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0332 China : vol.1
China : vol.1 / Page 332 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000260
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VORWORT ZUR ZWEITEN ABTHEILUNG.

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auch diese Aufgaben zunächst den Sinologen von Fach überlassen bleiben, so ist es doch erforderlich , dass ihre Lösung auch einmal von rein geographischem Standpunkt versucht werde , und zwar soviel als möglich auf Grund solcher Landeskenntniss, welche wir durch eigene Anschauung gewinnen, aus einheimischen Quellen aber nur sehr unvollkommen schöpfen können. Die unzureichende Würdigung des geographischen Gesichtspunktes hat es mit sich gebracht, dass Männer, deren Namen einen Achtung gebietenden Klang haben, wie De MAILLA, GAUBIL, AMYOT, CIBOT, De GUIGNES, ED. BIOT, MEDHURST, LEGGE und Andere, von den einheimischen Commentatoren irregeleitet , den Inhalt des Buches in das Gewand der Fiction und phantastischer Deutung gehüllt haben. Denn indem diese gelehrten Forscher dem geographischen Inhalt des Werkes erst in zweiter Linie Rechnung tragen , betrachten sie dasselbe im Wesentlichen als die Darstellung ungeheurer Entwässerungsarbeiten, welche YU vorgenommen haben soll, und welche so gigantisch erscheinen, dass jeder nüchterne Denker , welcher dies als den wahren Inhalt des Yiikung annimmt , das Buch entweder als ein Machwerk aus späterer Zeit verwerfen, oder als eine legendenhafte Darstellung betrachten muss. Von dem Wunsch erfüllt, einen Einblick in den wahren Charakter von Yu's vielberufenen Arbeiten zu gewinnen , nahm ich das Buch während eines Sommeraufenthaltes in Shanghai, unmittelbar nach Beendigung meiner Reisen in China, zur Hand. Dr. LEGGE's classische Ausgabe hatte es eben zugänglich gemacht. Bald fesselte es mich durch die grossartige Einfachheit, in der es das geographische Bild eines grossen Theils der Gegenden entwirft , welche ich eben besucht hatte. Manche Züge verriethen ein besseres Verständniss, als es die Chinesen späterer Zeiten besessen haben. Das aber, was die Commentatoren in das Buch hineingelegt haben , nämlich die Darstellung übermenschlicher mechanischer Leistungen , welche es zu einer Mythe stempeln würden, vermochte ich darin nicht zu finden. Es gab mir im Gegentheil Veranlassung , die genaue Wahrheitsliebe , die Nüchternheit und , trotz der naiven Auffassung, die Richtigkeit in der Darstellung oft complicirter Probleme zu bewundern. Ich muss mich , um nicht zu viel Raum für diesen Gegenstand in Anspruch zu nehmen , auf die Erläuterung eines Theils des Werkes beschränken, gebe mich aber der Hoffnung hin, dadurch einen kleinen Beitrag zu dem richtigeren Verständniss desselben, und damit des chinesischen Alterthums überhaupt, zu liefern 1) .

i) Die vorliegende Arbeit wurde im Wesentlichen, wiewol in grösserem Umfang, im Jahr 1872 in Shanghai in englischer Sprache niedergeschrieben. Die Literatur stand mir dort nur unvollkommen zu Gebote. Nach meiner Rückkehr nach Europa fand ich, dass PLATH in einer Reihe trefflicher Arbeiten eine der Aufgaben, die ich mir gestellt hatte, nämlich den Nachweis der Glaubwürdigkeit und (les hohen Alters des Yü-kung, bereits zu lösen und die Auffassung des Inhaltes desselben zu läutern versucht hat. Obgleich ich, fast als Laie in der chinesischen Sprache, nicht erwarten kann, Gleichwerthiges zu leisten, und daher meine Arbeit der Veröffentlichung zu entziehen beschloss, schien mir doch auch von PLATH der geographische Gesichtspunkt nicht hinreichend gewürdigt worden zu sein, uni eine grossentheils aus Autopsie hervorgegangene Vergleichung der Geographie des Landes mit der im Yü-kung gegebenen Darstellung und die Mittheilung der daraus sich ergebenden Schlussfolgerungen überflüssig zu machen.