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0099 China : vol.1
China : vol.1 / Page 99 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000260
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VOÄNGE ISIS ZUM ZWEITEN JAHRHUNDERT V. CHR.

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Bis zum zweiten Jahrhundert v. Chr. deckt die Nacht gänzlicher Unkenntniss die Vorgänge in Central-Asien : nur einzelne Lichtpunkte, aber unzusammenhängend und unverständlich , sind darin durch die in den Annalen der Chinesen erhaltenen Namen zii gewahren. Denn, nachdem im 23. Jahrhundert v. Chr. die Gegenden an der Yü-mönn-Passage, bis zum He-shui , einem Nebenfluss des Bulungir-gol, von wo sich ein freier Blick über Central-Asien eröffnet, noch einen wesentlichen Theil des chinesischen Reiches gebildet hatten 1 , entschwand die directe Herrschaft über diese wichtigen Länder für mehr als zwei Jahrtausende , und aus dieser langen Periode erfahren wir nur die Namen der von Norden her in Raubzügen einfallenden Stämme , oder diejenigen der Völker im Nordosten gegen den Ussuri und Korea hin. Sie geben allerdings dem Geschichtsforscher einen Anhalt zur Aufsuchung der Urheimath manches später vielgenannten Namens , aber die frühen Wanderungen werden sich mit Klarheit nie übersehen lassen. Wohl dürfen wir annehmen, dass derselbe innewohnende Zug , welcher in späterer Zeit die überschwellenden Massen aus Central-Asien hinaustrieb , schon von früh an sich geltend machte. Nach Osten , nach Süden und nach Westen wird es sie gedrängt haben ; denn der kalte Norden war nicht einladend. Aber im Osten lagen unwirthliche, von wehrhaften Völkern besetzte Waldgebirge ; den Weg nach Süden verschlossen gewaltige Bodenanschwellungen. Nur im Südosten bot China der Wanderung ein erwünschtes Ziel ; und dort hinein mag manche Völkerfluth geströmt sein , bis diejenige der Chinesen, wahrscheinlich vom Südrand des Tarym-Beckens aus, erfolgte , und sie zu einem Staat heranwuchsen, der seine Grenzen zu vertheidigen wusste. Der Drang nach den von Ueberfluss strotzenden Thälern von China dauerte auch nachher fort, und die Grenzvölker im Norden und Westen wurden nicht müde, Einfälle zu machen, die ihnen aber zu einer dauernden Besitznahme nicht mehr verhalfen. Da geschah am Ende des dritten Jahrhunderts v. Chr. das welthistorische Ereigniss der Erbauung der Grossen Mauer , dessen Bedeutung ich an einem anderen Ort darzustellen versuchen will 2) . Damit war das Drängen nach Südost paralysirt. Dem Lauf der Sonne, gegen Westen hin , nach dem breiten Thor der Dsungarei , und nach den endlosen Gegenden die sich jenseits ausbreiten, war gewiss schon in frühen Zeiten manche Strömung gefolgt. Denn in den skythischen Steppenvölkern am Aralsee und Kaspischen Meer, welche schon im siebenten Jahrhundert v. Chr. bis nach Babylon, Palaestina und zur Grenze Aegyptens vordrangen 3) , später den Perserkönigen Cyrus und Darius Kämpfe bereiteten und Alexander's Zug im Norden ein Ziel setzten. sind wol nur die Vorläufer, vielleicht schon aus einer verhältnissmässig späten Zeit, von den Schaaren späterer Eindringlinge zu sehen. Aus dem Dunkel dieser uriergründeten Urzustände treten wir im zweiten Jahrhundert v. Chr. mit einem Mal heraus in helleres Licht. Denn jetzt gelang es den Chinesen zum ersten Mal wie-

I) S. das spätere Capitel über das,Buch Yü-kung.

z) S. das Capitel über die Geschichte der Beziehungen zwischen dem Osten und «Vesten. 3) DUNCKER, Geschichte des Alterthums 4. Aufl. Bd. II. S. 332— 334.