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0693 China : vol.1
China : vol.1 / Page 693 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000260
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WELTKUNDE DES ALTERTHtJMS.

62;

1

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Stellung Ost-Asiens in den kosmographischen Systemen und Zeich-

nungen, von PTOLEMAEUS bis zur Ankunft der Portugiesen in China. (Als Anhang zur fiinften Periode) .

Während im classischen Alterthum jede Erweiterung der Kenntniss der bewohnten Erde sofort wissenschaftlich verwerthet wurde, und die allgemein geographischen Darstellungen eines HERODOT oder PLINIUS oder PTOLEMAEUS der beste Leitfaden sind, um die Grenzen zu finden. bis zu denen in jeder einzelnen Periode Reisende vorgedrungen waren oder der Verkehr sich erstreckte , war es für unsre Darstellung erforderlich , durch lange nachfolgende Zeitalter die Factoren , durch welche der Horizont gegen Osten hin sich zeitweise und meist nur für die Blicke einer geringen Zahl Auserlesener erhellte , gesondert zu betrachten , um nun erst nachträglich die Art zu erörtern, wie die periodischen Entdeckungen und Auskundschaftungen das Bild beeinflussten, welches die Culturvölker des Westens sich vom fernen Orient machten, sei es dass dasselbe in Beschreibungen, oder in Versuchen zu graphischer Zeichnung niedergelegt wurde. Denn vom Anfang des christlichen Mittelalters bis zur letzten Aera der Kreuzzüge war die Vorstellung von der Erde in erster Linie von strengen kirchlichen Lehren bedingt, und nur innerhalb des Rahmens derselben gewährte man in zweiter Linie Raum für die wenigen kirchlich sanctionirten Ueberreste , welche von den Kenntnissen des Alterthums geblieben waren, sowie für dasjenige was man aus dem Bereich neuerer Erkundigungen in phantasievoller Weise unterzubringen für gut erachtete. Die Entdeckungsgeschichte und die Entwickelung des Weltbildes gingen daher Anfangs gesonderte Wege, um erst im Lauf der Zeit in einander einzugreifen. Selbst die Araber waren nicht im Stande , die Länder- und Völkerkunde in wissenschaftlicher Form zu behandeln und die massenhaft von ihnen aufgehäuften Einzelkenntnisee in ein geordnetes System zu bringen.

Wir müssen bei dieser Betrachtung noch einmal auf die Griechen zurückgreifen. Ihren grossen Geographen galt nicht nur die Kugelgestalt der Erde als eine feststehende Thatsache : sie versuchten auch ihre Grösse zu berechnen, die gegenseitige Lage der Ortschaften und Länder nach Himmelsrichtungen und Entfernungen zu bestimmen, nach astronomischer Länge und Breite festzulegen und in ein Gradnetz einzutragen, und sie glaubten an die Existenz von Bewohnern auf der entgegengesetzten Erdhälfte. Als dann die Wissenschaft von der Erde in PTOLEMAEUS ihren Höhepunkt erreichte, konnte dieser mathematisch angelegte Kopf der Nachwelt ein zwar verzerrtes, aber doch verständliches und gerade wegen der consequent durchgeführten mathematischen Methode immer wieder herzustellendes Bild der bewohnten Erde, soweit sie zu seiner Zeit bekannt war, hinterlassen. Es trug die Keime' der Vervollständigung und Verbesserung in sich selbst und brauchte nur in die Hände einer Generation zu kommen, die die Methode begriff und weiter auszubilden verstand, damit jene Keime zur Entfaltung kommen konnten.

Mehr als ein Jahrtausend sollte vergehen, bis ein Culturvolk diesen Standpunkt