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0674 China : vol.1
China : vol.1 / Page 674 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000260
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604 X. CAPITEL,. ENTWICKELUNG DES AUSWÄRTIGEN VERKEHRS. I205-1517.

es schon so lange Zeit zur Residenz der mächtigsten Fürsten der Welt diente und Handwerker aus China sich in grosser Zahl angesiedelt hatten , spricht RUBRUK ohne viele Achtung. Wenn man den Palast des Khan ausschliesse , so sei die Stadt nicht grösser als der Flecken St. Denys ; das Kloster des heiligen Dionys aber sei zehnmal mehr wcrth als jener Palast.

Zu den Berichten über diplomatische Reisen an den Hof in Karakorum gehören auch diejenigen des christlichen Königs HAYTON I. von Klein-Armenien und seines gleichnamigen jüngeren Verwandten. Die zu Grunde liegenden Reisen begannen mit einer Gesandtschaft, welche der Erstere in der Person seines Bruders SEMPAD oder SINIBALD im Jahr i 246 an den Gross-Khan schickte. Er hatte sich , Angesichts der drohend sich nähernden vernichtenden Macht , als dessen Vasall erklärt und suchte nun die freundschaftlichen Beziehungen zu befestigen. Der Prinz war ein Jahr abwesend. Wir besitzen von ihm einen Brief, der durch seine Andeutung der weiten Verbreitung des Christenthums im Osten von Interesse ist. Etwas später, um das Jahr 1254, als MANGU Gross-Khan geworden war, unternahm König HAYTON selbst eine Reise zu ihm , um sich gewisse Vortheile zu sichern. Seine Freundschaft mochte bei dem eben unternommenen Kriegszug HULAGU's gegen das Khalifenreich von Werth für MANGU sein ; denn HAYTON wurde ehrenvoll empfangen. Auf einem weiten nördlichen Umweg war er nach Karakorum gereist ; über Bishbalik und die Dsungarei kehrte er zurück. Der Bericht beschäftigt sich ausser der Erzählung der Begebenheiten meist mit wunderlichen Dingen von verschiedenen Ländern, von denen man gehört hatte, und unter denen sich auch Catai befand i) . Weit wichtiger ist das Werk, welches H AYTON von Gorigos, ein jüngerer Verwandter des vorigen, als Prämonstratenser-Abt in Poitiers um das Jahr 1307 in französischer Sprache dictirte, und in welchem er dasjenige, was er selbst erlebt und von seinem Verwandten gehört hatte , mit anderen Erkundigungen in ein Ganzes verarbeitete. Von den 6o Kapiteln sind fünfzehn der Geographie der einzelnen Reiche von Asien gewidmet , und wenn sie auch den Berichten mancher Reisender hinsichtlich der Originalität und der Menge der Nachrichten nachstehen , sind sie doch eine bemerkenswerthe Leistung, als der erste Versuch jener Zeit zur Abfassung einer systematischen Geographie von Asien 2) . Da HAYTON die Erzählung von MARCO POLO noch nicht kannte , so beweist sein Buch , dass seit RUBRUK viele Nachrichten über Cathay nach dem Westen gekommen waren und ein gegenseitiger Verkehr sich entwickelt hatte. Schon er legt den Cathaiern den auch später oft wiederholten Ausspruch in den Mund , 'dass sie allein mit beiden Augen , die Lateiner aber nur mit einem sähen, und alle anderen Nationen blind seien. Lässt sich schon

   
 

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dentes zcua»a dictionem. Ebend. p. 329. YULE bemerkt (Cathay p. cxxvii), dass weder MARCO POLO noch irgend ein anderer Reisender vor dem i6ten Jahrhundert ausser RUBRUK den Scharfsinn gehabt hat, die Eigenthiimlichkeit der chinesischen Schreibweise wahrzunehmen.

  1. Eine Uebersetzung desselben gab KLAPROTH in 7ozunz. As. Ser. II, vol. XII, 1833, P• 273-305.

  2. Eine der wenigen Ausgaben von HAYTON von Gorigos findet sich in ANDREAE MUELLER! Greifenhagii de Chataja disquisitio ; Coloniae Brandenbur icae 1671.