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0513 China : vol.1
China : vol.1 / Page 513 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000260
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TSHANG-KIËN's EXPEDITION NACH TA-WAN.

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sichert. Alle diese hatten ein Interesse an ihrer Niederwerfung ; aber kein Volk konnte, wie man glaubte , in gleichem Maass Rache gegen sie brüten, wie die Yué-tshī ; denn aus dem Schädel ihres im Jahr 157 erschlagenen Königs war ein Trinkgefäss gemacht worden. Sie mussten als Bundesgenossen gewonnen werden. Ein General Namens TSHANG-KIËN wurde beauftragt, sie in ihren neuen Wohnsitzen aufzusuchen. Seine Reise ist von hohem Interesse ; denn sie ist die erste chinesische Expedition nach fernen Gegenden im Westen, von der wir Kunde haben. Wahrscheinlich war es in der That die erste ; denn der Bericht hat die Färbung einer abenteuerlichen Entdeckungsreise nach ganz unbekannten Ländern 1 . Um das Jahr 139 verliess TSHANG-KIEN seine Heimath mit einem Uïguren Namens TSHUNG-I, welcher wahrscheinlich mit manchen Wegen in Central-Asien bekannt war , und einer Begleitung von 1 oo Mann. Nach zehnjähriger Gefangenschaft bei den Hiungnu entkamen sie und setzten ihre Reise nach dem Reich Ta-wan am Yaxartes 2) fort, wo sie die Yué-tshī vermutheten. Sie hörten , dass diese weiter, nach dem Oxus, in das Land der Ta-hiā , gezogen seien , wurden aber in Ta-wan gut empfangen. Denn man hatte von dem Reichthum des Volkes der H a n , wie die Chinesen ausnahmslos von SZ-MA-TSIËN genannt werden, gehört und bereits Verbindungen anzuknüpfen gewünscht. TSHANG - KIÉN versprach bei einem zweiten Besuch reiche Geschenke mitzubringen , wenn man ihm Geleit gebe. Er erhielt es nach dem Land Kliang-kiu :) , und von diesem nach Ta-hiā. Dort, berichtete er, fand er die Yué-tshī nördlich vom Fluss Wéi (Oxus) wohnend, 2 bis 3000 li westlich von Ta-wan entfernt 4) Sie empfingen ihn gut, erklärten aber, dass ihr Land fruchtbar Sei, und sie darin glücklich , friedlich und der Plünderung wenig ergeben lebten ; sie könnten sich nicht entschliessen , in ihre früheren rauhen und öden Wohnsitze zurückzukehren , um ihre alten Feinde zu bekriegen. Das Nomadenleben hatten sie noch nicht abgelegt.

Auf dem Rückweg kam TSHANG - KIËN (»abermals« , wie es in dem Bericht heisst) nach dem Gebirge Ping-nan 5) und wollte von da durch das Land der Kiang

i

  1. Ich folge der Erzählung im i23sten Buch des Sse-ki von SZ'MA—TSIËN nach der dankenswer-

then Uebersetzung von BROSSET (Relation du pays de Taouan , traduit du Chinois. Nouv. .7ourn. Asiatique II 18a8, p. 418-450), da dieser Bericht núr 4o Jahre nach der Aussendung von TSHANG—KIEN geschrieben wurde und in hohem Grade das Gepräge der ungeschminkten Wahrhaftigkeit trägt. Ebenso benutze ich die von BROSSET berechneten Jahreszahlen, nach welchen die Gesandtschaft im Jahr 1a7 zurückkehrte , also 139 auszog , während sie gewöhnlich , nach MA-TWAN-LIN, in die Jahre 136 bis 1 a3 verlegt wird.

  1. Ueber die genauere Lage s. die folgende Seite Anm. 2.

  2. Wahrscheinlich am Mittellauf des Yaxartes von Tashkent bis Turkestan gelegen.

  3. Dies dürfte auf das Hoflager des Königs der Yué-tshī zu beziehen sein, welche das Reiseziel von TSHANG—KIEN war ; denn das erste Land derselben war nur 690 li von Ta-wan entfernt, und Ta-hiū, welches jenseits des Yué-tshī-Landes lag, wird doch nur 2000 li von Ta-wan angegeben.

  4. BROSSET erklärt dies allgemein für ein Gebirge von Tibet, und auch aus dem Namen'Kiang ist mehrfach gefolgert worden , dass TSHANG-KIEN durch Tibet zurückgekehrt sei. Dies ist wahrscheinlich nicht richtig. Der Name Ping-nan zeigt, dass das Gebirge im Süden eines ebenen Landstriches lag, und ich werde unten (S. 466) zu zeigen suchen , dass die Kiang nicht in Tibet, sondern in Tsai - dam und am Khukhu-nor wóhnten. Da nun TSHANG - KIEN dem Kaiser berichtet, dass die Hiungnu sich im Westen bis an den Salzsee (Lop-nor) , im Osten bis Lung (nicht genau festzusetzen) und im Süden

v. Richthofen, China I.   29