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0104 China : vol.1
China : vol.1 / Page 104 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000260
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I . CAPITEL. CENTRAL—ASIEN.

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Stämme eröffnet hatten 1), theilte die ganze Raçe das Schicksal, das jeder einzelne Stamm zu erleiden gehabt hatte. Denn im Osten erwuchsen ihnen Feinde von anderer Herkunft. Zuerst waren es die Khitan, von tungusischem Ursprung. Dem Gebiet des Liau in der südlichen Mantschurei entsprossen, verbreiteten sie ihre Macht schnell gegen Westen , und im Jahr 907 erstreckte sich dieselbe über die ganze östliche Mongolei und Theile des nördlichen China. Sie währte durch zwei Jahrhunderte. Im ganzen Osten waren die Namen der türkischen Stämme als Machthaber geschwunden ; aber nördlich und südlich vom Tiën-shan hielten sie sich noch während dieser ganzen Zeit; denn einerseits drangen die Khitan nicht in Massen vor , da sie ihr Culturland im Alluvialboden des Liau den Steppen vorzogen; andererseits erstrebten sie die Herrschaft über China, und dies hinderte ihr Vordringen nach Westen. Derselbe Grund wird das Erstarken der mongolischen Stämme im Nordosten zur Folge gehabt, und damit das gewaltigste aller das Schicksal des Continentes bestimmenden Ereignisse , in der Gründung des mongolischen Reiches durch Djingis-khan, zu Anfang des i 3. Jahrhunderts, veranlasst haben. Es begann ebenfalls aus kleinen Anfängen im Gebiet der Selenga. Aber bald dehnte die Invasion ihre verheerenden Fluthen in stürmendem Lauf nach Westen und Siiden aus, bis das Reich sich vom Japanischen Meer bis zur Donau und zum persischen Meerbusen, im Osten aber über ganz China und darüber hinaus erstreckte. Alle stammverwandten Völker vereinigten sich unter dem Scepter des kriegerischen Heerführers. Die türkischen Stämme, wenn sie nicht unter dem Schwert der Sieger fallen wollten, schlossen sich der Bewegung an. Sie waren unter den bis zur Oder und nach Ungarn vordringenden Schaaren vertreten. Zum Theil scheinen sie von den Mongolen absorbirt und assimilirt worden zu sein, und daher mögen die vielen türkischen Worte in der mongolischen Sprache stammen. Zum Theil aber trat eine Scheidung ein, bei der die Türken ihren Zug nach Westen fortsetzten, und so wurde im Lauf der Zeit ganz Central-Asien, mit Ausnahme der Randgebiete des Tarym-Beckens , von den Resten der typisch türkischen Bevölkerung und ihrer Sprache gereinigt. Als dann unter T i m u r die zweite mongolische Fluth sich ergoss, da konnte sie im südwestlichen Asien beginnen, und dort endete sie auch. Aber obgleich dieser furchtbare Sieger die Bevölkerung von Ländern und Städten zu Millionen ausrottete, die Cultur vernichtete und vor seinem Tode siebenundzwanzig Kronen auf sein Haupt setzen konnte, ist es ihm ebenso wenig wie seinem Vorgänger gelungen, in den peripherischen Ländern eine mongolische an die Stelle der angesessenen Bevölkerung zu setzen, was in Central-Asien sich im Flug vollzogen hatte. Nur in einzelnen kleinen Gebieten, wie in einem Theil von Persien 2) hat sich das mongolische Element erhalten. Dauernde staatliche Einrichtungen vermochte es nicht an die Stelle der vernichteten Cultur zu setzen : und wenn es auch Indien ein Herrscherhaus auf-

i) Ich sehe von den Hiungnu ab, da ihr Ursprung zweifelhaft ist.

z) S. über (lie Ha z â r es und A i m a q , welche zwischen Kabul und Herat wohnen, SPIEGEL a. a. O. P. 343 ff.