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0702 China : vol.1
China : vol.1 / Page 702 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000260
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632 X. CAPITEL. ENTWICKELUNG DES AUSWÄRTIGEN VERKEHRS. I205—I5I7.

Gesandtschaft Kaiser JUSTINIAN'S zu dem Türkenfürsten DIZABUL im sechsten Jahrhundert (s. oben S. 528) ohne Gewinn für die Wissenschaft vorüber, und dass CoSMAS von seinen eigenen Reisen nicht den geringsten Nutzen für seine Weltanschauungen zu ziehen vermochte, haben wir bereits erörtert. Dennoch war ersichtlich das Verlangen vorhanden, die wirklichen Kenntnisse graphisch einzutragen, und nur der Mangel an Geschick dazu, sowie die Unmöglichkeit, das Wahre von dem Fingirten zu unterscheiden, brachten es mit sich, dass die Aufzeichnungen von beiderlei Art Hand in Hand fortschritten. Die bildliche und schriftliche Darstellung der romantischen und Wunderberichte , welche den mittelalterlichen Karten ein so besonderes Gepräge gibt , fand ihren höchsten Ausdruck daher in der Periode des ersten bedeutenden Fortschrittes , vom i 3ten bis zum i fiten Jahrhundert ; und erst als MERCATOR das Romantische verbannte , blieb die wissenschaftliche Darstellung allein zurück. Sehen wir von der rein schematischen Radkarte ab , die hauptsächlich in Vignetten und Randverzierungen vorkommt, so finden wir schon in den frühesten uns bekannten Karten ein unbeholfenes Bestreben zur Einzeichnung der Länder und Meere nach ihrer wirklichen Lage. Dies mag bereits auf jenen Silbertischen der Fall gewesen sein, auf welchen CARL der Grosse die bekannten Länder versinnbildlichen liess ; und deutlich lässt es sich z. B. in der angelsächsischen Karte des zehnten Jahrhunderts ersehen, welche allerdings in ihrer viereckigen Ge- stalt und der Excentricität von Jerusalem zu den Ausnahmen von der herkömmlichen Art der Zeichnung gehört I) .

Zu dem Unvermögen, das Bekannte nach den gegenseitigen Verhältnissen der geographischen Lage éinzutragen, kam der Umstand, dass durch eine lange Reihe von Jahrhunderten die Grenzen des Wissens beschränkt genug waren, um der Darstellung des letzteren innerhalb des Kreises Raum zu gewähren. Im Osten reichten sie nicht weiter als bis zum Ganges , im Westen bis zu den Säulen des Hercules. Das Kaspische Meer war eine Bucht des nördlichen Oceans und bildete in den Vorstellungen der christlichen Welt bis RUBRUK , auf den Karten sogar bis in das I4te Jahrhundert, die Nordgrenze von Asien ; von ihm zog man die Küste in einem flachen östlichen Bogen nach dem Ganges herab , so dass das ungeheure Gebiet des nördlichen und östlichen Asien ganz ausgeschlossen blieb. Wenn man sich bemühte , die einfachen Formen des O und des T zu verbessern und wenigstens einige Gliederung anzubringen , liess man aus dem die bewohnte Erde umschliessenden Meer vier Meerbusen sackförmig in das Land eingreifen ; ausser dem Kaspischen , stellten sie das Mittelländische , das Rothe und das Persische

Meer vor.

Bis in die Mitte des zwölften Jahrhunderts übten die Kreuzzüge noch keinen unmittelbaren Einfluss auf die Berichtigung dieser Darstellung. So mächtig sie auch das Interesse für die Kunde von fremden Ländern weckten , und so viele

i) Nach der ersten Reproduction von STRUTT ist sie häufiger abgebildet worden ; so bei JOMARD

t. XIII. Fig. 4 ; bei SAN'PkREM, der sie in das i i to Jahrhundert versetzt, t. III. Fig. i ; bei VIVIEN DE ST. MARTIN t. VI. Fig. z.