DIE LÖSS-LANDSCHAFTEN IM NÖRDLICHEN
CHINA, UND IHRE BEZIEHUNGEN ZU
CENTRAL-ASIEN.1)
Ueber das nördliche China breitet sich eine Bodenart, welche, wie kaum eine zweite in irgend einem anderen mit Abfluss nach dem Meer versehenen Theil der Welt, den Charakter der Landschaft , die Ausbreitung des Ackerbaues und die Grenzen menschlicher Cultur bestimmt , sowie auch die geschichtliche Entwickelung der Staaten, welche darauf gegründet wurden, beeinflusst hat. Obgleich sie, im Kleinen betrachtet, auf den ersten Blick nichts besonders Auszeichnendes bietet, hat doch jede ihrer Eigenschaften , so geringfügig sie erscheinen mag , ihren bestimmenden Antheil an den angedeuteten Wirkungen. Um diese zu verstehen müssen wir daher auf jene mit einiger Gründlichkeit eingehen. Was zuvörderst den hier angewendeten Namen betrifft, so ist »Löss« bekanntlich die volksthümliche und in die wissenschaftliche Nomenclatur verschiedener Sprachen übernommene Benennung, mit welcher die Bewohner des Rheinthales eine dort verbreitete charakteristische Bodenart bezeichnen. Da ihr die in Rede stehende von China vollkommen gleicht , so kann der Name auch auf sie übertragen werden. Obgleich der Löss in Europa, ausserhalb des Rheinthales von Constanz bis zur belgischen Niederung, auch noch im Donauthal und vielen anderen Landstrichen nachgewiesen worden ist, und stellenweise eine Mächtigkeit von ioo bis 00 Fuss erreicht, so bildet er doch auf diesem Continent im Vergleich mit seinem Auftreten in China nur eine geringfügige Bedeckung des Bodens, und seine landschaftliche und ökonomische Bedeutung lässt sich nicht annähernd mit der vergleichen, welche er im
östlichen Asien hat.
Der Löss von China ist, wie der des Rheins, eine Erde von braungelber Farbe, so mürbe dass man ihn mit Leichtigkeit zwischen den Fingern zerreiben kann,
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