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0529 China : vol.1
China : vol.1 / Page 529 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000260
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HANDELSWEGE VON SÜD-CHINA NACH INDIEN.

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Handelswege nach Indien. — Mit überraschender Schnelligkeit hatte sich die Oeffnung des fernen Westens vollzogen. Das näher liegende Indien blieb viel länger unbekannt. Die Hochgebirge waren in diesem Fall , wegen ihrer grossen Breite , eine mächtigere Scheide als die Steppen. Selbst die erste Nachricht über das Land hatte , • wie wir oben sahen , nicht den Weg über Tibet eingeschlagen , sondern war über Baktrien nach China gekommen. Expeditionen waren ausgesandt worden; aber sie hatten Indien nicht gefunden. Noch lange blieb dieses Land den Chinesen verschlossen. Aber wenn sie auch keinen directen und bewussten Handel mit demselben hatten, so schliesst dies doch keineswegs die Möglichkeit aus , dass ein solcher von Hand zu Hand getrieben wurde , ohne dass der erste Verkäufer den letzten Bestimmungsort der Waaren ahnte. Darauf deuten schon die von TSHANG-KIËN in Baktrien ( Takia) eingezogenen Erkundigungen ~S

452 . Allerdings ist es möglich , dass er sich betreffs des Herstammungsortes der Waaren täuschte , indem er die Producte südlicher Breiten , welche dem nördlichen China fremd sind , nur aus dem warmen gesegneten Thal von Tshing-tu-fu kannte 1) . Aber es ist trotz des gebirgigen Charakters , der zwischen demselben und Indien gelegenen Gegenden und ihrer Undurchdringlichkeit für die Abgesandten des Kaisers wahrscheinlich , dass dort ein Zwischenhandel die Producte China's nach Indien gelangen liess. Der Moschus und die Heilkräuter (darunter besonders Rhabarber; , welche jenen Gebirgen eigenthümlich sind , wurden gewiss früh gegen die Producte von Sz'-tshwan , vor allen die kostbare Seide , eingetauscht , und in ähnlicher Weise konnte die letzte durch einzelne Etappen bis nach Indien gelangen. Zugleich mit den Waaren mochten Nachrichten denselben Weg nehmen , und in dieser Weise dürfte es zu erklären sein , dass die Abgesandten des Kaisers im südwestlichen China von der Existenz eines weiter westlich gelegenen Landes erfuhren , wo man sich der Elephanten zum Reiten bediene 2) . Da die Nachricht zur Entdeckung von Birma oder Pegu führte, so mag ersteres Land gemeint gewesen sein. Dass jedoch ausser dem Verkehr dorthin auch ein solcher nach Assam stattfand , und zwar auf einem jetzt dem Handel nicht zugänglichen Weg , wird durch eine später anzuführende Stelle des Periplus wahrscheinlich gemacht.

Noch auf einem dritten Weg dürfte schon vor HSIA-WU-TI's Eroberungszügen ein durch verschiedene Hände gehender Handel die Verbindung mit Indien hergestellt haben , ohne dass die Chinesen davon Kunde hatten. Denn auch die Be-

i) Insbesondere darf man dies in Betreff der Bambusröhre annehmen, wenn wirklich solche gemeint sein sollten, da man nicht voraussetzen kann, dass die Inder dieselben importirten, urn damit einen Handel nach Baktrien zu treiben, indem sie solche selbst in hinreichender Menge besassen. In Tshing-tu-fu gedeiht der Bambus zu Dimensionen, die er sonst nur in den Tropen erreicht und da TSHANG-KIEN ihn nur von dort von solcher Beschaffenheit kannte , so wäre es erklärlich, wenn er bei dem Anblick der indischen Bambusröhre an eine Herstammung aus seiner Heimath gedacht hätte. Was die gewebten Stoffe von Shu betrifft, so sind damit wahrscheinlich Seidenzeuge gemeint. Wenn nun auch (lie Inder eine Art von Seide besassen, so war doch dieselbe von der chinesischen verschieden und ihr an Qualität nachstehend, und es ist bei ihr ein Irrthum betreffs des Herstammungsortes wenig wahrscheinlich.

2) S. oben S. 453

v. Richthofen, China. I.   30