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0358 China : vol.1
China : vol.1 / Page 358 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000260
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VIII. CAPIPEL. DAS BUCH YÜ-KUNG.

j02

In Betreff der Gebirge ist die Zahlangabe am dunkelsten geblieben. Dies-rührt daher, dass die heutigen Chinesen nur eine unbestimmte Idee von einem Gebirge haben t' . Es gibt kein besonderes Wort zur Bezeichnung eines solchen, und s/tan wird ebenso für einen Berggipfel wie für einen langen Gebirgszug angewendet 2) . In Folge dieses mangelhaften Verständnisses ist es eigenthümlicher Weise sämmtlichen einheimischen, und durch deren Einfluss auch den europäischen Commentatoren entgangen, dass gerade neun Gebirge beschrieben werden. Allerdings entspricht der Begriff nicht ganz dem Sinn welchen die wissenschaftliche Geographie ihm beilegt; denn es ist nicht eine Vertheilung von Bodenanschwellungen dargestellt, wie sie sich in dem Gesammtrelief des Landes hervorheben, sondern es werden Bergreihe n vorgeführt, wie sie sich dem Auge des Bewohners der breiten Thalebenen darboten ; und dies ist wol die natürlichste Auffassung in den frühen Stadien geographischer Anschauung. Die Art und Weise wie ein Gebirge beschrieben wird ist folgende: »Berg A und Berg B erstrecken sich nach js/i yzi) Berg C«.3.

I; Auf Karten und in geographischen Werken werden, ebenso wie in der Praxis des Lebens, eine unbegrenzte Zahl von Namen für die Gipfel in jeder einzelnen Gegend angewendet, ohne sie einem mehr zusammenfassenden , einheitlichen Begriff unterzuordnen. Allerdings werden in einigen Fällen, wie in dem des h ixen - lun , des T ai - hang - shan, des Tsing - ling - shan und anderen , allgemeine Benennungen gebraucht; aber ihre Anwendung ist unbestimmt. Der Tai-hang-shan z. B. ist der Steilabfall des Plateau's von Shansi in die Grosse Ebeiie, von welcher aus er wie eine crenellirte Gebirgsmauer aussieht. Steigt man hinauf, so erhebt sich in einigem Abstand der Rand eines zweiten höheren Plateau's, welches von der Ebene aus nicht sichtbar ist. Es ist nach dieser Richtung eine Begrenzung des Collectivnamens nicht vorhanden. Auf den Karten wird die Ausdehnung, in welcher er angewendet wird, dadurch bezeichnet , dass der Name sich unter vielen anderen, die nur einzelne Gipfel bezeichnen, öfters wiederholt. In den meisten anderen Fällen , wo das Volk sich für die von einem Thal aus sichtbare Reihe von Bergen eines einheitlichen Ausdrucks bedient, ignoriren die Kartographen das Factum und setzen den Namen nur einmal an die Stelle eines dominirenden Gipfels So werden z. B. die Namen Fu-nizc-shan, Hsiung-örr-shan, Tsing-fing-shan für einige der Ketten angewendet, welche das Gebirge zwischen dem Hwang-ho-Becken und dem Oberlauf des Han zusammensetzen, und die Länge einer jeden von ihnen wird in der Regel zu 800 li angegeben. Auf den Karten steht jeder dieser Namen nur einmal unter sehr vielen anderen.

  1. Die europäischen Geographen haben in ihre Karten und geographischen Beschreibungen das Wort fing für »Gebirge« eingeführt. Ich habe es in China trotz sehr häufiger Erkundigungen nie für ein solches angewendet gefunden , sondern stets nur für Gebirgspässe. Allerdings kommt es vor, dass man im Allgemeinen (lie von einem Flusssystem gegen Norden hinaus führenden Pässe als Péi-ling, die den Uebergang nach Süden vermittelnden insgesammt als Nan-hing d. h. »die nördlichen« und »die südlichen Pässe« bezeichnet ; auch werden die von West-Turkestan nach Westen, Südwesten und Nordwesten führenden Pässe insgesammt als Tsung -lieg oder die Zwiebelpässe bezeichnet (s. oben S, 221). Aber in fast allen Fällen ist die Anwendung dieser Bezeichnungen für die betreffenden Gebirge unstatthaft. Die Péi-hing oder nördlichen Pässe z. B. sind für die Bewohner des im Norden gelegenen Landes i an-ling. Ich habe ausschliesslich (las Wort shan, welches eigentlich »Berg« bedeutet , für Gebirge gebraucht gefunden. Auch in den meisten europäischen Sprachen gibt es ja nur Ein gort für beide im Deutschen gut geschiedene Begriffe.

  2. Der Ausdruck tslai yii bedeutet nach MORRISON : » to extend to and terminate at«, nach LEGGE : » to conze to, to reach to« (im Glossar zum VU-kung) . In dem Text aber übersetzt er es mit »to proceed to« , und interpolirt Vü , welcher im Original nicht genannt ist, als handelnde Person , als denjenigen who proceeds to- Bei ihm erstrecken sich nicht Berg A und B nach Berg C, sondern VO begibt sich von ersteren nach letzterem. Die grosse Verschiedenheit, welche daraus hervorgeht, ist evident. Vo wird eingeführt als von Berg zu Berg reisend, in der Ordnung in welcher der Yü-KONG sie anführt. Er würde danach eine Gebirgstour in mehrfachem Zickzack durch die ganze Länge und Breite des Reiches ausgeführt haben — eine Aufgabe, welche ebenso schwierig und langwierig als nutzlos für