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0759 China : vol.1
China : vol.1 / Page 759 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000260
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WISSENSCHAFTLICHE LEISTUNGEN DER JESUITEN.

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hindern, dass bald ein Exemplar der Karte nach Europa geschickt wurde, und dieselbe hier der Wissenschaft einen grossen Gewinn brachte. Ein weites Ländergebiet war mit befriedigender Schärfe in das Netz von Breiten- und Längengraden eingefügt, mit welchem der Mathematiker den Erdball umspannt. Die Grundlage für eine geographische Erforschung war gelegt. Leider jedoch ist diese selbst ausgeblieben. Denn eine schulgerechte Ausbildung hatte den Missionaren zwar diejenigen Kenntnisse beigebracht, durch deren praktische Verwerthung sie eine Aufgabe der mathematischen Geographie von grosser Tragweite lösen konnten. Aber doch war keiner von ihnen ein Geograph. Sie waren Jünger des PTOLEMAEUS ; es fehlte jene Richtung, welche im Alterthum STRABO vertrat, und in welcher eine erfolgreiche Thätigkeit auf dem Sinn und dem Verständniss für die Formen der Erdoberfläche und ihre Vertheilung, sowie ihren Einfluss auf die organische Welt und den Menschen beruht. In dieser Beziehung reichte Keiner an MARTINI heran. Die reiche Gelegenheit, welche sich bot, um das Land nach allen Richtungen zu studiren und kennen zu lernen, ging verloren, und die Beschreibungen der einzelnen Provinzen, welche uns die Verfertiger der Karte und ihre Ordensbrüder hinterlassen haben 1) , sind durch ihre Dürftigkeit ein Armuthszeugniss für ihre Fähigkeit zu einer regen Auffassung. Insbesondere fehlte ihnen jegliches Verständniss für die Orographie. Sie folgten ihren chinesischen Vorbildern , indem sie Gebirgsgegenden mit den Zeichen für Berge bestreuten ; aber deren natürliche Anordnung auch nur in den ersten Elementen zu verstehen, ging über ihren Horizont. Diese Mängel, welche zum Theil in den Anschauungen der Zeit beruhen , aber nicht ganz dadurch entschuldigt werden, sind niemals nachgeholt worden, und in keinem Land der Welt steht die detaillirte Ausführung der Karte in grösserem Missverhältniss zu dem, was wir über das Land selbst wissen. Wie die Chinesen in ihren geographischen Beschreibungen eine Landkarte in Worten geben 2) , so können wir viele Seiten füllen, um die Zeichnung eines Stromsystems von China in Worte umzusetzen ; aber das Bild bleibt trocken und todt. Erst RITTER vermochte, indem er mit grossartiger Cornbinationsgabe und bewundernswürdigem Fleiss alle zu seiner Zeit erreichbaren Nachrichten zusammenstellte, eine lebensvolle Beschreibung dieses Landes zu entwerfen.

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Combinirte Thätigkeit der Missionare in China und der französischen Gelehrten im i fiten Jahrhundert.

Die glänzendste Periode der katholischen Missionen in China schloss mit deren höchster wissenschaftlicher Leistung. In Europa aber lebte zu keiner Zeit ein höheres und fruchtbareres Interesse für das Land, als es, zugleich mit dem kaiserlichen Verbot der Missionen (s. oben S. 663) , in Frankreich zu erwachen begann. Die wissenschaftliche Erforschung , welche LUDWIG XIV. angeregt hatte, war mit ihrer ersten grossen Frucht gekrönt worden. Sie verfehlte nicht ihre Rückwirkung auf die geistige Thätigkeit im Heimathland. Das Princip, die tüchtigsten und wissen-

  1. S. bei Du HALDE vol. I, p. III-259.

  2. S. oben S. 3 92 .

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