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0577 China : vol.1
China : vol.1 / Page 577 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000260
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ERLÖSCHEN DES GEOGRAPHISCHEN INTERESSES.

51I

Ii

3. Periode der gegenseitigen Entfremdung.
Von 150 bis 600 n. Chr.

Die Ausführlichkeit , mit der im Vorstehenden die Berührungen des Ostens mit dem Süden und Westen des asiatischen Continentes und die allmälige Erweiterung des Gesichtskreises der verschiedenen Culturvölker während der zweimaligen Blüthezeit der HAN - Dynastie dargestellt worden sind , dürfte ihre Rechtfertigung ebenso darin finden, dass, wie ich bewiesen zu haben glaube, damals die frühesten directen Verkehrsbeziehungen über Central-Asien hinweg und zur See um Süd-Asien herum sich vollzogen, als auch in dem Umstand , dass die Erklärungen der darauf bezüglichen Urkunden wegen der zahlreichen in ihnen vorkommenden obsoleten Namen auf besondere Schwierigkeiten stossen und daher vielfach von einander abweichen. Hinsichtlich mancher späterer nicht minder wichtiger Perioden werden wir uns kürzer fassen können, weil es der Kritik leichter gewesen ist , die Ereignisse in denselben an sicher bestimmte Localitäten zu knüpfen ; und wir werden uns in vielen Fällen mit einer gedrängten Aneinanderreihung der Thatsachen und der Verweisung auf die wichtigsten Quellen begnügen können.

Der mächtige Aufschwung, welchen die geographische Kenntniss der Chinesen bis in die ersten Decennien des zweiten Jahrhunderts n. Chr. erfuhr , ebenso wie der, welcher sich im Römischen Reich von der Regierung des Kaisers AUGUSTUS an bis zum Jahr i 50 vollzog , und an welchen sich die gefeierten Namen von STRABO , PLINIUS, MARINUS und PTOLEMAEUS knüpfen , hat bei beiden Völkern seinen Grund in der auch sonst vielfach bestätigten Erfahrung, dass der Sinn für geographische Forschung bei einer Nation am lebhaftesten hervortritt, wenn sie in der Phase der Erweiterung ihrer Macht steht. Bei den Chinesen war diese Periode von kurzer Dauer , und vom Jahr 13o an wichen die Grenzen ihrer Herrschaft schnell zurück. Kurze Zeit nachher beschlossen die Römer ihre Siegeslaufbahn im Osten ; sie waren fortan mehr auf die Erhaltung als auf die Vermehrung ihres Besitzes bedacht . und im dritten Jahrhundert begann der Verfall ihrer Macht in Asien. Jahrhunderte vergingen. ehe ein anderes Culturvolk durch Gründung eines Welt-

reiches und damit verbundenen geistigen Aufschwung das Interesse für Erweiterung der Länderkenntniss neu belebte. Daher erlosch allenthalben durch lange Zeit der Sinn für geographische Forschung ; und man legte selbst auf die Erhaltung des Erworbenen nur wenig Werth. In China blieben die Annalen der HAN-

Dynastie mit ihrer reichen Belehrung über ferne Gegenden ein Vermächtniss für

die Nachwelt ; im Westen fand PTOLEMAEUS keinen Nachfolger. Was er in seinen Werken zusammengetragen und durch seine trockne mathematische Methode scheinbar auf eine sichere Basis gestellt hatte, diente nachher noch als Grundlage zu einigen populären Darstellungen , um dann bis zur Wiederbelebung durch die Araber (um 83o) fast in Vergessenheit zu fallen. Dennoch ist die lange Periode von 450

Jahren, welche bis zur erneuten Aufnahme der transcontinentalen Beziehungen verging, nicht völlig steril für die Verhältnisse des gegenseitigen Verkehrs geblieben,