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0246 China : vol.1
China : vol.1 / Page 246 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000260
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19 2 VI. CAPITEL. DAS GEBIRGS-GERÜST VON CENTRAL-ASIEN. i . DER TIËN-SHAN .

seitiger Auffassung nach dem Gesichtspunkt der bisherigen Betrachtung, sämmtlich haben, besitzen sie eine unendliche Individualisirung. in welcher uns die Gebirgsgliederung den Wegweiser für die Zusammenfassung der grossen Gruppen. wie auch für das Verständniss der Einzelheiten gibt.

Ich beabsichtige hier das Gebirgsgerüst von Asien nur insoweit zu betrachten. als es Beziehungen zu demjenigen von China hat, und die hervorragenden Ketten von Westen her bis dorthin zu verfolgen , wo der Gebirgsbau dieses Landes sich daraus entwickelt. Die Kenntniss der Gebirgsgliederung des östlichen Asiens wurde wesentlich durch KLAPROTH'S Studien der chinesischen geographischen Quellen angebahnt. Aber der scharfsinnige Sprachkenner und Geschichtsforscher lieferte nur die Bausteine, aus welchen HUMBOLDT die Architectur des Continentes zu construiren suchte i . Mit grossen, kühnen Linien entwarf dieser sein System einer geometrischen Anordnung der Gebirge. das durch lange Zeit die geographische Anschauung Asiens beherrscht hat und. wenn es auch jetzt in den meisten Theilen einer Aenderung bedarf, doch in Manchem in auffallender Weise die Verhältnisse richtig darstellt und in seltenem Grade anregend gewirkt hat. Vier den Breitengraden folgende Ketten, der Himâlaya, der Kwen-lun, der Tiën-shan und der Altai. sind danach durch eine vom Himâlaya bis zum Tiën-shan reichende Meridiankette. den Bolor-tagh, zu einem Rost verbunden. Dazu kommt eine südlichere Meridian-kette im S o l i m a n -Gebirge an der Grenze von Afghanistan gegen Vorder-Indien, eine nördlichere im U r a l , und endlich eine diagonal von SW nach NO gerichtete Anschwellung, welche die »Hohe Gobi« umfassen soll und als im K h in ga n auslaufend gedacht wird. Dies sind die einfachen Grundlinien. Der Kwen-lun wird nach Osten bis nach China , nach Westen über den Hindu - kush und den Taurus bis zum Mittelmeer verlängert ; ebenso der Himâlaya östlich bis nach Formosa. und der Tiën-shan einerseits nach dem Kaukasus, andererseits nach dem Yin-shan, welcher die grosse Nordbeugung des Hwang-ho im Norden begrenzt. Von diesen grossen Linien im »Gezimmer des Continentes «, wie HUMBOLDT es nannte, bewährt sich die Existenz der vier Breitengrad-Ketten , aber nicht ihr Parallelismus. Das indische Meridiangebirge , welches als ein Plateau-Abfall erkannt worden ist, entbehrt der ihm zugeschriebenen Selbstständigkeit , und der Bolor - tagh hat nur eine bedingte Existenz. Von den hypothetischen Verlängerungen ist nur diejenige des Kwen-lun nach China hinein, wie ich zu zeigen suchen werde, eine glücklich ent-

1) Allerdings veröffentlichte KLAPROTH bereits eine meisterhafte Karte von Central-Asien, welche zum ersten Mal Licht in dessen Geographie brachte. Sie erschien in Paris im Jahr 1833. Aber wenn man sie mit der ganz unverstandenen Gebirgszeichnung auf den im Jahr 1826 veröffentlichten Karten seines Atlas zu den Tableaux historiques vergleicht , und in Betracht zieht , dass ihre Anfertigung 4 Jahre nach HUMBOLDT'S Reise in die Kirgisensteppe, und gerade in (lie Zeit von dessen intensivsten Studien über Central-Asien fiel, so wird es wahrscheinlich, dass in der Anordnung der Gebirge der Einfluss HuMBoLDT'scher Anschauung auf ihr zu finden ist. Nicht minder befruchtend dürfte dabei RITTER gewirkt haben , dessen Studien über Central-Asien in dieselbe Zeit fielen, indem im Jahr 1832 der erste Band seiner grossen Erdkunde von Asien erschien. Aber mit Ausnahme der allgemeinsten Plastik baute er das

orographische Bild von Asien erst in langen Jahren durch unendliche und unermüdliche Detailstudien mühsam auf.

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