National Institute of Informatics - Digital Silk Road Project
Digital Archive of Toyo Bunko Rare Books

> > > >
Color New!IIIF Color HighRes Gray HighRes PDF   Japanese English
0690 China : vol.1
China : vol.1 / Page 690 (Color Image)

New!Citation Information

doi: 10.20676/00000260
Citation Format: Chicago | APA | Harvard | IEEE

OCR Text

 

 

620   X. CAPITEL. ENT\VICKELUNG DES AUSWÄRTIGEN VERKEHRS. 1205—I5 i 7 .

TINIUR hatte gewünscht, das chinesische Reich zu erobern. Aber seine Macht war nicht, wie diejenige von TSHINGis-Khan, in den Steppen geboren, um sich von den abflusslosen Gebieten nach den peripherischen Ländern hin auszudehnen ; sondern sie erstand im Westen von Central-Asien und konnte wohl von hier aus in den Bahnen fortwachsen , nach denen bisher die Wanderungen der Völker und die Strömungen der politischen Macht stattgefunden hatten, nämlich nach Westen und nach Süden ; seine Heere vermochten wol noch die Gebirgsscheide zu übersteigen und in Ost- Turkestan einzufallen; doch die Steppen und Wüsten setzten ihnen ein Ziel. Aber gerade weil er es unmöglich fand, China feindlich gegenüber zu treten, entwickelten sich noch einmal für einige Zeit friedliche Beziehungen mit diesem Reich. In wie weit die Perser Handel durch Central-Asien getrieben haben mögen, ist uns nicht bekannt ; aber aus einzelnen zerstreuten Nachrichten erfahren wir , dass chinesische Kaufleute nach Turan und Persien kamen , und ausserdem wurden mehrere Gesandtschaften zwischen dem Timuriden-Reich und demjenigen der MING-Kaiser gewechselt. Die bemerkenswertheste unter ihnen ist diejenige von SHAH RUKH, dem Sohn des grossen Trn1UR ; sie zog im Jahr 1419 von Herat, des Ersteren Residenzstadt, aus und kehrte 1422 zurück. Wir besitzen von ihr eine umständliche Beschreibung , welche der Maler der Expedition verfasste 1) , und ersehen daraus, wie gut es den Chinesen gelang, den Gesandten einen hohen Begriff von der Grösse, der Macht und dem Glanz ihres Reiches beizubringen. Den Hinweg nahm die Expedition über Samarkand, Tashkent, und an der Nordseite der Alexanderkette hin nach Asl parate, das, wie YULE wahrscheinlich gemacht hat, identisch mit dem Equizts von RUBRUQUIS ist und in der Nähe des heutigen Tokmak lag. Der Tiën-shan wurde auf der Strasse durch das Yuldus-Thal überschritten. Halbwegs zwischen Turfan und Hami wurden die Gesandten von chinesischen Beamten empfangen , welche ihnen entgegengeschickt waren. Einen Monat später wurde , wahrscheinlich bei Sha-tshóu, chinesisches Territorium erreicht, und nun begannen glänzende Empfangsfestlichkeiten, welche den Persern sehr imponirten. Die ganze Gesellschaft, welche 5 I o Personen zählte, wurde von dort aus auf der grossen Reichsstrasse kostenfrei nach der Hauptstadt escortirt ; selbst das Gepäck wurde in Kantshóu-fu zurückgelassen , da 'alles Nöthige geliefert wurde. Die Reise von Herat nach Peking hatte ein Jahr gedauert. Nach fünfmonatlichem Aufenthalt wurde der Rückweg angetreten , welcher beinahe 16 Monate in Anspruch nahm. Es waren Unruhen ausgebrochen , welche es nicht rathsam machten , die Strasse über den Tiën-shan einzuschlagen. Daher wurde der südliche Weg nach Khotan genommen. Es ist die letzte Nachricht , welche wir über diese Strasse erhalten. Von Khotan wurde nicht der kürzere Weg über die Pamir-Pässe eingeschlagen , sondern die längere Strasse über den Terek-dawān nach Andidjan und Samarkand. Ein Theil der Reisenden jedoch wandte sich aus dem »Défilé von Andidjan (also wahrschein-

1

~) Embassade de Shah R o k h fils de Tamerlan 'z l'Empire de h liatai , in THÉVENOT Relation de divers voyages, vol. II. Paris 1696. Eine neuere Uebersetzung gab QUATREMÉRE in Notices et Extraits vol. )(iv, pt. I, p. 387 if. `cit. n. VULE). Ein Auszug hieraus findet sich in YULE's Cathay p. cxcix—ccxi.