National Institute of Informatics - Digital Silk Road Project
Digital Archive of Toyo Bunko Rare Books

> > > >
Color New!IIIF Color HighRes Gray HighRes PDF Graphics   Japanese English
0452 China : vol.1
China : vol.1 / Page 452 (Color Image)

New!Citation Information

doi: 10.20676/00000260
Citation Format: Chicago | APA | Harvard | IEEE

OCR Text

 

 

3 8 8   IX. CAPITEL. ENTWICKELUNG DER LANDESKENNTNISS IN CHINA.

in jenes geistlose Detail verlor , das die heutigen Arbeiten der Chinesen über ihr eigenes Land zu einer für die europäischen Bedürfnisse so überaus dürftigen Quelle geographischer Information macht. Dass die betreffenden Werke nur noch in geringer Zahl existiren, kann uns nicht wundern, da jedes einzelne, sobald es die Grundlage eines späteren und detailreicheren geworden war, überflüssig wurde und verschwand. Die Gesichtspunkte , welche für die sorgfältige Aufbewahrung und Sammlung der auf die Westländer bezüglichen Werke maassgebend waren , trafen für diejenigen über das eigene Land nicht zu. Der Verlust ist, mit Ausnahme jener, die unmittelbar nach der ersten Besitznahme des südlichen und westlichen China geschrieben wurden, sowie auch der Landkarten der verschiedenen Zeitalter, nicht zu beklagen. Es ist kaum von Interesse, selbst das Wenige , was wir betreffs der Entwickelung der Kenntniss des eignen Landes wissen, zusammenzutragen, und ich begnüge mich daher mit einigen allgemeinen Bemerkungen , erst bezüglich der

Kartographie, und darin der geographischen Literatur.

Landkarten. -- Wie unter den ersten Kaisern der TSn   nastie, so be-

04,-.!.

stand auch unter den HAN ein Bureau für die Kartographie. Defin ein Commentar aus dem zweiten Jahrhundert n. Chr. sagt in einer Anmerkung zu dem Capitel des Tslzózz-li über die Pflichten der Tslzi fang-shi 1) , dass in der HAN-Dynastie die Anfertigung der Karten dem Sz'-kung oder Minister der öffentlichen Arbeiten übertragen war. Ueber die Methode der Anfertigung ist nichts Näheres bekannt. Wir wissen nicht einmal, ob die Chinesen damals mit der Eigenschaft der Magnetnadel vertraut waren. Man nimmt zwar gewöhnlich an , dass sie dieselbe schon im Jahr I I00 v. Chr. gekannt hätten 2) . Dagegen spricht jedoch eine Stelle im sechsten Theil (XLIII, 19) des Tslzóu-li, welcher, wie ich bereits erwähnte, dem Werk nicht ursprünglich angehört und wahrscheinlich aus der späteren Zeit der TSHÓU-Dynastie stammt. Es wird dort von dem Amt der Tsiang-jin gesagt : » Bei der Anlage einer Hauptstadt nivelliren sie das Terrain mit Hilfe des Wassers und der Lothleine. Mit Hilfe der Lothleine errichten sie einen Pfosten 3) . Sie beobachten vermittelst des Schattens (desselben) . Indem sie einen Kreis (um den Pfosten) ziehen, untersuchen sie den Schatten der aufgehenden und der untergehenden Sonne. Am Tage vereinigen sie die Schatten des Mittels aus den verschiedenen Tagen. In der Nacht beobachten sie den Nordpol. So bestimmen sie den Morgen und den Abend, oder den Osten und den Westen « 4) . Der Umstand, dass in dieser und ähnlichen Stellen

~

I) S. oben S. 374. Tshóu-li XXXIII, BloT Bd. II. p. 263.

2) Ueber die Ueberlieferung, worauf die Annahme beruht, s. im nächsten Capitel S. 432.

3; Es ist offenbar der Verticalstab des Gnomon gemeint, welcher 8 Fuss Länge hatte (s. oben S. 378) . 4) Es ist bekannt, dass die Städte in China, wenn das Terrain es gestattet, genau nach den Him-

melsrichtungen orientirt sind und möglichst rechtwinklige Strassennetze haben. Dies ist schon im Tshóu-li vorgeschrieben. Die Residenzstadt des Kaisers soll ein Quadrat von 12 li, die eines Fürsten ersten Ranges von 9 li, die eines Fürsten zweiten und dritten Ranges von 7 li, (lie eines Fürsten vierten und fünften Ranges von S li Seitenlänge sein. I)ie Stadt von 9 li im Quadrat hat drei Thore auf jeder Seite. Es müssen 9 Längs-Strassen von Nord nach Süd und 9 Querstrassen von West nach Ost führen. I)ie Längsstrassen sollen eine Breite von 9 Kriegswagen haben. Da (lie Breite eines Kriegswagens zu 6.6 chinesi-