt, bereits zu mehrfachen Arbeiten Anlass gegeben hat. Ihm und » Cathay« dürften wol zunächst die frillier citirten vortrefflichen Arbeiten von BRETSCHNEIDER zu verdanken sein, und der Schreiber dieses bekennt gern, dass er dem vorliegenden Werk ein so eingehendes Capitel über den wechselseitigen Verkehr zwischen dem Westen und Osten des asiatischen Continentes nicht will-de eingeschaltet haben, wenn nicht »Cathay« und »MARCO POLO« sein Interesse fir eine möglichst vollständige Durchsicht der darauf bezüglichen Literatur wach gerufen hätten.