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0338 China : vol.1
China : vol.1 / Page 338 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000260
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VIII. CAPITEL. DAS BUCH YU—KUNG.

nahm deren zweiter Herrscher im Jahr 191 v. Chr. das Edict zurück. Der Gelehrte FU—SANG schaffte nun ein von ihm zur Zeit des Verbotes vergrabenes Exemplar des Shu-king wieder an's Tageslicht (nach dem Bericht von SZ'-MA-TSIËN) , konnte aber wegen des vermoderten Zustandes desselben nur 29 Theile wiederherstellen 1 . Von grösserer Wichtigkeit war ein anderer, um ein Jahrhundert später gemachter Fund. Die Nachkommen von CONFUCIUS hatten fortdauernd an seinem Geburtsort, dem jetzigen Kiü-fau-hsiën in der Provinz Shan-tung, gelebt, wo die Familie noch heute besteht, und ihr Oberhaupt Herzogsrang hat. Als das Edict erlassen wurde, vermauerte ein Glied der damaligen Generation derselben ein Exemplar der Bücher in dem Haus, in welchem der Weise selbst gelebt hatte. Um das Jahr 90 v. Chr. wurde letzteres weggenommen, um den angrenzenden Palast der Fürsten von Lu zu erweitern. Da fand man jenes Exemplar, das nun von dem Oberhaupt der Familie des CONFUCIUS, dem Gelehrten KUNG—NGAN—KWO, studirt und auf kaiserlichen Befehl mit einem Commentar herausgegeben wurde. Dadurch sind 58 der früheren 1 oo Theile wiederhergestellt. Unter ihnen befindet sich das Buch Yü-kung, welches den Vorzug hat , dass es in den beiden Texten von KUNG—NGAN—KWO und FU—SANG, welche resp. als der alte und neue bekannt sind, fast gleichlautend ist.

Dem unbefangensten Leser muss selbst in Uebersetzungen in europäische Sprachen , die das Original niemals getreu wiederzugeben vermögen , der grosse Unterschied zwischen dem Buch Yü-kung (mit Ausnahme des dem Charakter desselben ganz fern stehenden vierten Theils) 2) und allen übrigen noch erhaltenen Büchern des Shu-king auffallen. Die Schreibart ist eine ganz andere. Der Yü-kung ist in einem Lapidarstil geschrieben, der an Gedrungenheit und Kürze wahrscheinlich in keinem, in irgend einer Sprache geschriebenen Schriftstück seines Gleichen hat. In imponirender Grossartigkeit und Gediegenheit reihen sich die Begriffszeichen, jedes zierenden Beiwerkes bar, aneinander. Fast ein jedes von ihnen drückt eine Thatsache aus, und mit einziger Ausnahme der visionären Umgrenzung der Welt durch die vier Meere finden wir nur die sachlichste, nüchternste Darstellung. Die Personen trete in den Hintergrund ; nie werden sie redend aufgeführt. Dieser Stil und diese Behandlungsart finden sich im ganzen Shu-king nicht wieder. Welches Capitel desselben man auch betrachten möge, jedes hat ein dramatisches Ge-

  1. Nach anderer, weniger glaubwürdig scheinender Lesart hätte FU-SANG, welcher vor der Bücherverbrennung eine hohe Stellung unter den Literaten eingenommen hatte, den betreffenden Theil des Shuking aus dem Gedächtniss wieder hergestellt. Die Defecte, welche im ersteren Fall der Vermoderung zugeschrieben werden , hätten dann ihren Grund darin, dass FU-SANG ein Mann von hohem Alter (angeblich yo Jahren) war , Manches unvollkommen behalten hatte und einen schwer verständlichen Provinzialdialect sprach , nach welchem das Niederschreiben nicht mit voller Zuverlässigkeit geschehen konnte. Diese Version der ersten Restauration der Bücher wurde durch DE MAILLA, GAUBIL, DE GUIGNES und Andere in Europa bekannt gemacht und hat Vielen einen erwünschten Anhalt zu Zweifeln an der Glaubwürdigkeit des Shu-king gegeben. Doch hat die Methode nichts Unwahrscheinliches oder Befremdendes, wenn man erwägt , wie auch heute die chinesischen Gelehrten grosse Theile ihrer Classiker auswendig wissen. LEGGE (Shoo-king, proleg. p. is ff.) hat gezeigt, dass die Version von Sz'-MA-TSIËN mehr Anspruch auf Zuverlässigkeit hat.

  2. S. oben S. 278.