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0346 China : vol.1
China : vol.1 / Page 346 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000260
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VIII. CAPITEL. DAS BUCH YÜ-KUNG.

sich dieselben ereignet hatten, in die Form gebracht wurden, in welcher sie CONFUCIUS vorfand. Ist schon, wie ich erwähnte, der Shu-king überhaupt nicht als ein Geschichtswerk im eigentlichen Sinn zu betrachten, so ist dies daher in geringstem Maass mit den ersten fünf Büchern der Fall. Dazu kommt ihre dramatische Ausschmückung , in Betreff derer sie ebenfalls den Rest des Werkes übertreffen , und welche in Uebertreibungen ausartet t . Die poëtische Ueberschwenglichkeit , mit welcher YAU die Wasserfluthen beschreibt , ebenso wie das Uebernatürliche in der Darstellung der Thaten des Ye in der zweiten der angeführten Stellen, können wir daher als durch fortwachsende Tradition entstandene Hyperbeln ansehen, welchen, wenn wir ihre Hülle entfernen , nur die einfachen Thatsachen zu Grunde liegen, von denen uns der Yü-kung erzählt. Wir dürfen dies um so mehr annehmen, als wir in anderen Berichten über dieselben Zeiten und Personen ähnlichen Beschreibungen nicht begegnen. Wie dem Yü - kung , so fehlen sie den Tshu - slaz/ oder Bambus-Annalen , welche LEGGE für eine vorzugsweise zuverlässige Quelle hält. In ihnen findet sich bei der Beschreibung der Regierungen des YAU und SHUN weder etwas von einer weit ausgebreiteten verwüstenden Fluth, noch von Ye's übermenschlicher That der Durchschneidung von Gebirgen 2 . Den chinesischen Commeritatoren fehlt das unbefangene Urtheil , wenn es sich um die Heroen längst vergangener Zeit handelt, und an die Bücher des Shu-king vermögen sie einen kritischen Maassstab nicht zu legen. Geblendet von dem hohen Charakter ihres ersten Classikers setzen sie hohen Werth auf Alles was er sagt, und bei den ersten fünf Büchern kommt dazu als ein bestechendes Moment die pathetische Ausdrucksweise und die Hochachtung vor YAU und SHUN, den Repräsentanten von Allem was gross, erhaben , weise und vollkommen ist. Auf Grund' der beiden angeführten Stellen des Shu-king baute man daher die ganze Interpretation des Yü-kung auf und legte jedem Wort desselben eine Bedeutung bei, die in erster Linie mit der vorgefassten Meinung, dass Yü das Land aus einer allverbreiteten Fluth zu erretten gehabt hätte, im Einklang stehen musste.

1'. z. B. die Regelung der Thronfolge durch VAU und später durch SHUN, dud vieles Andere. — PLATH (Glaubwürdigkeit der ältesten chinesischen Geschichte, Sitzungsher. d. k. hair. Akad. d. Wiss. phil. hist. Kl., 1867, S. 524-574) vertheidigt wol mit zu viel Eifer die Glaubwürdigkeit der Details in den Büchern von YAU und SHUN gegen die triftigen Bedenken, welche LEGGE Proleg • p. 53 — 55) dagegen anführt, wenn auch Letzterer wol zu weit in der entgegengesetzten Richtung geht, indem er (p. 51) annimmt, class erst unter der TsxóU-Dynastie ein Nimbus die beiden Namen zu umhüllen angefangen habe, und daher die ersten fiinf Bücher erst in dieser Zeit geschrieben worden seien. Ich werde sogleich anzuführen haben , dass diese Ansicht auf der vorgefassten Meinung von der geringen Ausdehnung des Reiches von VAU beruht.

2) LEGGE gründet hierauf eine wenig glückliche Argumentation. Weil nämlich die Bambus-Annalen (in seinen eignen Worten) nothing of a far extending devastating deluge, notlzing of Yu's operations an the mountains, or an the general face of the country « berichten, desshalb erklärt er den Bericht des VU für eine romantische Erzählung. Nun erwähnt aber der Vü-kung selbst ebenfalls gar nichts von alledem. Dagegen stimmen mit seinem wahren Lehalt die Bambus-Annalen überein , wenn sie erzählen , dass der Minister der öffentlichen Arbeiten für verschiedene Bewerkstelligungen , besonders am I lwang-ho , ausgegeschickt wurde , bis er zuletzt den Befehl erhielt , eine Aufnahmsreise durch die »zwölf« Provinzen zu machen (7shzz-shzz, Thl. II, I, § 13, 18, 24) . Diese Zahl soll nämlich für eine kurze Zeit während VAt''s Regierung existirt haken und wurde später wieder hergestellt.