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0657 China : vol.1
China : vol.1 / Page 657 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000260
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DIE GEOGRAPHISCHEN KENNTNISSE UNTER DER YUEN-DYNASTIE.

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ten. Bildung , gute Sitte und Geschicklichkeit im Umgang mochten ihnen , wie zu allen früheren Zeiten , ebenso zur Empfehlung dienen , wie der uralte Nimbus des Reiches, dem sie angehörten. TSHINGIS-Khan selbst mag die Colonisirung der von ihm verwüsteten Städte des Westens , und insbesondere die Ansiedelung von Chinesen in ihnen, begünstigt haben. TSHANG-TSHUN sagt bei seinem Besuch von Samarkand im Jahr 1 2 2 I : » Die Bevölkerung der Stadt betrug vor der Besiegung des Sultans von Khowarezm mehr als i oo, 000 Familien, aber es blieb davon nach der ,mongolischen) Occupation nur der vierte Theil. Die meisten Felder und Gärten gehören den Mohamedanern : doch haben sie keine freie Verfügung darüber, sondern müssen ihr Eigenthum zusammen mit Khitan, Chinesen und Leuten von Ho-hsi (dem westlichen Kansu bewirthschaften. C h i n e s i s ch e Ar b e i t er leb en ii b e r a l 1« i . Aber so gross auch in denjenigen Gegenden , aus denen die Einwanderer kamen , und wo die Chefs der bei dem centralasiatischen Verkehr betheiligten Handelshäuser lebten , die Kenntniss von den grossen Strassen , der allgemeinen Disposition der Länder im Verhältniss zu ihnen, und der Städte und Völker des Westens gewesen sein mag, — der geographische Sinn wurde bei den Gelehrten ebenso wenig wie in Regierungskreisen geweckt. Denn es war nicht die chinesische Macht , welche sich ausgedehnt hatte ; es waren nicht Heere nach Westen gezogen, deren wissenschaftliche Begleiter man im politischen Interesse, wie es früher geschehen war, mit der Aufgabe betraut hätte , Aufzeichnungen über die Westländer zu machen, und Karten derselben anzufertigen ; sondern man stand unter dem Druck einer fremden Herrschaft. Es ist bezeichnend für den gänzlichen Mangel der Chinesen an innerem Drang zur geographischen Kenntniss der ausser ihrem engeren Bereich liegenden Länder, dass wir aus der Zeit nach der gänzlichen Occupation ihres Reiches durch die Mongolen ,im Jahr 128o kein bemerkenswerthes Werk über die Geographie des Westens kennen. Das politische Motiv fehlte, und es gab kein anderes, welches es hätte ersetzen können. Allerdings besitzen wir. ein Werk von ausserordentlich hohem Werth, welches kurz vor jener Zeit, um das Jahr 1275, geschrieben wurde. Es ist das grosse, zum Theil encyklopädische und zum Theil historisch-geographische Werk von M A-TWAN-LIN , welches eine bei weitem noch nicht erschöpfte Fundgrube des Wissens über die Völkerbewegungen in Central-Asien und Turan von den ältesten Zeiten an ist. Aber es ging nicht aus dem damaligen Verhältniss China's zur politischen Weltlage hervor , sondern war ein Erzeugniss des wissenschaftlichen Geistes, der am Hof der SUNG-Kaiser blühte, selbst nachdem sie ihre Residenz südlich vom Yang-tszé verlegt hatten. Die Gelehrten dieser Zeit waren hauptsächlich Encyklopädisten , vielleicht desshalb weil der mächtige Aufschwung der Buchdruckerkunst die Vervielfältigung der alten Schriften er-

i) BRETSCHNEIDER, Notes an Chinese mediaeval travellers to the West; Shanghai 1875, p. 39. Wahrscheinlich war dies eine ähnliche Art der Ansiedelung, wie sie bei der letzten Occupation des TarymBeckens und der Tiën-shan-Péi-lu (von 1759 bis gegen 187o, stattfand, d. h. ein Auswandern von jungen Männern , ohne ihre Frauen , zum Zweck , ein hinreichendes Vermögen zu erwerben , um nachher mit ihren Familien in China leben zu können.