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0709 China : vol.1
China : vol.1 / Page 709 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000260
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WIEDERGEBURT DES PTOLEMAEUS.

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MAGNUS und ROGER BACO vermuthet hatten , und der Letztere auf seiner Weltkarte dargestellt haben mag ; aber ausser diesem grossen Mann wäre, wie es scheint, zu seiner Zeit Keiner im Stande gewesen , eine solche Idee auf einer Landkarte zur Anschauung zu bringen, da der conventionelle Kreis es nicht gestattete. BEHAIM hielt sich mit grosser Strenge an PTOLEMAEUS 1) , vermochte aber die Resultate späterer Forschungen nicht mit dessen Zeichnung des erythräischen Meeres zu vereinigen. Es ist gegenwärtig kaum möglich , uns die Schwierigkeiten dieser Aufgabe ganz zu vergegenwärtigen. Die Karte des PTOLEMAEUS erschien , da man seine Fehler in den Längen nicht zu controlliren vermochte, so richtig, und seine noch unverstandene mathematische Methode war so imponirend , dass man sich seiner Führung gern überliess, wo man bisher ein Mittel zur correcten Darstellung noch nicht hatte in Anwendung bringen können. So begann der griechische Geograph die Auffassung vorn Weltgebäude noch mehr zu beherrschen, als er es unmittelbar nach seinen Lebzeiten gethan hatte. War schon hinsichtlich der europäischen Meere das Vertrauen in ihn so gross , dass man die guten Karten der Portulane, welche in Venedig, Genua, Pisa und Mayorca angefertigt waren, nach ihm umgestaltete, um wie viel mehr musste er zum Anhalt dienen, wo man keine genaue Aufnahme besass. Dieses 'Stadium der vollständigsten Rehabilitirung von PTOLE1 MAEUS, das erst im sechzehnten Jahrhundert recht zur Geltung kam, musste die wissenschaftliche Geographie durchmachen, um sich auf der Basis des dem Alterthum entnommenen und bald vervollkommneten Gradnetzes und mit Hilfe der portugiesischen Entdeckungsreisen umzugestalten.

Andererseits brachte die Wiedergeburt von PTOLEMAEUS ein neues, unharmo-

i) In mancher Beziehung bezeichnet desshalb seine Karte einen Rückschritt gegen diejenige von FRA MAURO, Z. B. in der Zeichnung des Rothen Meeres, welche wieder nach dem Vorbild von PTOLE-

. MAEUS verdorben wurde. Indien mit der v'orliegenden grossen Insel Taprobane, Hinterindien mit seinem Vorsprung bei Sabana und dem darauf folgenden Golf der Sinae zeichnet er getreu ein bis nach Kattigara. Es war BEHAIM unmöglich, irgend etwas aus den Reiseberichten der letzten Jahrhunderte mit diesen Halbinseln und Buchten zu vereinbaren ; daher brachte er dies Alles j en s e i t s Kattigara an. Hier glaubte er freien Spielraum zu haben. Denn darüber hinaus lag ja bei PTOLEMAEUS die terra orientalis incognita, und es war offenbar, dass seine jenseits der supponirten asiatisch-afrikanischen Verbindungslinie gelegene terra australis incognita , wenn sie überhaupt existirte , durchbrochen sein müsse , da man durch eine Liicke derselben die östliche terra incognita umschiffen konnte, um nach einer Menge von Inseln und Ländern zu gelangen, die PTOLEMAEUS nicht gekannt hatte. BEHAIM hielt sich so sklavisch an sein Vorbild, dass er der Annahme einer Südküste des erythräischen Meeres Rechnung trug, an die Stelle eines Continentalrandes aber, da Afrika umschifft worden war, eine Reihe grosser Inseln setzte ; und so fest war sein Vertrauen auf PTOLEMAEUS, dass er ihm auf Kosten neuerer Forscher die Concession machte, aus der an Kattigara grenzenden terra incognita heraus einen Vorsprung Asiens weit nach Südwesten, bis über den Wendekreis des Steinbocks hinaus, wachsen zu lassen. An diesem Gebilde seiner Phantasie nun hatte er hinlänglich Raum, um Alles anzubringen was er von neuerer Information besass. Dabei verfuhr er so unkritisch, dass , obgleich er den Indus und Ganges schon nach PTOLEMAEUS viel weiter westlich eingetragen hatte, doch nun erst südlich von Kattigara die Namen von Srtrate und Moabar

Malabar) folgen. Daher kommt nun an die Spitze jenes riesigen Halbinsellandes die Insel Caylon, und eine zweite, welche er Seylan nennt , beide südlich von dem Wendekreis des Steinbocks , und die erstere in der Nähe von 1\Iadagascar. Die übrigen , durch MARCO POLO, NICOLO CONTI und Andere bekannt gewordenen Inseln folgen in unmittelbarem östlichem Anschluss. Es ist daher klar, dass Vorder- und Hinter-Indien beide in jener phantastischen östlichen Halbinsel vereinigt sind. An dessen Ostseite kommt er denn auch hinauf nach Ciampa, dem Königreich Mangi und Caticaja. Dann folgen weiter in's Innere hin

Jartaria und Tangut, das schon am Polarkreis liegt.