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0611 China : vol.1
China : vol.1 / Page 611 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000260
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HSÜEN-TSANG's RÜCKWEG.

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nach Kita-slca :K a s h ga r) , dessen Bewohner er als roh und ungebildet schildert. obgleich sie viele Klöster hatten. Nach einem Weg von 500 li und der Ueberschreitung des Flusses Hsita wurde Tsho-kiu-kia erreicht, womit Yarkand (das So-kiu alter Zeit) gemeint sein kann 1) . Das Reich war grösser als Ki-sha, • es gab mehr Ackerboden, aber auch hier war die Bevölkerung in der Cultur zurück. Weitere 800 li führten den Reisenden nach Khotan, das zum ersten Mal unter dem sanskritischen Namen Kiu-sa-tan-na oder Hwan-na (daher Khu-tan, Khiu-tan und Khotan) angeführt wird 2 . Die Bevölkerung dieses merkwürdigen alten Cultursitzes ist für HSÜËN-TSANG ebenso fesselnd , wie sie es für seinen Vorläufer FA-HSIi✓N gewesen war. » Es herrschen Anstand und Gerechtigkeit ; die Bewohner haben sanfte Sitten. Sie lieben die Wissenschaft und zeichnen sich durch Geschicklichkeit und Fleiss aus. Sie leben in Wohlstand und Vergnügen , und sind glücklich in ihrem Loos. Man hält die Musik hoch, und selbst die Männer lieben Gesang und Tanz«. Auch war es das grösste Reich. Denn es hatte einen Umfang von 4000 li, während er bei Yarkand

I 000 li , bei Kashgar nur 500 li betrug. Es wird Vieles aus der Geschichte von Khotan erzählt , mit reicher Einwebung von Sagen und Legenden , besonders in Beziehung auf die Gründung der einzelnen Klöster, die Verlegung der Hauptstadt u. s. w. Bei einer dieser Gelegenheiten erfahren wir auch die Sage von der Einführung der Seidenzucht durch die List einer an einen früheren König von Khotan verheiratheten chinesischen Prinzessin 3) .

Von besonderem Interesse ist der Rückweg von Khotan nach China. In der Entfernung von 300 li östlich von Khotan kam man in ein sumpfiges wüstliegendes Terrain, wo eine Fläche von einigen tausend Morgen rothbraun gefärbt war. Einst hatte, der Sage nach, der Fürst des Ostens (der Kaiser von China nach ST. JULIEN) eine Armee von einer Million gegen den König von Khotan geführt, dessen Truppen hier geschlagen und niedergemetzelt wurden. Daher die rothe Färbung 4) . 30 li weiter östlich 5) lag Pimm a, wo es ein wunderthätiges Buddhabild gab, dessen legen- denhafter Ursprung ein Beispiel davon gibt, wie hier blühende Oasen früherer Zeit

i) Die Identificationen zwischen Kabul und Yarkand sind die von YULE (a. a. O.) gegebenen; zum Theil stammen sie von CUNNINGHAM und VIVIEN DE ST. MARTIN. Mehrere Namen sind hier ausgelassen. Am unsichersten ist die Identification von Tsho-kiu-kia, da Yarkand sonst nicht unter diesem Namen genannt wird. Tshu-kiu po (s. oben in TSHUNG-\TN's Bericht S. 517 Anm. 3) kann kaum gemeint sein, da es zu weit im Gebirge lag um viel Ackerboden zu haben , und seine Entfernung von Yü-tizn unter den nördlichen WÉi (um 445), wo wir durchschnittlich niedrigen Zahlen für die Wegemaasse begegnen, zu i000 li angegeben wird (RIMUSAT, Ville de Khotan).

  1. S. oben S. 48 Anm. t über die Grundlosigkeit von RÉMUSAT'S Vermuthung, dass Khotan eine indische Colonie sei.

  2. Es ist nicht gesagt wann dies geschah. Doch heisst es (vol. II, p. 239) : »Man sieht noch einige alte vertrocknete Stämme (des Maulbeerbaumes), welche von den ersten Pflanzen herrühren sollen«. Diese Fassung hat einen so legendenhaften Charakter, dass man daraus auf ein sehr hohes Alter der Seidenzucht schliessen darf.

  3. Die Sage muss sicir auf die Kämpfe unter PAN-TSHAU (s. oben S. 469) beziehen.

  4. VIVIEN DE ST. MARTIN (a. a. O. p. 178) setzt irrthümlich Pimo westlich von Khotan , Ni fang zwischen beide, und Tu-ho-lo 4001i östlich von Khotan. Der Text bei ST. JULIEN (II, p. 242 ff.) ist vollkommen klar. RÉMUSAT, Ville de Khotan p. 6o-66, stimmt damit ganz überein. — Im Westen wird häufig, in der Entfernung von 38o li, ein Ort Pi-span angegeben.

v. Richthofen, China. I.   35