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0613 China : vol.1
China : vol.1 / Page 613 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000260
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I

AUFZEICHNUNGEN DER TANG- DYNASTIE.

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Hier endet der Bericht über diese grosse Reise, eine der merkwürdigsten, die je von einem einzelnen Mann im Inneren von Continenten ausgeführt worden sind, und noch heute eine reiche Quelle historisch-geographischer Belehrung. Ueberall war HsÜÈN-TSANG mit Hochachtung aufgenommen worden, und es musste ihm leicht sein, die Information über den Buddhismus einzuziehen, welche er suchte. Er brachte einen Schatz des Wissens zurück , und zu keiner Zeit besassen die Chinesen ausgedehntere Kenntniss von Indien. Aber dennoch wurde sie nie zu einem System verarbeitet. Die Nachrichten wurden neben den anderen registrirt und mit ihnen auf spätere Zeiten fortgeerbt. Niemals auch wagte man den Versuch einer Kosmographie, in die man den Gesammtschatz des Wissens methodisch eingeordnet hätte.

Das Wesentliche aus dem Bericht von HSÜÉN-TSANG ist in die officiellen Aufzeichnungen über die Annalen der TANG-Dynastie aufgenommen worden. Die Abtheilung derselben, welche den Titel Hsi yii-ki führt (s. oben S. 46o) ist ein Repertorium dessen, was man während der Dauer dieser Dynastie, insbesondere aber in den ersten 14o Jahren derselben, aus amtlichen und privaten Quellen über die Westländer in Erfahrung brachte. Als dann später MA-TWAN-LIN seine historisch-geographischen Werke verfasste, standen ihm neuere Quellen wenig zu Gebote, und daher bezeichnen auch seine Darstellungen im Wesentlichen den Bereich der Kenntniss, den man zuerst in der Zeit der HAN-, und dann in derjenigen der TANG-Dynastie gewonnen hatte. Mehrfache Uebersetzungen und Bearbeitungen haben grosse Theile der zu Grunde liegenden Annalen und der Compilation des Gelehrten der SUNG-Dynastie zugänglich gemacht und den Stand des geographischen Wissens der Chinesen in früherer Zeit dargelegt. Doch ist zu einem wirklichen Verständniss dieser Quellen noch manche kritische Sichtung nothwendig. Denn wenn man die Karte der TANG auf diejenige der HAN legt, so passen sie nicht überall auf einander. Die gegenseitigen Grenzen der einzelnen Völker und Staaten hatten sich verschoben. Man fand viele der früheren Namen , weil sie rein chinesischen Ursprungs gewesen waren , nicht mehr vor , und lernte dagegen neue Namen kennen , welche früher nicht bekannt gewesen waren. Das Bestreben , das Alte mit dem Neuen zu identificiren , war nicht immer glücklich, und es werden sich dabei manche Irrthümer eingeschlichen haben. So war z. B. das alte Reich Khang-kin, das wir an dem Theil des Yaxartes suchen mussten , wo jetzt Tashkent und Turkestan liegen , nicht mehr zu finden. Da man es aber wieder haben wollte, so wurde es weiter südlich verlegt, und das Khang-kiu der TANG lässt sich nur mit Samarkand identificiren. Aehnliches gilt von einer Anzahl anderer Reiche. Es würde zu weit führen, hier im Detail darauf einzugehen. Die Uebersetzungen, welche DE GUIGNES, RÉMUSAT, KLAPROTH, STAN.

können, haben ihre Namen gänzlich verändert. Früher ging man von Khotan nordöstlich und legte, in Folge beträchtlicher Krümmungen, eine Entfernung von 3$70 ii zurück , während jetzt der Weg , wahrscheinlich weil die No-kiang den Südrand des Tarym-Beckens nicht mehr inne• hatten , anscheinend viel directer führte und nur eine Länge von 2530 li hatte. Aber einst hatte man fünf einzelne bewohnte Reiche passirt. Jetzt kam man in einer Entfernung von 530 li an die Ostgrenze des Reiches von Khotan

und sah dann keinen Menschen bis zum Lop-See.

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