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0457 China : vol.1
China : vol.1 / Page 457 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000260
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EINHEIMISCHE GEOGRAPHISCHE LITERATUR.

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phische Darstellung unendlich trocken und todt , und eigentlich nichts Anderes als eine Landkarte in Worten. Es fehlt das belebende Element des Vergleichens und Combinirens; es fehlt jegliches Streben nach der Erkenntniss des inneren Zusammenhanges der Erscheinungen, und jene Fähigkeit zu höheren Abstractionen, welche zu der Entdeckung von Naturgesetzen führt und die europäische Wissenschaft unendlich hoch über die chinesische erhebt. Daher auch fehlt das Bestreben und die Fähigkeit, Probleme höherer Art zu stellen, oder auch nur zu begreifen. Die Beobachtungen selbst beziehen sich auf das Oberflächlichste. Die äussere Form allein findet ihren Ausdruck ; aber auch dieser ist roh und unbeholfen , wie die kartographische Darstellung. Nicht einmal in der Aufstellung von Zahlen und deren Anwendung im Rechnen wird auf dem Gebiet der Geographie etwas Nennenswerthes geleistet, da die Exactheit fehlt. Unvollkommen wie die Ortsbestimmungen, sind die Angaben von Entfernungen, oder die Schätzung der Höhe von Gebirgen, wobei von Messung überhaupt nur sehr selten die Rede ist 1) . Ein Moment in der Geographie jedoch übt, neben dem rein sachlichen, einen grossen Zauber auf den Chinesen. Es ist das historische, aber nicht insofern eines das andere bedingt, sondern nur insofern es sich bei einem Ort um das Nacheinander im Wechsel des Namens, des Besitzes oder der Oberhoheit , oder auch um historische Begebenheiten , Legenden und Geisterspuk handelt. Alles was hierauf Bezug hat wird mit grosser Treue niedergelegt, und in diesem Moment liegt im Wesentlichen der Werth der chinesischen geographischen Werke. Sie lehren uns die Geschichte verstehen. Der Rest ist dort, wo der Fuss eines einsichtsvollen Europäers hingedrungen ist, von geringer Bedeutung. Als eine Quelle geographischer Kenntniss können die Darstellungen nur in fernen, unbekannten Landestheilen gelten, und es wäre ein dankenswerthes Unternehmen der Sinologen, wenn sie manche Werke, welche diesen Inhalt haben, der europäischen Literatur zugänglich machen wollten, wie es STAN. JULIEN, KLAPROTH und ABEL RÉMUSAT in so rühmlicher Weise gethan haben 2) .

  1. Gewöhnlich wird die Länge des Weges vom Fuss eines Berges nach seinem Gipfel als die Höhe desselben angegeben. Da man aber fast nur Strassenpässe zu besteigen pflegt , so sind selbst solche Schätzungen in ihrer Anwendung beschränkt. Man findet die Höhe von Pässen zu 30, 4o und bis boo li angegeben. In einigen Fällen jedoch sind Höhen, insbesondere von heiligen Opferbergen, durch Nivellement gemessen worden. Ein Beispiel davon gibt der T a i - s h a n in Shantung, dessen Höhe FRITscHE durch Barometermessung mit der von den Chinesen berechneten fast übereinstimmend fand.

  2. Einige der jetzt in China lesenden Sinologen haben sich der Aufgabe unterzogen, chinesische geographische Werke über die den geöffneten Häfen zunächst liegenden Landestheile zum Gegenstand eingehenden Studiums zu machen. Besonderen Werth hat die auch im Vorhergehenden (S 332) benutzte Arbeit von EDRINS über die historischen Aenderungen des Landes um Shanghai. Herr WAEBER hat durch vier Jahre mit Treue und Ausdauer alle Werke studirt, welche über die Geographie der Provinz Tshili, ihrer einzelnen Departements , und selbst ihrer Kreise handeln , und die Resultate auf seiner schönen im Jahr 1871 in St. Petersburg erschienenen Karte jener Provinz niedergelegt. Es ist anzuerkennen, dass dieselbe manche Verbesserungen und Zusätze im Vergleich mit den bestehenden chinesischen Karten dieser Provinz enthält. Aber dieser Vortheil wird nicht durch das unbefriedigende Resultat aufgewogen, dass die Beschreibungen nur in der Ebene und den grossen Thälern benutzbar, in den Gebirgen aber , über die es uns am meisten an Kunde fehlt, vollkommen werthlos sind ; daher sind diese von Herrn WAEBER in der Zeichnung unbestimmt gelassen. Die mit seltnem Fleiss angefertigte Karte gibt einen deutlichen Fingerzeig, dass sich auch den detaillirtesten Werken wenig Geographie im richtigen Sinn des Wortes entnehmen